LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
verächtlich als schräges Pflegekind abgetan.
Charlotte trank einen Schluck von ihrem Kaffee und schaute sich um. »So eine Unordnung«, murmelte sie. Dann weiteten sich ihre grünen Augen. Emma folgte ihrem Blick und sah, wie Madeline aus ihrem SUV ausstieg. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und drängte sich durch die Schüler, die ihr alle nachstarrten.
»Mads!«, rief Charlotte und winkte.
Madeline drehte den Kopf und erstarrte, als sie Emma neben Charlotte sitzen sah. Einen Moment lang dachte Emma, sie würde sich auf dem Absatz umdrehen und die Flucht ergreifen, aber dann stolzierte sie mit ihrer ganzen Ballerina-Anmut auf die beiden zu und setzte sich neben Charlotte auf die Bank.
Charlotte ergriff ihre Hand und drückte sie. »Wie geht’s dir?«
»Was glaubst du denn?«, zischte Madeline. Mit ihrem engen Kaschmirpullover und ihren sorgfältig gebügelten dunkelblauen Shorts war sie makellos gekleidet, aber ihre Alabasterhaut wirkte noch blasser als sonst. Dann fiel Emma die Chanel-Sonnenbrille auf, die auf Mads Haaren saß. Sie war neu, obwohl Emma und Madeline erst vor ein paar Wochen eine Gucci-Brille secondhand gekauft hatten. Eine für Sutton sehr untypische Handlung. Hatte Mads sich bewusst dafür entschieden, diese Brille heute nicht zu tragen, um Emma zu zeigen, dass sie sauer auf sie war? Oder bildete Emma sich das alles nur ein?
»Thayers Anhörung war heute Morgen«, erklärte Madeline, schaute dabei aber nur Charlotte und nicht Emma an. »Seine Kaution wurde auf fünfzehntausend Dollar festgelegt. Meine Mom heult nur noch. Sie hat meinen Dad angefleht, die Kaution zu bezahlen, aber er weigert sich. Er sagt, er habe nicht vor, sein Geld zum Fenster rauszuwerfen, denn Thayer würde sowieso nur wieder abhauen. Ich würde ihn ja selbst da rausholen, aber woher soll ich fünfzehntausend Dollar nehmen?«
Charlotte schlang Madeline den Arm um die Schultern und drückte sie an sich. »Das tut mir so leid, Mads.«
»Bei der Anhörung hat er einfach nur dagesessen und uns angestarrt.« Madelines Unterlippe zitterte. »Es wirkte so, als würde er uns überhaupt nicht kennen. Er hat eine Tätowierung, die er nicht erklären will, und dazu noch dieses schlimme Hinken. Er wird nie wieder Fußball spielen können. Das war sein Lebenszweck – seine Berufung – und jetzt ist seine Zukunft ruiniert.«
Emma streckte die Hand aus und legte sie auf Madelines Schulter. »Das ist schrecklich.«
Madeline verspannte sich und wich zurück. »Aber das Schlimmste ist, dass Thayer uns nicht erzählen will, wo er die ganze Zeit lang war.«
»Wenigstens wisst ihr jetzt, wo er ist und dass es ihm gut geht«, versuchte Emma, sie zu trösten.
Madeline fuhr herum und starrte sie an. Ihre blauen Augen waren geschwollen und ihr Mund nur eine schmale Linie. »Was hat er in deinem Zimmer gewollt?«, fragte sie unvermittelt.
Emma zuckte zusammen. Charlotte fummelte an dem herzförmigen Schlüsselanhänger an ihrer ledernen Couch-Handtasche herum und vermied es, die beiden anzusehen.
»Ich weiß es nicht, das habe dir doch schon gesagt«, stammelte Emma und spürte, wie ihr Magen sich verkrampfte.
»Hast du gewusst, dass er dich besuchen wollte?« Madeline kniff die Augen zusammen.
Emma schüttelte den Kopf. »Nein. Das schwöre ich dir.«
Madeline machte ein skeptisches Gesicht, als wolle sie Emma glauben, könne aber nicht. »Ach komm schon, Sutton. Du wusstest, dass er abhauen wollte. Du hattest Kontakt zu ihm, während er weg war, stimmt’s? Du wusstest die ganze Zeit über, wo er war.«
»Mads«, sagte Charlotte. »Sutton würde niemals …«
»Mads, wenn ich gewusst hätte, wo er ist, oder mit ihm gesprochen hätte, hätte ich dir das sofort gesagt«, unterbrach sie Emma. Sie konnte nur raten, was wirklich passiert war. Sie selbst hatte definitiv nicht mit Thayer gesprochen. Aber wie stand es um Sutton?
Ich hatte das ungute Gefühl, dass Emma recht hatte, obwohl ich es nicht für möglich halten wollte, dass ich Mads absichtlich im Dunkeln gelassen hatte. Ich hatte so viele Menschen verletzt und so viele Geheimnisse mit mir herumgetragen. Wenn ich mich nur daran erinnern könnte, welche.
Madeline kratzte an dem goldenen Nagellack auf ihrem Zeigefingernagel herum. »Ich weiß, was zwischen euch gelaufen ist, bevor er abgehauen ist.«
Plötzlich hatte Emma einen bitteren Geschmack im Mund. Sie atmete tief ein, aber ihr fehlten die Worte. Was sollte sie auch sagen? Dann sei so gut und sag es mir,
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