LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
war beeindruckt. War dies dasselbe Mädchen, das den Lügenspielclub und unsere Streiche für unmoralisch hielt? Und jetzt gab sie sich als Ärztin aus – was bestimmt illegal war – und versuchte, vertrauliche Patientendaten herauszufinden. Sutton Mercer zu spielen hatte sie ganz schön verändert.
»Er ist, äh, bewusstlos«, fuhr Emma fort. »Ich muss nur wissen, wann er aus Ihrer Obhut entlassen wurde.«
Die Assistentin seufzte genervt auf. »Einen Moment bitte.« Ihre Finger sausten über eine Tastatur. »Aha. Thayer Vega hat die Behandlung mehrfach unterbrochen und wurde am 21. September gegen den Rat seines Arztes entlassen. Wie war Ihr Name noch mal? In welchem Krankenhaus arbeiten Sie?«
Emma legte schnell auf. Plötzlich zitterte sie so heftig, dass ihr das Handy aus der Hand fiel und im Fußraum landete. Angst und Fassungslosigkeit überwältigten sie beinahe. Es stimmte. Thayer war in der Nervenklinik gewesen … hatte die Behandlung abgebrochen und die Klinik gegen ärztlichen Rat verlassen. Ungeheilt. Auf freiem Fuß. War er ein … Psychopath?
Offenbar hatte ich diesmal wirklich den Falschen verärgert.
24
Für wen hältst du dich?
»Heute Abend wird super«, sagte Charlotte am Freitagmorgen, als sie mit Emma durch den naturwissenschaftlichen Flügel von Hollier ging. Es roch nach verbrannten Chemikalien und Gas aus den Bunsenbrennern. »Cornelia hat ein köstliches Menü für uns geplant. Wir treffen uns bei mir, essen, machen uns fertig und gehen dann die geheime Party vorbereiten. Klingt das gut?«
»Klar«, sagte Emma vorsichtig und starrte auf ihr nacktes Knie, das aus Suttons kunstvoll zerrissenen Jeans starrte. Sie hatte noch nie kapiert, warum sich jemand eine kaputte Jeans für 300 Dollar kaufte, nur weil ein Designername draufstand. Warum nicht einfach im Secondhandshop eine gemütliche, wirklich alte Jeans kaufen?
Äh, weil Secondhandklamotten nicht cool waren? Emma war zwar wirklich gut darin, billige Outfits stylish aufzumotzen, aber in meiner Welt waren Designer Götter.
»Bis später!«, trällerte Charlotte, als sie im Fremdsprachenbereich angekommen waren. Sie machte sich auf den Weg zum Spanischunterricht, während Emma in den Französischraum ging. Auf der Tafel waren noch konjugierte Verben zu erkennen, und jemand hatte daneben ein unglückliches Strichmännchen mit einer Sprechblase gezeichnet, in der »Ich will hier weg« stand. Es roch leicht nach Klebstoff. Emma sah Ethan, der auf einem Stuhl in der Ecke saß. Er schaute zu ihr hoch und senkte dann schnell den Blick. Ihr Magen verkrampfte sich.
Madame Renault war noch nicht da, also stapfte Emma zu Ethan. Sie blieb direkt vor ihm stehen, aber Ethan starrte zehn Sekunden lang beharrlich an ihr vorbei.
»Wir müssen reden«, sagte sie schließlich mit entschlossener Stimme.
»Lieber nicht«, sagte Ethan, der immer noch zum Fenster schaute.
»Oh doch.« Emma packte ihn am Arm, zog ihn hoch und verließ mit ihm das Klassenzimmer. Ein paar Kids starrten sie an und fragten sich wahrscheinlich, warum Sutton Mercer Ethans Hand hielt. Aber Emma war es egal, wer zusah. Sie musste die Sache mit Ethan klären – und zwar jetzt. Ein paar Schüler hetzten über den Flur und versuchten, noch vor dem letzten Läuten ihre Klassenzimmer zu erreichen. Emma blickte nach links und sah, wie Madame Renaults Zwergengestalt sich näherte. Schnell steuerte Emma Ethan in den nächsten Flur. Hoffentlich waren sie nicht gesehen worden. Sie drückte eine Glastür auf, die auf eine Rasenfläche neben der Aschenbahn hinausführte.
Ethan schob die Hände tief in die Taschen seiner schlammfarbenen Cargoshorts. »Wir sollten wieder reingehen.«
»Ich habe dir ein paar Dinge zu sagen«, widersprach Emma und ging zur Aschenbahn. »Und du musst mir zuhören.«
Sie öffnete das Tor und sie gingen in Richtung der weißen Startlinie. Silberne Hürden standen in Reih und Glied und neben einem vergessenen Klemmbrett lag eine umgefallene Wasserflasche. Langsam kletterten sie auf die Tribüne und ihre Tritte hallten hohl von den Metallplanken wider. Emma setzte sich in der zweitobersten Reihe auf die harte Bank und Ethan tat es ihr nach. Der Wind peitschte ihr ins Gesicht. Sie fasste ihr langes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und wendete sich Ethan zu.
»Ich will dir keinen Streich spielen«, sagte sie. »Das wollte ich noch nie, und ich werde auch nicht zulassen, dass die anderen das durchziehen. Aber es ist schwer für mich, einen Weg zu finden,
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