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LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)

LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)

Titel: LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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schaute sie lange an. »Und wenn ich wieder draußen bin, können wir uns endlich mal wieder unter vier Augen unterhalten. Genau wie in alten Zeiten.«
    Thayers Worte mochten harmlos klingen, aber seine Stimme triefte vor Sarkasmus und Hass. Er beugte sich nach vorne, bis er nur noch durch die Glasscheibe von Emmas Gesicht getrennt war. Sein Atem ließ das Glas beschlagen. Seine Pupillen weiteten sich zu schwarzen Kreisen. Emma umklammerte den Hörer noch fester, das beigefarbene Plastik war schweißnass. Abrupt richtete sich Thayer auf und knallte den Hörer auf die Gabel zurück. Ein dumpfer Ton dröhnte in Emmas Ohren. Dann legte sich ihr eine Hand auf die Schulter und sie drehte sich hektisch um. Stanbridge schaute sie streng an. »Die Besuchszeit ist vorbei, Miss.«
    Emma nickte wie betäubt und folgte ihm aus dem Zimmer. Ich ließ mich mitziehen, wobei elektrische Impulse in mir knisterten. Thayer zu sehen – und die Hand des Wächters auf Emmas Schulter –, öffnete ein paar Türen in meinem Geist. Ich roch den Staub und die Blumen im Sabino Canyon und spürte die kühle Nachtluft auf meiner nackten Haut. Ich spürte eine Hand auf meiner eigenen Schulter – vielleicht Thayers Hand. Möglicherweise kurz vor meinem Tod. Wieder einmal tauchte ich kopfüber in meine Vergangenheit ein …

19
    Fang mich doch!
    Ich drehe mich um und sehe Thayers Gesicht. Es ist seine Hand, die meine Schulter gepackt hat, und er sieht nicht glücklich aus. Sein Griff ist fest, seine Finger graben sich in die weiche Haut über meinem Schlüsselbein.
    »Du tust mir weh!«, schreie ich, aber seine freie Hand legt sich über meinen Mund, bevor ich um Hilfe rufen kann. Er reißt mich vom Abhang weg und hält mich fest an sich gepresst. Ich kratze ihm über den Arm und strampele panisch mit den Füßen. Mein Ellbogen gräbt sich in seine Rippen. Ich kämpfe wie ein wildes Tier, aber ich kann mich nicht von ihm befreien. Er ist zu stark.
    »Was machst du …« Seine Hand erstickt meine Stimme. Endlich schaffe ich es, mich aus seinem Griff zu befreien, und wende mich dem Kiespfad zu. Nur weg hier. Aber Thayer kommt mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Meine Gedanken rasen, und ich überlege verzweifelt, was ich sagen kann, um ihn zu beruhigen. Was habe ich ihm angetan? Warum ist er so wütend? Liegt es daran, dass ich Garrett erwähnt habe? Oder dass ich ihn dazu gedrängt habe, mir zu sagen, wo er die letzten paar Monate gewesen ist?
    »Thayer, bitte«, setze ich an. »Können wir nicht darüber reden?«
    In Thayers Augen lodert Wut. »Halt die Klappe, Sutton.«
    Und dann stürzt er sich noch einmal auf mich. Ich versuche zu schreien, aber es dringt nur ein ersticktes Gurgeln durch die Hand, die er mir wieder auf den Mund gelegt hat. Seine Turnschuhe kratzen über die trockenen Blätter unter unseren Füßen, seine Muskeln spannen sich an, und er zieht mich an sich. Sein heißer Atem an meinem Ohr. All mein Blut ist in meine Beine abgesackt und in mir steigt Entsetzen auf.
    Plötzlich hören wir laut und deutlich einen Schrei in der Ferne. Schwer zu sagen, ob er von einem Tier oder einem Menschen stammt. Thayer ist kurz abgelenkt und dreht sich in die Richtung, aus der der Schrei gekommen ist. Dabei lockert er seinen Griff so weit, dass ich ihn in die Hand beißen kann. Ich schmecke seinen salzigen Schweiß, als ich meine Zähne in seine Haut grabe.
    »Jesus!«, kreischt Thayer. Er reißt seine Hand weg und versucht, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Ich renne los, Adrenalin pumpt durch meine Beine. Kies und Erde knirschen unter meinen Schuhen, trockene Blätter knistern. Mein Haar ist zerzaust und meine Arme fliegen. Ein Zweig kratzt über meine Wange, so dünn wie Draht und genauso scharf. Ich spüre Feuchtigkeit auf meiner Haut. Sind das Tränen … oder Blut?
    Thayer und ich haben uns schon häufig gestritten, aber so habe ich ihn noch nie erlebt.
    Kalte Luft schlägt gegen meinen Körper und ich renne um mein Leben. Thayers Schritte sind hinter mir, und mir ist klar, dass er aufholt. Aber ich kenne diesen Weg in- und auswendig und die Dunkelheit gibt mir zusätzlichen Schutz. Ich schlage mich durch die dornigen Mesquite-Bäume und das Unterholz. Hinter mir höre ich ein Krachen, als Thayer mit einem Baum oder Felsen kollidiert. Ich höre ihn fluchen. Mich verfluchen.
    An dem Felsbrocken, an dem mein Vater und ich immer anhielten, um einen Schluck Wasser zu trinken, biege ich scharf nach rechts ab. »Sutton!« Eine Männerstimme

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