LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
Glasaugenpuppe verließ sie den Raum und ging zur Hintertür.
Hinter dem Haus erstreckte sich eine Veranda, die bis zum Berghang reichte. Ein kleiner Pfad führte zum Ende des Grundstücks. Emma ging ihn entlang, denn sie wollte so viel Abstand als möglich zwischen sich und die laute Party bringen. Zweige und trockene Blätter knackten unter ihren Füßen. Sie scrollte durch Suttons Anrufliste und wählte den neuesten verpassten Anruf aus.
Quinlan antwortete nach dem ersten Läuten.
»Hier spricht Sutton«, sagte Emma unsicher.
»Hallo, Sutton«, sagte Quinlan knapp. »Ich wollte dir nur sagen, dass Thayers Kaution bezahlt wurde. Wir mussten ihn gehen lassen.«
»Was?«, keuchte Emma. »Wann?«
»Vor ein paar Stunden.«
Emmas Herz raste so schnell, dass sie Angst hatte, ihr Brustkorb werde zerspringen. Thayer war schon seit Stunden auf freiem Fuß? »Hat Mr. Vega seine Meinung geändert?« Wusste Madeline davon? Warum hatte sie nichts gesagt?
»Es war nicht Mr. Vega«, brummte Quinlan.
»Wer dann?«, fragte Emma und ging an dem Holzschild vorbei, das den Beginn des Wanderpfads markierte.
Eine lange Pause folgte. Emma lauschte den Atemgeräuschen am anderen Ende der Leitung.
»Hör zu«, sagte Quinlan schließlich. »Ich habe gemerkt, dass du auf der Wache total ausgeflippt bist, als du Thayer gesehen hast. Wenn du mir etwas über ihn zu sagen hast oder es einen Grund gibt, aus dem du dich vor ihm fürchtest, dann solltest du das jetzt tun. Normalerweise glaube ich kein Wort, das aus deinem Mund kommt, aber ich weiß, dass du entweder etwas verbirgst oder wirklich Angst hast. Was ist es, Sutton?«
Emma leckte sich über die Zähne. Wenn sie Quinlan doch nur die Wahrheit sagen könnte. Aber er würde ihr nicht glauben.
»Er war monatelang verschwunden und stand dann plötzlich in deinem Zimmer«, fuhr Quinlan fort. »Wenn du Grund hast, dich vor ihm zu fürchten, dann können wir dich schützen.«
Emma schloss die Augen. Sie brauchte nichts dringender als Schutz. Aber Quinlan würde ihr nicht glauben, selbst wenn sie ihm die ganze Wahrheit erzählte. Er würde glauben, sie denke sich das alles aus. Und falls er ihr glaubte, dass sie Suttons Zwilling war, würde er sie sofort des Mordes verdächtigen. »Ich komme schon klar, danke«, murmelte sie.
Quinlan atmete tief durch. »Okay«, sagte er nach einer Pause. »Du weißt ja, wo du mich erreichst, falls du es dir anders überlegst.« Er legte auf.
Irgendwo in der Ferne heulte ein Kojote. Mit zitternden Fingern steckte Emma Suttons Handy zurück in die Tasche. Hatte sie gerade einen Riesenfehler gemacht? Hätte sie Quinlan die Wahrheit sagen sollen, jetzt wo Thayer wieder frei war?
Knack.
Emma wirbelte herum und war plötzlich in Alarmbereitschaft. Sie war während ihres Gesprächs mit Quinlan so weit gelaufen, dass sie nur noch von Dunkelheit umgeben war. Das Haus sah sie nicht mehr. Sie drehte sich in alle Richtungen und versuchte, den Rückweg zur Party zu finden. Der Wind pfiff durch die Wüstensträucher.
»Hallo?«, rief sie. Stille. Sie macht einen Schritt, dann noch einen. »Hallo?« Kein Laut war zu hören. Sie war tatsächlich im Nirgendwo.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Emmas Körper erstarrte zu Eis. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie niemals alleine in die Dunkelheit hätte hinauswandern dürfen. Es war Thayer. Er musste es sein. Er war gekommen, um ihr wehzutun, genau wie er ihrer Schwester wehgetan hatte. Sie hatte seine Anweisungen nicht befolgt. Sie hatte nicht mitgespielt.
»Sutton«, flüsterte eine Stimme.
Mein Name hallte in meinem Kopf wider und ich spürte das vertraute ziehende Gefühl und ein bekanntes Kribbeln. Eine weitere Erinnerung stieg in mir auf, vielleicht das fehlende Puzzlestück, das mir verriet, was mir in jener schrecklichen Nacht widerfahren war. Ich gab mich der Vision hin und ließ mich von ihr davontragen.
28
Verletzungen
»Sutton!«
Thayers Finger graben sich in meinen Oberarm und er zerrt mich in das dichte Gestrüpp. Ich schreie und trete nach ihm, aber er presst mir wieder eine Hand vor den Mund und bringt mich weiter vom Parkplatz weg. Das Gestrüpp wird dichter und zerkratzt mir die Haut. Tränen brennen in meinen Augen und lassen mein Umfeld verschwimmen, aber ich kann sie nicht wegwischen – er drückt meine Arme an meinen Körper und schleift mich durch den Dreck.
»Hör auf, Thayer!«, schreie ich halb erstickt. Ich strample mit den Füßen und wirbele Blätter und Erde
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