LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
eigentlich lief. Sie waren ja schließlich nicht zusammen … noch nicht.
Emma schraubte den Deckel ihrer Cola light ab und spürte, wie winzige Bläschen an ihren Fingerspitzen zerplatzten. »Ich habe keine Geheimnisse«, sagte sie aalglatt mit ihrer arrogantesten Sutton-Stimme. »Und Ethan ist mir völlig egal.« Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie die Worte aussprach.
»Na, dann sollte es ja kein Problem für dich sein, Ethan mit uns einen Streich zu spielen«, sagte Laurel und klatschte in die Hände. Dann zeigte sie noch einmal auf Ethan. »Also sieht es so aus, als sei Mr. Emo-Boy unser nächstes Opfer, Mädels.«
11
Dinner zu viert
Am frühen Abend desselben Tages drangen die Klänge der schmalzigen Hip-Hop-Ballade, die Laurel gerade rauf- und runterhörte, in Emmas Zimmer. Sie steckte sich die Finger in die Ohren. Sie hätte alles für einen Nachmittag gegeben, an dem sie mit Alex, ihrer besten Freundin aus Henderson, Vampire Weekend oder sonst irgendeine Band hören konnte, die nicht in jeder Textzeile »Baby, baby, baby« unterbrachte. Ob der Musikgeschmack ihrer Zwillingsschwester genauso mies gewesen war?
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass mein Musikgeschmack erstklassig ist und es schon immer war. Ich erinnere mich zwar nicht mehr an all die fantastischen Konzerte, die ich schon erlebt habe – ich bin mir sicher, dass es so einige waren –, aber immer wenn im Radio Adele, Mumford&Sons oder Lykke Li liefen, wusste ich, dass diese Songs auch auf meinen Lieblingsplaylists gewesen sein mussten, denn die Texte hörten sich an wie Sirenengesänge aus meiner Vergangenheit.
»Ich kann nicht kommen, Caleb«, hörte Emma Laurel schreien, die die Musik übertönen musste. »Wir essen heute Abend alle zusammen. Als Familie.«
Seufzend stand Emma auf, ging zu Suttons Schrank und durchsuchte einen Stapel T-Shirts, der ordentlicher war als in einer Boutique. Sutton hatte ihre Kleider immer penibel aufgeräumt. Emma zog ein türkisfarbenes Shirt mit U-Boot-Ausschnitt aus dem Stapel und zog es an. Dazu kombinierte sie dunkelblaue Jeggings und metallisch glänzende Ballerinas.
»Ich weiß, dass das blöd ist«, dröhnte Laurels Stimme durch die Wand. »Ich habe absolut keinen Bock. Ich will so wenig Zeit wie möglich mit ihr verbringen.«
Emma konnte sich denken, von wem Laurel da sprach. Als Emma und Suttons Schwester vom Tennistraining nach Hause gekommen waren, hatte Mrs. Mercer verkündet, dass es höchste Zeit für eine Familienzusammenführung war – in anderen Worten, höchste Zeit dafür, dass Emma und Laurel sich wieder vertrugen – und sie deshalb alle gemeinsam bei Arturo’s essen würden, einem edlen Restaurant in einer Tucsoner Hotelanlage. In ihrem früheren Leben hätte Emma in einem solchen Restaurant wahrscheinlich gekellnert und nicht gespeist. Sie hätte Mrs. Mercer gerne gesagt, dass sie sich das Geld und die Mühe hätte sparen können. Nachdem Laurel Ethan zum Opfer ihres nächsten Streichs auserkoren hatte, war Emma sich auch nicht mehr sicher, ob sie mit Laurel Frieden schließen wollte.
Aus Laurels Zimmer drang wieder Gelächter.
Emma starrte auf ihr Spiegelbild und fuhr sich mit einer Rundbürste durchs Haar. Wusste Caleb, dass Laurel in Thayer verknallt gewesen war? Und was hielt er davon, dass sie in jeder Pause an ihrem Freiheit-für-Thayer-Tisch saß und dabei dieses dumme schwarze T-Shirt trug? Und was wusste Laurel eigentlich über Thayer und Sutton? Wieder einmal dachte Emma an Laurels vagen Vorwurf: Du hast ihn in Schwierigkeiten gebracht. Wieder mal. Wovon hatte sie gesprochen? Wie sollte Emma die Antwort herausfinden?
»Ich ruf dich an, wenn wir wieder zu Hause sind«, versprach Laurel und riss Emma aus ihren Gedanken. »Tschüs!« Dann hörte die Musik abrupt auf und Stille legte sich über das obere Stockwerk. Emma hörte, wie eine Schublade geöffnet und wieder geschlossen wurde. Laurels Tür knarrte. Ein Schatten huschte an Suttons Tür vorbei und dann rief Laurel unten in der Küche nach Mrs. Mercer.
Plötzlich hatte Emma eine Idee. Sie sprang vom Bett auf und schlich sich in den Flur. Laurels Tür stand offen, der Lichtschein der Nachttischlampe fiel auf den Teppich. Emma lauschte, um sicherzustellen, dass Laurel nicht wieder die Treppe heraufkam, und ging dann auf Zehenspitzen in ihr Zimmer. Sekunden später schloss sie die Tür vorsichtig hinter sich.
Laurels Zimmer glich Suttons auf fast unheimliche Weise, bis hin zu dem weißen
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