LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
Briefe, die sie in Thayers Zimmer gefunden hatte, auf ihrer Haut. Es kam ihr vor, als wisse Laurel, dass sie dort steckten.
»Ich weiß es wirklich nicht«, sagte Emma. »Und ich weiß auch nicht, warum du so sauer auf mich bist, aber ich wünschte, du würdest mir sagen, was ich tun kann, damit du mir verzeihst.«
Laurel kniff die Augen zusammen und wich zurück. »Okay, jetzt machst du mir Angst. Sutton Mercer bereut nichts. Sutton Mercer bittet niemals um Verzeihung.«
»Menschen ändern sich.«
Und manchmal sterben sie, und ihr netterer Zwilling nimmt ihren Platz ein , dachte ich grimmig.
Ein neuer Countrysong mit patriotischem Text dudelte aus den Lautsprechern. Laurel nahm abwesend ein paar rosafarbene Cowboystiefel in die Hand und legte sie wieder hin. Ihre Miene wurde weicher.
»Na gut. Es gibt etwas, das du tun könntest, um die Sache in Ordnung zu bringen.«
»Und was?«
Laurel beugte sich vor. »Du könntest Dad dazu bringen, die Anzeige gegen Thayer zurückzuziehen. Oder Quinlan sagen, dass du Thayer eingeladen hast. Dann sind die Bullen gezwungen, ihn freizulassen.«
»Ich habe ihn aber nicht eingeladen!«, protestierte Emma. »Und ich werde nicht hinter Dads Rücken die Polizei anlügen.«
Laurel stieß wütend den Atem aus. »Als ob dich das jemals gestört hätte.«
»Ich versuche, mich zu ändern. Ich fände es schön, wenn Mom und Dad nicht mehr jeden zweiten Tag auf mich sauer wären.«
»Ja, klar«, schnaubte Laurel.
Emma ballte frustriert die Fäuste und starrte auf den tabakbraunen Teppich. Die Türglocke klingelte, und ein Hippie-Mädchen, das hier sehr fehl am Platz wirkte, betrat das Geschäft. Sie trug einen gebatikten langen Rock und ein T-Shirt mit dem Schriftzug Congress Club Poetry Slam. Laurels Gesichtsausdruck änderte sich; sie hatte das T-Shirt auch gesehen.
»Laurel«, sagte Emma und betrachtete das Mädchen. »Wenn du auf mich sauer bist, dann lass es auch an mir aus. Zieh Ethan da nicht mit rein. Wir sollten seine Lesung nicht ruinieren.«
Einen Moment lang wirkte Laurel schuldbewusst. Aber dann verhärteten sich ihre Züge wieder. »Sorry, Schwesterlein. Keine Chance. Die Sache läuft bereits.«
»Wir könnten alles abblasen«, versuchte es Emma.
Laurel grinste. »Sutton Mercer bläst einen Streich ab? Das ist doch sonst nicht dein Stil.« Sie lehnte sich an einen Kleiderständer, an dem robuste Mäntel hingen. »Ich mache dir einen Vorschlag: Wenn du Thayer aus dem Knast holst, stoppe ich den Streich.«
»Das ist nicht fair«, zischte Emma.
»Tja, dann ist da wohl nichts zu machen.« Laurel drehte sich auf dem Absatz um. »Offenbar liegt dir nicht sehr viel an deinem heimlichen Freund, stimmt’s? Aber das überrascht mich nicht. Du behandelst schließlich all deine heimlichen Freunde beschissen.« Mit diesen Worten warf sie Emma noch einen Blick zu, schob dann die Tür auf und ging hinaus in die Sonne. Die Glöckchen an der Klinke schienen Emma zu verhöhnen, als die Tür ins Schloss fiel.
Ein paar Stunden später radelte Emma auf einen Bungalow direkt gegenüber dem Sabino Canyon zu. Ihre Beine schmerzten nach der fünfzehn Kilometer langen Strecke, die von Suttons Haus nur bergauf geführt hatte, und ihre Haut war schweißnass, obwohl es bereits dämmerte und die Luft abgekühlt war. Ihr war nichts anderes übrig geblieben, als heute Abend zu Ethan zu radeln – sie hätte Laurel wohl kaum darum bitten können, sie zu fahren. Aber sie musste ihn sehen.
Ethans Haus lag neben dem von Nisha Banerjee, wo Emma an ihrem ersten Abend als Sutton auf einer Party gewesen war.
Das Haus der Landrys stand auf einem kleinen Grundstück, das von einem weißen Lattenzaun umgeben war, der einen neuen Anstrich nötig gehabt hätte. Spatzen saßen auf den dünnen Zweigen einer Eiche im Vorgarten und die untergehende Sonne warf lange Schatten auf den wuchernden Rasen. Winzige violette Blumen in Tontöpfen säumten die Vorderveranda, und ein Schaukelstuhl, dessen gelbe Farbe abblätterte, stand neben den Zeitungen der letzten drei Tage, die noch in ihren Plastikhüllen steckten. Obwohl das Haus schöner war als alle, in denen Emma jemals gelebt hatte, wirkte es, verglichen mit dem Haus der Mercers, geradezu winzig.
Seltsam, wie schnell man sich an Luxus gewöhnen konnte.
Sie klopfte laut an die Tür und ein paar Sekunden später erschien Ethans Gesicht an einem Fenster. Er lächelte Emma überrascht an und öffnete ihr die Tür.
»Sorry, dass ich nicht vorher angerufen
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