LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
sauer aus. Einen Herzschlag später drehte er sich um und stürmte davon.
17
Der doppelte Boden
Am Dienstagnachmittag spielte die Tennismannschaft der Hollier High gemischte Doppel. Zum Glück war der Himmel bewölkt und die Temperatur einigermaßen erträglich. Trainerin Maggie hatte einen Popsender eingestellt, um die Mädchen in Schwung zu bringen, und in der Tennisanlage erklang aufpeitschende Popmusik. Eine riesige Flasche Gatorade stand an der Seitenlinie, bei der Mülltonne lagen die Röhren mit den Extrabällen, und Maggie, die ihre immergleichen Kakihosen mit dem Hollier-T-Shirt trug, ging zwischen den Plätzen hin und her, überprüfte Volleys und Aufschläge.
»Aus!« Nisha Banerjees schrille Stimme ertönte auf der anderen Seite des Netzes. Sie zeigte mit ihrem glänzenden schwarzen Schläger auf die weiße Linie und warf Emma einen vielsagenden Blick zu. Tja, du Miststück.
»Und Spiel!«
Laurel, die auf Nishas Seite an der Grundlinie stand, lachte fröhlich. »Nicht einmal Sutton Mercer konnte diesen Power-Aufschlag erwidern!« Sie hob die Hand und klatschte Nisha ab.
»Sieht aus, als hätten die besten Frauen gewonnen!« Nisha warf sich das schwarze Haar über die Schulter zurück.
Emma verdrehte die Augen, als Nisha und Laurel mit hochgereckten Tennisschlägern über das Feld stolzierten. Maggie hatte der Mannschaft gestern Abend eine Liste mit den Aufstellungen für die Doppel geschickt und Laura und Nisha hatten sich im Partnerlook gekleidet: pinkfarbene Sportshorts, enge weiße Hemdchen und grüne Schweißbänder.
Ich war empört. Seit wann verbündete sich meine Schwester mit Nisha, meiner größten Rivalin? Offensichtlich brachte die Sache mit Thayer sie dazu, so einige Grenzen zu überschreiten.
Emma wandte sich an Clara, die Zehntklässlerin, die ihr als Doppelpartnerin zugeteilt worden war. »Sorry. Ich habe heute nicht gut gespielt.«
»Quatsch, Sutton, du warst toll!«, sagte Clara mit devoter Stimme. Sie war ziemlich hübsch, hatte pechschwarzes Haar, eine winzige Stupsnase und erstaunlich blaue Augen, aber sie wirkte viel zu bemüht. Sie hatte den ganzen Tag vor Emma gekuscht, ihr Komplimente für ihre miesen Aufschläge gemacht, jeden Ball, der als Aus gezählt wurde, angefochten und Emma immer wieder gesagt, wie hübsch ihr Glitter-Stirnband doch sei. Es war lächerlich, wie viel Angst alle vor Sutton hatten. Sie schlichen um sie herum, als sei sie die Königin der Schule.
Vielleicht schlichen sie auch um mich herum, um zu vermeiden, dass der nächste Lügenspiel-Streich auf ihre Kosten ging , dachte ich.
Nachdem sie noch ein paar Matchs angeschaut hatte, ging Emma zurück in den Umkleideraum. Trainerin Maggie, die auf dem angrenzenden Platz stand, fing Emmas Blick auf und winkte ihr mitfühlend zu. Sie tippte sich ans Kinn und sagte lautlos: Kopf hoch .
Der Umkleideraum war kühl und roch nach frisch gescheuerten Fliesen. Das grelle Poster mit der Nahrungspyramide hatte sich gelöst und hing schief an nur noch einem Reißnagel. Ein paar Mädchen in Badeanzügen kamen durch die Schwingtüren, die von den Umkleideräumen zum Schwimmbecken führten. Sie gingen in die Duschen und hinterließen einen durchdringenden Chlorgeruch.
Emma ging zu den blaugrauen Spinden und entdeckte, dass Laurel schon eingetroffen war. Sie hatte sich bereits den Tennisdress ausgezogen und trug nun enge Sweatshorts und ein weißes T-Shirt. Im Schneidersitz saß sie auf einer Bank und kehrte Emma den Rücken zu. Sie hatte ihr iPhone am Ohr und sagte leise etwas. Es klang wie: Wenn sie wirklich loyal ist, wird sie mitmachen. »Entschuldigung«, unterbrach Emma sie und legte Suttons Schläger auf die Bank.
Laurel fuhr zusammen und ließ ihr Handy fallen. »Oh. Hi.« Sie wurde puterrot, und Emma begriff, dass Laurel von ihr gesprochen haben musste. Aber was hatten ihre Worte zu bedeuten?
Emma drehte an dem Schloss zu Suttons Sportspind. Die Tür ging mit einem metallischen Klicken auf. Sie stopfte Suttons Turnschuhe in das Spind und überprüfte ihr Spiegelbild in dem kleinen Magnetspiegel an der Tür.
»Netter Versuch heute«, sagte Laurel sarkastisch. »Man kann nicht immer gewinnen, was?«
»Jaja«, zischte Emma. Sie war viel zu müde für einen Zickenkampf mit Laurel.
»Aber mal im Ernst«, fuhr Laurel fort. »Wann hast du das letzte Mal gegen mich oder Nisha verloren? Sorry, aber Clara hat gut gespielt. Du nicht.«
Emma wurde nervös. Das war die Untertreibung des Jahres. Sie spielte
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