LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
auch er herüber und ihre Blicke trafen sich. Er grinste. Mistkerl , dachte Emma. Sie hatte heute Abend wirklich nicht über Thayer reden wollen. Aber als sie sich wieder ihren Eltern zuwendete, diskutierten die beiden darüber, ob sie lieber den Shiraz oder den Malbec von der Weinkarte nehmen sollten. Sie war aus dem Schneider – jedenfalls im Moment.
Oder etwa nicht? Ich bemerkte, wie Laurel Emma anstarrte. Und ich musste wieder an die kleinen Initialen denken, die sie am Datum meines Todes in ihren Kalender gekritzelt hatte: TV .
Laurel wusste etwas. Und ich konnte nur hoffen, dass Emma es entdeckte, bevor es zu spät war.
12
Frauenpower
Am folgenden Tag stand Emma auf dem Parkplatz von Hollier und verging unter der brutalen Sonne Tucsons fast vor Hitze. Die Frauenfußballmannschaft rannte in der Ferne über ein staubiges Feld. Emma hatte keine Ahnung, wie die Mädels es schafften, nicht reihenweise in Ohnmacht zu fallen – es mussten weit über 40 Grad im Schatten herrschen. Sie hatte eine halbe Stunde Tennistraining draußen hinter sich und fühlte sich so dehydriert, dass sie einen Tropf gebraucht hätte.
Ich erinnerte mich an Tennistrainingsstunden in sengender Hitze. Aber wenn ich jetzt neben Emma schwebte, dann war mir weder warm noch kalt. Ich spürte … nichts. Es klingt seltsam, aber ich hätte alles dafür gegeben, nur noch einmal verschwitzt und außer Atem sein zu dürfen. Es erstaunte mich, dass ich mich sogar nach diesen Aspekten des Lebendigseins verzweifelt sehnte.
Eine Hupe ertönte und Charlotte fuhr in ihrem silbernen Mercedes vor. »Steig ein, Miststück«, rief sie aus dem offenen Fenster.
»Danke fürs Mitnehmen«, sagte Emma und warf ihre Tennisausrüstung und ihre Handtasche auf den Rücksitz. »Meine lahme Schwester hat sich einfach verdrückt.« Sie wollten sich alle bei Madeline zu Hause treffen, um ihren nächsten Streich vorzubereiten, aber nach dem Tennis war Laurel abgehauen, ohne auf Emma zu warten. Zum Glück war Charlotte noch in der Schule gewesen. Allerdings hätte es Emma auch überhaupt nichts ausgemacht, das Treffen ausfallen lassen zu müssen. Sie wollte auf keinen Fall Ethan demütigen. Als sie ihn heute auf dem Flur gesehen hatte, war sie so verlegen gewesen, als stünde ihr ins Gesicht geschrieben, dass sie etwas vor ihm verbarg. Sie steckte in der Klemme: Wenn sie Ethan verriet, was sie vorhatten, und dadurch den Streich platzen ließ, würden ihr das die anderen niemals verzeihen. Aber wenn sie ihn nicht warnte, bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie ihn für immer verlor.
Sobald Emma Platz genommen hatte, gab Charlotte Gas, und das Auto schoss vom Parkplatz in Richtung Highway. Minuten später fuhren sie an einem langen Wüstenstreifen vorbei, an den sich ein kleines Einkaufszentrum mit Boutiquen, einer Eisdiele im Fifties-Stil, einer Starbucks-Filiale und einer Videothek anschloss. Danach bog Charlotte nach rechts in eine Neubausiedlung ab, die Emma bekannt vorkam.
Sie war froh, dass Charlotte am Steuer saß.
Emma war erst einmal bei den Vegas zu Hause gewesen, als sie und die anderen einen Streich gegen die Twitter-Zwillinge geplant hatten, und sie wusste nicht mehr genau, wo Madeline wohnte. Das war ein Vorteil daran, dass Suttons Auto seit Wochen verschwunden war – wenn Suttons Freundinnen herausgefunden hätten, dass sie sich in Tucson nicht mehr auskannte, hätten sie sie wahrscheinlich sofort in eine Nervenklinik einweisen lassen.
Während sie an einer roten Ampel auf der Orange Grove warteten, endete der Song, und die Lokalnachrichten kamen: »Ganz Tucson redet über Thayer Vega, der im Juni spurlos verschwunden war«, sagte eine Reporterin. Emma setzte sich auf und versuchte, sich ihren Schreck nicht anmerken zu lassen.
»Mr. Vega brach Samstagnacht in das Haus seiner angeblichen Freundin ein und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Kaution liegt bei fünfzehntausend Dollar. Die Anklage lautet auf Einbruch, Widerstand gegen die Staatsgewalt und das Tragen einer Waffe«, fuhr die Reporterin fort. »Trotzdem ist Geoffrey Rogers, sein Anwalt, überzeugt davon, dass die Anklage aufgehoben werden wird.«
Nun drang die Stimme eines Mannes durch die Lautsprecher: »Mein Klient ist minderjährig – er sollte nicht wie ein Erwachsener verurteilt werden«, sagte Thayers Anwalt. »Hier ist persönlicher Groll im Spiel, den ein gewisser Beamter der Tucsoner Polizei gegen meinen Klienten hegt.«
»Persönlicher Groll?«, fragte Emma
Weitere Kostenlose Bücher