LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
Thayer gemacht. Vielleicht ertrug er es nicht mehr und ist einfach … ausgerastet.«
Emmas Handflächen wurden feucht. Hatte Thayer wegen der Launen ihrer Schwester die Beherrschung verloren? Falls sie mit seinen Gefühlen gespielt hatte – und obendrein noch mit Garrett zusammen gewesen war –, hatte das möglicherweise Thayers Wut entfacht.
»Vielleicht«, flüsterte sie.
»Und was sollen wir jetzt machen?«, fragte Ethan.
»Wir könnten die Polizei anrufen«, schlug Emma vor.
»Wohl kaum.« Ethan schüttelte den Kopf. »Wenn wir das tun, musst du dich als Suttons Zwillingsschwester outen. Das ist zu riskant.« Er schlug die Beine übereinander und wippte mit seinen dunkelblauen Chucks. »Aber wir kommen der Sache schon näher. Du brauchst noch Beweise. Was ist mit dem Blut an dem Auto? Das ist definitiv Suttons, oder?«
Emma stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Na ja wahrscheinlich. Die Polizei hat die Tests noch nicht abgeschlossen. Ich glaube, sie untersuchen auch die Fingerabdrücke am Lenkrad – vielleicht finden sie ja die von Thayer.« Dann verzog sie das Gesicht. »Aber für eine DNA -Übereinstimmung muss der Verdächtige doch in einer Datenbank sein, richtig?«
»Thayer hatte schon früher Ärger mit der Polizei«, erinnerte Ethan sie. »Und sie haben mit Sicherheit seine Fingerabdrücke genommen, als sie ihn verhaftet haben.«
»Aber wir wissen doch schon, dass er in Suttons Auto war«, fuhr Emma fort. »Was würde es beweisen, wenn seine Fingerabdrücke am Lenkrad sind?«
»Auch wieder wahr«, sagte Ethan bedauernd. »Das bedeutet, wir müssen weiter nachforschen und herausfinden, was sein Motiv war. Wir müssen ihn irgendwie festnageln.«
»Ja«, murmelte Emma, aber sie fühlte sich plötzlich unglaublich müde. Sie war so nah dran … und doch so weit vom Ziel entfernt. Sie schloss die Augen. Die Aufgabe, die vor ihr lag, war einfach überwältigend. Ein junger Fußballstar wird nicht einfach so auf einmal zum Mörder. Irgendetwas hatte Thayer zerbrochen.
Als sie die Augen wieder öffnete, fiel ihr Ethans heller Laptopbildschirm auf. Das Browserfenster zeigteSuttons Facebook-Seite.
»Du bist bei Facebook?«, grinste Emma. »Ich dachte, das sei nicht so dein Ding.«
Ethan schoss vom Bett hoch und klappte den Rechner zu. »Nicht wirklich. Na ja, ich habe ein Profil, aber ich poste nichts darauf … ich hatte vorher überlegt, ob ich dir eine Nachricht an deine … ich meine Suttons Pinnwand schreiben soll. Aber ich war mir unsicher.« Er schaute sie nervös an. »Wäre das schräg? Deine Freundinnen wissen schließlich nichts darüber … dass wir miteinander reden.«
In Emma stieg Freude darüber auf, dass Ethan mit ihr über ihre potenzielle Beziehung reden wollte. Aber dann wurde ihr kalt. Sie erinnerte sich daran, wie die Mädchen heute über ihren nächsten Streich gekichert hatten. Sollte sie Ethan davon erzählen, dass die Mädels planten, seine Lesung zu ruinieren? Nein, bei dem Gedanken wurde ihr übel. Sie musste den Streich vereiteln, so einfach war das.
»Ehrlich gesagt, weiß Laurel über uns Bescheid«, sagte Emma stattdessen. Sie wurde augenblicklich rot. War das zu viel gewesen? Sie hatte »uns« gesagt, dabei waren sie doch noch gar kein Paar.
»Macht dir das etwas aus?«, fragte Ethan. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
»Macht es dir etwas aus?«, konterte Emma.
Ethan ging mit kleinen Schritten auf Emma zu und setzte sich neben sie aufs Bett. »Mir ist es egal, wer davon weiß. Ich finde dich unglaublich toll. Ein Mädchen wie dich habe ich noch nie zuvor getroffen.«
Emmas Herz machte einen Sprung. So etwas hatte noch nie jemand zu ihr gesagt.
Ethan beugte sich vor und ließ seine Finger über ihren Nacken gleiten. Er küsste sie sanft. Seine Lippen waren warm und weich, und Emma vergaß sofort alles, was seit ihrer Ankunft in Tucson geschehen war. Sie vergaß, wie sehr sie sich darauf gefreut hatte, ihre Schwester kennenzulernen, als sie aus dem Bus gestiegen war. Sie vergaß, wie schnell sich ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Sutton zerschlagen hatte. Sie vergaß den Drohbrief, in dem sie genötigt worden war, sich als Sutton auszugeben. Sie vergaß die Nachforschungen über Thayer oder wer auch immer Sutton ermordet hatte. In diesem Augenblick war sie nur Emma Paxton, ein Mädchen, das eine brandneue Beziehung begann.
Und ich war nur ihre Schwester und glücklich darüber, dass sie jemanden gefunden hatte, an dem ihr wirklich
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