LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
bitte?
In diesem Augenblick schrillte die Schulglocke über den Hof.
Charlotte sprang auf. »Los, kommt.«
Aber Madeline blieb sitzen und starrte Emma nur stumm an.
Charlotte legte ihr sanft die Hand auf den Arm. »Das Letzte, was du jetzt brauchst, ist, dass dein Dad einen Anruf von der Schule bekommt, weil du zu spät zum Unterricht erschienen bist.«
Endlich warf sich Madeline seufzend die Tasche über die Schulter. Charlotte murmelte etwas von Mittagessen, dann hakte sie sich bei Madeline unter und führte sie in Richtung Klassenzimmer. Emmas erste Stunde fand in derselben Ecke der Schule statt, aber sie hatte das Gefühl, dass sie definitiv nicht eingeladen war.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und sie zuckte zusammen. Als sie sich umdrehte, sah sie Ethan hinter sich stehen. Er lächelte sie verlegen an. »Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte er. »Geht es dir gut?«
Emma wollte nach seiner Hand greifen, ließ den Arm aber wieder sinken und sah sich verstohlen um. Ein paar Kids aus dem Theaterkurs probten beim Parkplatz eine Szene. Vor dem Kiosk auf dem Schulgelände standen ein paar Schüler Schlange, um sich mit Kaffee zu versorgen. Obwohl niemand in ihre Richtung schaute, fühlte sie sich beobachtet und daher irgendwie unwohl mit der Situation. Ethan gehörte nicht zu Suttons Clique und das wollte er auch gar nicht.
Sie seufzte. »Ich bin erst seit zehn Minuten hier und es kommt mir vor wie eine Ewigkeit«, stöhnte sie. »Und Madelines Verhalten deutet wirklich stark darauf hin, dass zwischen Sutton und Thayer was gelaufen ist, bevor er die Stadt verlassen hat.«
Ethan nickte. »Sutton hat Garrett also betrogen?«
»Scheint so«, sagte Emma. Sie wollte eigentlich nicht glauben, dass ihre Schwester untreu gewesen war, aber es sah leider wirklich so aus.
»Und wie willst du mehr darüber herausfinden?«
Emma trank einen großen Schluck von dem Kaffee, den Charlotte ihr gekauft hatte. »Weiter alle Klatschbasen der Schule belauschen?«, fragte sie achselzuckend.
Ethan sah aus, als wolle er noch etwas sagen, aber die letzte Glocke schnitt ihm das Wort ab. Beide kehrten in die Realität zurück. »Wir reden später weiter, okay?«
»Okay«, sagte Ethan. Er machte gleichzeitig mit Emma einen Schritt nach vorne, sodass sie mit den Füßen zusammenstießen. Beide wichen zurück.
»Sorry«, murmelte Emma.
»Kein Thema«, sagte Ethan knapp und zog sich den Rucksack auf den Rücken. Ihre Blicke trafen sich einen Moment lang, aber dann senkte Ethan den Kopf und eilte in Richtung Tür. »Bis dann«, murmelte er.
»Okay«, sagte Emma ins Leere. Dann drehte sie sich um und ging schnell in die Gegenrichtung. Plötzlich raschelte es in den Büschen und sie blieb abrupt stehen. Hinter einem Podest kicherte jemand. Emma kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, wer es war. Beobachtete sie jemand? Spionierte Laurel ihr und Ethan wieder nach? Bevor sie erkennen konnte, um wen es sich handelte, schlüpfte die Person ins Schulgebäude und eilte die Treppe hinauf.
5
Spiel, Satz, besiegt
Am späten Nachmittag verließ Emma den Tennisplatz der Wheeler High, Holliers schärfstem Rivalen, wobei sie ihre Augen mit der Hand gegen die grelle Sonne abschirmte und verlegen lächelte, als sie vereinzelten Applaus hörte. Alle Mannschaften von Hollier spielten diese Woche gegen Wheeler und Emma hatte gerade ein anstrengendes Tennismatch gegen eine zierliche Rothaarige hinter sich gebracht. Eigentlich hätte es nicht anstrengend sein sollen – Trainerin Maggie hatte ihr gesagt, das Mädchen sei so mies, dass man sie mit einem verstauchten Knöchel und einem Badmintonschläger besiegen könne. Doch bevor Emma nach Tucson gekommen war, hatten sich ihre Tenniskenntnisse auf das Tischtennis beschränkt, das ihr russischer Pflegebruder Stephan ihr in einem schmuddeligen Keller beigebracht hatte. Tatsächlich benutzte sie jetzt die russischen Flüche, die er ihr beigebracht hatte, wenn sie bei einem Spiel nach Herzenslust schimpfen wollte, ohne Ärger zu kriegen.
Für mich war das eine weitere Erinnerung daran, wie unterschiedlich wir aufgewachsen waren.
»Gutes Spiel, Sutton«, sagten ein paar Leute, die Emma nicht erkannte, im Vorbeigehen. Sie brach auf einem Stuhl an der Seitenlinie zusammen, trat sich die Super-Tennisschuhe aus Suttons Kleiderschrank von den Füßen – die ihr Spiel leider auch nicht verbessert hatten – und stöhnte auf.
»Ist da jemand immer noch nicht wieder in Form?«,
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