LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
zerrissene schwarze Strumpfhosen und ein schwarzes Top, das mehr als nur ein bisschen Dekolleté freigab.
»Hallo, Ladys«, sagte Gabby und zwirbelte eine lange blonde Haarsträhne um ihren Zeigefinger.
»Hi«, sagte Madeline brüsk.
»Nun fallt nicht gleich um vor Freude darüber, uns zu sehen«, tadelte Lili.
Laurel verdrehte die Augen und tunkte ein Stück Sushi in Sojasauce.
Die Twitter-Zwillinge ließen sich auf ihre Stühle fallen und öffneten ihre Lunchpakete. Beide hatten Bio-Erdbeerjoghurt und Bananen dabei. »Also, Mädels«, sagte Lili, während sie ihre Banane schälte. »Da wir ja jetzt offizielle Mitglieder des …«, sie sah sich um und senkte die Stimme, »des Lügenspielclubs sind … Wer soll unser nächstes Opfer sein?« Ihre blauen Augen glitzerten vor Aufregung.
Madeline zog eine Schulter hoch und fuhr sich mit dem Handrücken über das schimmernde Rouge, mit dem sie ihre Porzellanhaut bestäubt hatte. »Mir egal«, sagte sie und schaute betont gelangweilt über Emmas Kopf hinweg.
Aber Laurels Gesicht leuchtete auf. »Ich habe schon eine Idee.« Sie schaute sich ebenfalls um und sagte dann in verschwörerischem Ton: »Wie wäre es mit ihm?« Sie deutete auf eine Person hinter Emma. Alle drehten den Kopf und folgten ihrem Finger mit den Augen. Als Emma sah, wen Laurel meinte, sank ihr das Herz. Ethan saß lesend mit dem Rücken zu ihnen auf einem Stuhl, die Füße auf die Ziegelmauer gestützt.
»Ethan Landry?«, fragte Gabby überrascht.
»Warum nicht?«, fragte Laurel. Sie schaute auf und begegnete Emmas Blick. Der stieg das Blut in die Wangen. Sie hatte Laurel letzte Woche beim Kostüm-Shopping für Halloween gestanden, dass sie in Ethan verknallt war. Und Laurel hatte sie auf dem Tennisplatz beim Kuscheln erwischt. Ihre Ansage war eine eindeutige Kriegserklärung und vielleicht als Rache dafür gedacht, dass Thayer in Suttons Zimmer aufgetaucht war.
Charlotte verzog skeptisch den Mund.
»Ethan? Wäre das nicht eine Wiederholung?«
»Ja, und wir hatten gesagt, keine Wiederholungen, Laur«, erinnerte sie Madeline.
Emma verschluckte sich beinahe an dem trockenen Putenbrust-Sandwich, das sie aus Suttons Lunchtüte gezogen hatte. Was sollte das denn bedeuten? Hatten sie Ethan schon einmal einen Streich gespielt? Sie dachte an die Lügenspiel-Videos, die sie auf Laurels Computer gefunden hatte. Ethan war bei keinem das Opfer gewesen. Wann hatte dieser Streich stattgefunden?
Und warum hatte Ethan ihr nichts davon erzählt?
»Genau genommen ist es wirklich eine Wiederholung«, räumte Laurel ein und tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger auf die Lippen. »Aber wir haben ihm noch nicht heimgezahlt, dass er damals den Streich ruiniert hat, den wir Sutton gespielt haben.« Sie sprach von dem Abend, an dem Ethan zufällig gesehen hatte, wie Charlotte, Madeline und Laurel Sutton die Augen verbunden und sie dann gewürgt hatten. Der daraus resultierende Pseudo-Snuff-Film war dann im Internet gelandet, wo Emma ihn gesehen hatte. Der Film hatte sie überhaupt erst auf die Idee gebracht, nach Sutton zu suchen. Ethan hatte gedacht, Sutton sei in Lebensgefahr. Er wollte sie retten. Aber er hatte Emma erzählt, dass Sutton das Ganze danach nur lachend abgetan hatte.
»Wir müssen eben dafür sorgen, dass wir ihm diesmal einen ganz anderen Streich spielen.«
Madeline schob sich eine Traube in den Mund. »Hm. Ethan ist tatsächlich ein prima Opfer. Er ist so sensibel und emo. Wahrscheinlich heult er oder so.«
»Buhuuuu«, trällerte Lili. Sie tippte mit fliegenden Fingern einen Tweet.
»Das sollten wir planen«, sagte Madeline. »Morgen bei mir?«
Emma schluckte mühsam. Sie fühlte sich, als säße sie auf einer außer Kontrolle geratenen Achterbahn. »Sollten wir Ethan nicht lieber in Ruhe lassen?«, murmelte sie mit zitternder Stimme.
Alle drehten sich um und starrten sie an. »Warum denn, Sutton?«, fragte Laurel sichtlich amüsiert. »Hat da jemand ein Geheimnis, von dem wir nichts wissen?«
Emma schaute Suttons Freundinnen der Reihe nach an. Sie war wütend darüber, dass Laurel sie in diese Lage gebracht hatte. Suttons Schwester war die Einzige, die von ihren Gefühlen für Ethan wusste – denn sie war sich nicht sicher, ob die anderen sie verstehen würden. Mit Ethan auszugehen wäre absolut Sutton-untypisch, eine seltsame Wahl nach dem extrem beliebten Garrett. Und was genau sollte sie ihnen eigentlich sagen? Sie wusste ja selbst nicht genau, was zwischen ihr und Ethan
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