LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
als sei er gerade unterwegs zu irgendeinem rauchigen Hinterzimmer, um mit ein paar Ganoven Poker zu spielen. Die gebräunte Haut seiner Stirn legte sich in Falten, als er die Brauen zusammenzog.
»Was machst du denn da?«, fragte er.
»Äh, ich wollte aufs Klo gehen, Sir«, quiekte Emma.
Mr. Vega starrte sie an. Suttons Briefe knisterten in Emmas Pulli. Sie verschränkte die Hände vor dem Bauch, um die Ausbeulung zu verbergen.
Endlich zeigte Mr. Vega auf eine andere Tür. »Das Gästeklo ist am anderen Ende des Flurs.«
»Ach, richtig!« Emma schlug sich die Hand an die Stirn. »Ich habe mich verlaufen. Es war eine lange Woche.«
Mr. Vega schürzte die Lippen. »Ja, es war für uns alle nicht leicht.« Er verlagerte sein Gewicht und wirkte plötzlich verlegen. »Wenn ich dich schon mal erwische … Ich möchte mich für das Verhalten meines Sohnes entschuldigen. Es ist mir sehr peinlich, dass er in euer Haus eingebrochen ist. Ich werde dafür sorgen, dass er seine Lektion lernt, das kannst du mir glauben.«
Emma nickte grimmig und dachte an die Blutergüsse auf Madelines Schlüsselbein. Sie konnte sich vorstellen, wie Mr. Vega seinem Sohn die Leviten lesen würde. »Ich sollte wieder zu den anderen gehen«, murmelte sie.
Sie machte einen Schritt vorwärts, da packte Mr. Vega ihren Arm. Emma atmete heftig ein und ihr blieb fast das Herz stehen. Aber Mr. Vega ließ sie sofort wieder los.
»Könntest du Madeline bitten, kurz zu mir zu kommen?«, fragte er leise.
Emma atmete aus. »Oh. Klar.«
Sie ging auf Madelines Zimmer zu, aber er hielt sie noch einmal fest. »Oh, und Sutton?«
Emma drehte sich um und schaute ihn fragend an.
»Du hast mich noch nie ›Sir‹ genannt.« Er presste die Lippen zusammen und starrte Emma sehr misstrauisch an. »Du musst jetzt nicht damit anfangen.«
»Oh. Okay. Sorry.«
Mr. Vega hielt Emmas Blick noch einen Augenblick lang fest und musterte sie eindringlich. Emma zwang sich dazu, seinen Blick mit ausdrucksloser Miene zu erwidern. Endlich drehte er sich um und glitt die Treppe hinunter. Emma ließ sich gegen die Wand sinken und ertastete die Briefe in ihrer Tasche. Das war knapp.
Fast ein bisschen zu knapp, dachte ich.
13
In Liebe, S.
Eine Stunde später saß Emma verkrampft neben Laurel in deren Jetta. Suttons Schwester hatte sie nach der Schule zwar sitzen lassen, aber von Madeline aus musste sie Emma mit nach Hause mitnehmen. Sie hatte während der gesamten Fahrt kein einziges Wort mit ihr gewechselt und rümpfte die Nase, als stinke Emma wie eine Kläranlage.
Als vor ihnen ein Einkaufszentrum auftauchte, das aus einem Supermarkt und ein paar weiteren Geschäften bestand, packte Emma das Lenkrad und steuerte das Auto auf die rechte Spur.
Laurel trat auf die Bremse. »Was zum Teufel machst du da?«
»Ich bringe dich dazu, hier abzubiegen«, sagte Emma und deutete auf den Parkplatz. »Wir müssen reden.«
Zu ihrer Überraschung blinkte Laurel, bog auf den Parkplatz ein und stellte den Motor ab. Aber dann stieg sie aus dem Auto aus und marschierte zum Einkaufszentrum, ohne auf Emma zu warten. Als Emma sie endlich eingeholt hatte, war Laurel bereits in einem Laden namens Boot Barn. Dort roch es nach Leder und Lufterfrischer. Cowboyhüte hingen an den Wänden, und in den Regalen standen Cowboystiefel, soweit das Auge reichte. Das Knödeln eines Countrysängers, der seinen Ford-Pickup-Truck besang, ertönte aus den Lautsprechern, und der einzige Kunde außer ihnen war ein ungepflegter Typ, der Tabak kaute. Die Verkäuferin hinter dem Tresen, eine übergewichtige Frau, die eine Weste mit gestickten Pferdeapplikationen trug, starrte sie bedrohlich an. Sie sah aus, als kenne sie sich mit Gewehren aus.
Laurel ging zu einem schwarzen Westernhemd mit Nietenbesatz. Emma kicherte. »Glaubst du, das steht dir?«
Laurel hängte das Hemd wieder an den Ständer und tat so, als interessiere sie sich für eine Vitrine voller geschmiedeter Gürtelschnallen. Die meisten waren wie Kuhhörner geformt.
»Ehrlich, mich die ganze Zeit zu ignorieren, wird allmählich albern«, sagte Emma, die Laurel gefolgt war.
»Finde ich nicht«, sagte Laurel.
Emma war schon dankbar dafür, dass sie wenigstens irgendetwas geantwortet hatte. »Hör mal, ich weiß nicht, warum Thayer in mein Zimmer gekommen ist, und …«
Laurel wirbelte herum und starrte sie an. »Ach, wirklich? Du bist also völlig ahnungslos?« Ihr Blick fiel auf Emmas Taille.
Emma zog den Bauch ein und spürte die gefalteten
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