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LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)

LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)

Titel: LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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Auf der anderen Seite stand ein identischer Kasten.
    Emma setzte sich auf einen harten, orangefarbenen Plastikstuhl. Die beiden Holzwände, die sie seitlich abschirmten, sollten dem Gespräch vermutlich ein bisschen Privatsphäre verleihen, was in dem leeren Raum allerdings ziemlich unnötig war. Die Wände waren mit Kritzeleien in Filzstift und Tinte verschmiert: CP liebt SN. Für imma. Daten waren in das Holz geritzt, das älteste stammte vom 4. Mai 1982.
    Auf der anderen Seite der Scheibe ging eine Tür auf und Emma zuckte zusammen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Dort war Thayer, der von einem aufgedunsenen Wächter mit Topfschnitt eskortiert wurde. Thayer wirkte blass, als sei seine Haut über die Knochen in seinem Gesicht gespannt. Als er Emma sah, blieb er wie angewurzelt stehen und presste die Lippen zusammen. Einen Augenblick lang fürchtete Emma, er werde sich umdrehen und wieder verschwinden. Aber dann legte der Wächter ihm eine Hand zwischen die Schulterblätter und schubste ihn auf sie zu.
    Widerwillig ging Thayer vorwärts und setzte sich auf den Stuhl gegenüber Emma. Als er den Telefonhörer abnahm, der in der Kabine hing, rutschte der Ärmel seines orangefarbenen Overalls zurück und gab den Blick auf eine Tätowierung frei, die Emma bei ihrer letzten Begegnung nicht aufgefallen war. Auf der Innenseite seines Handgelenks prangten ein Adler-Emblem und in winzigen Buchstaben die Initialen S.P.H. War dies das seltsame Tattoo, von dem Madeline gsprochen hatte?
    Ich musterte Thayer aufmerksam von Kopf bis Fuß. Ich versuchte mir vorzustellen, ihn zu lieben. Eine heimliche Affäre mit ihm zu haben und dafür Freundschaften aufs Spiel zu setzen. Sogar tot und erinnerungslos spürte ich, wie sich etwas in mir magnetisch von ihm angezogen fühlte. Ich wollte ihm nahe sein. Und gleichzeitig jagten mir seine dunklen Augen und seine bedrohliche Miene auch Angst ein. Ich wusste, dass es in meinen Erinnerungen ein Ereignis gab, das ich noch nicht gesehen hatte. Ein schrecklicher Moment, den ich verdrängt haben musste.
    Emma nahm den Hörer und holte tief Luft.
    »Wir müssen reden«, sagte sie so entschlossen als möglich. »Ich habe ein paar Fragen wegen jenes Abends.« Sie meinte den Abend, an dem Sutton gestorben war. »Und noch ein paar andere Fragen.«
    Thayer hob den Kopf und sah sie an. Unter seinen Augen lagen dunkle Halbmonde. Er sah aus, als habe er seit Tagen nicht geschlafen. »Du hast meine Nachrichten bekommen. Eigentlich solltest du keine Fragen haben. Warum hast du dich wie eine Geistesgestörte aufgeführt und alles ruiniert?«
    Nachrichten? Emma brach der kalte Schweiß aus. Er musste von der Botschaft an Laurels Windschutzscheibe sprechen, die Emma aufgefordert hatte, mitzuspielen. Und davon, was er beim Schulball auf die Tafel geschrieben hatte, nachdem er Emma beinahe mit dem Scheinwerfer erschlagen hatte.
    Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, brachte aber kein Wort heraus. Thayer lehnte sich zurück und sah sie kalt und abschätzend an. »Oder ist das ein Spiel für dich? Hast du es noch nicht gehört? Mit mir spielt man nicht. Nicht, solange ich der Einzige bin, der weiß, wer du wirklich bist.«
    Alle Kraft verließ Emmas Körper. Ihre Finger, die den Hörer umklammert hielten, kribbelten, und sie hatte Mühe, ihn nicht fallen zu lassen. Alles war so offensichtlich. Thayer wusste, wer Emma war … und wer sie nicht war. Er hatte es getan. Er hatte Sutton getötet. Sie saß dem Mörder ihrer Zwillingsschwester gegenüber.
    »Thayer, was hast du getan?« Ihre Stimme war nur ein Flüstern.
    Auch ich wollte das unbedingt wissen. Aus Thayers Worten, seiner Haltung und seiner ganzen Ausstrahlung sprach sengende Wut. Er hatte mir doch gesagt, er liebe mich. Wie hatte er mir dann etwas antun können?
    »Das würdest du sicher nur zu gerne wissen«, grinste Thayer und zeigte seine weißen Zähne. »Da fällt mir ein: Hast du die frohe Botschaft schon gehört? Die Anhörung wurde auf nächste Woche vorverlegt. Ich bin bald wieder draußen.«
    »Du wirst nächste Woche entlassen?«, wiederholte Emma und begann zu zittern. Das bedeutete, dass sie nur noch ein paar Tage lang in Sicherheit war.
    »Jepp. Mein Anwalt versucht, die Klage abweisen zu lassen. Ich bin minderjährig und wurde als Erwachsener angeklagt. Außerdem sind die Vorwürfe maßlos übertrieben. Mein Anwalt wird das beweisen. Das ist alles nur Quinlans Vorstellung von Rache. Der Typ hasst mich. Und dich hasst er auch, Sutton.« Er

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