LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
aus nichtigen Gründen abgesagt hatte. Und daran, wie viele Abende wir damit verbracht hatten, genau das zu machen, was ich geplant hatte. Ich hatte schließlich die besten Ideen und das wussten auch alle.
Emma biss die Zähne zusammen und beschloss dann, Suttons Macht für ihre Zwecke zu nutzen. Sie lachte bellend auf und legte den Kopf schief. »Netter Versuch«, sagte sie eisig. »Aber ich glaube, der Lügenspielclub nimmt von Frischlingen keine Vorschläge an.«
»Ja, schaut zu und lernt was, Mädels.« Charlotte klappte die Cosmo zu und setzte sich auf. »Weiß irgendjemand, worauf Ethan steht?«
Ein Lächeln breitete sich auf Laurels Gesicht aus. »Sutton weiß, worauf er steht, stimmt’s?«
Emmas Kehle wurde eng.
Die Mädchen schauten sie an. »Woher willst du wissen, worauf Ethan Landry steht?«, fragte Madeline ungläubig.
»Das weiß ich nicht«, schnappte Emma und warf Laurel einen bösen Blick zu.
»Doch, das weißt du«, sagte Laurel fröhlich. Sie nahm einen Plüschhund von Madelines Bett und wiegte ihn in den Armen. »Nicht so bescheiden, Schwesterherz. Du kennst all seine schmutzigen Geheimnisse.«
Sie wendete sich den Mädchen zu. »Sutton hat mir erst am Wochenende erzählt, dass Ethan heimlich an den Poetry-Slams im Club Congress in der Innenstadt teilnimmt.«
»Das habe ich dir nicht erzählt!«, schrie Emma. Hitze stieg in ihr auf, und sie versuchte verzweifelt, sich daran zu erinnern, wann sie mit Ethan über den Poetry Slam gesprochen hatte. Und dann … traf sie die Erkenntnis. Am Sonntag im Park. Also hatte Laurel ihr doch nachspioniert. Aber was hatte sie noch gehört?
»Natürlich schreibt er Gedichte«, sagte Charlotte und verdrehte die Augen. »Das machen alle braven Emo-Boys.« Sie holte ihr Handy heraus und rief Google auf. Einen Augenblick später quiekte sie: »Hier ist er! Ethan Landry ist Teilnehmer Nummer vier auf der Liste. Das ist die perfekte Basis für einen Streich!«
Madeline rückte näher. »Wir könnten Leute mieten, die sich ins Publikum setzen und ihn ausbuhen oder mit Tomaten bewerfen.«
»Wir könnten auch einen falschen Literaturagenten ins Publikum setzen«, hauchte Lili. »Er könnte sagen, dass ihm Ethans Arbeiten gefallen und er sie drucken will – aber nur, wenn Ethan nach New York fliegt und sich mit dem Verleger persönlich trifft. Und wenn er dort ankommt, hat niemand eine Ahnung, wer er ist!«
Gabby nickte mit großen Augen. »Dann käme er sich wie der letzte Loser vor.«
»Oder …«, sagte Laurel gedehnt und zog die Brauen hoch, »oder wir schleichen uns in sein Haus, klauen ein paar seiner Gedichte und posten sie unter falschem Namen online. Dann engagieren wir jemanden, der so tut, als sei er der wahre Autor, wenn Ethan bei dem Slam liest. Er soll sagen, Ethan habe sein Werk gestohlen. Und wenn er dann beweist, dass die Gedichte schon zwei Wochen vor der Lesung im Netz standen, wird Ethan wie ein Vollidiot dastehen.«
»Genial!«, rief Charlotte. »Wir nehmen das Ganze auf und stellen es bei YouTube ein.«
Madeline klatschte Laurel ab. »Absolut brillant.«
Gabby gestikulierte so dramatisch, als wolle sie einen Shakespeare-Monolog halten, und trällerte: »Rosen und Vergissmeinnicht, Ethan ist ein armer Wicht!«
Laurel drehte sich zu Emma um. »Was hältst du davon, Sutton?«
Emma war heiß und übel, und sie hatte Angst, sich gleich übergeben zu müssen. Sie wendete sich von den Mädchen ab und tat so, als begutachte sie einen Degas-Druck an der Wand, um den Mädchen nicht ihr Gesicht zeigen zu müssen. Sie wollte mit jeder Faser ihres Wesens diesen Streich im Keim ersticken, aber sie wusste einfach nicht, wie sie das machen sollte. Sutton hätte es bestimmt gewusst. Sie hätte mit einem bissigen Kommentar alle in ihre Schranken verwiesen. Emma fühlte sich auf einmal wieder wie früher – schüchtern, nachgiebig und feige.
»Ich, äh, muss mal aufs Klo«, stammelte sie, sprang auf und rannte auf den Flur hinaus. Wenn sie noch einen Augenblick länger in Madelines Zimmer geblieben wäre, hätte sie angefangen zu weinen.
Sie ging den mit beigefarbenem Teppich ausgelegten Flur entlang und fuhr mit der Hand über die Adobe-Wände. Wo zum Henker war Madelines Klo eigentlich? Emma öffnete vorsichtig die erste Tür, aber die führte nur in einen Wäscheschrank. Hinter der zweiten Tür befand sich ein Büro mit Computer und Laserdrucker. Die dritte Tür stand einen Spaltbreit offen und sie spähte hindurch. Vor ihr lag ein Zimmer mit
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