LYING GAME Und raus bist du
aus dem Zimmer, wobei sie eine schlammige Fußspur auf dem Fliesenboden zurückließ.
Die Tür fiel sanft hinter ihr ins Schloss. Man hörte nur das gelegentliche Schmatzen des Schlamms, sogar die Dschungelmusik hatte aufgehört. Emma stieg aus der Wanne und drückte sich ein Handtuch vors Gesicht. Was war da bloß gerade gelaufen? Und was hatte Sutton Thayer angetan?
Als sie nach einem zweiten Handtuch griff, sah sie etwas auf dem Boden liegen. Es war ein iPhone. Sie dreht e es um und betrachtete die Rückseite. Sie war mit einem Glitzeraufkleber verziert, der eine Ballerina mit Teufelshörnern zeigte. Schwanensee-Mafia. Madelines iPhone.
Emma blickte auf Madelines schlammige Fußabdrücke, dann zur Tür, dann wieder auf das Handy. Sie wusch sich die Hände im Waschbecken und holte tief Luft. Sollte sie wirklich?
»Ja!«, schrie ich ihr aus voller Kehle zu.
Emma schob den Riegel zurück und entsperrte das Display.
Mit zitternden Händen drückte sie auf das Nachrichtensymbol und öffnete Madelines SMS . Ganz oben auf der Liste stand diejenige, die sie vor ein paar Stunden selbst geschrieben hatte. Ein paar SMS drehten sich um den Nisha-Streich: Laurel schrieb, sie habe die perfekte Schauspielerin für die Rolle der Polizistin gefunden, Charlotte fragte, ob Madeline im Halloween-Shop des Einkaufszentrums das Kunstblut abholen würde. Emma durchsuchte die älteren Nachrichten. Es gab ein paar SMS darüber, wer zu Nishas Party fahren würde, allerdings nichts zu der falschen Entführung. Schritte ertönten hinter der Tür. Emma erstarrte. Aber die Person ging leise pfeifend vorbei. Emma packte das Handy fester. Als Nächstes rief sie Madelines Fotogalerie auf. Das erste Bild zeigte eine E-Gitarre. Emma blätterte mit dem Zeigefinger das Album durch. Es gab ein Bild von zwei Ballerinas auf einer Bühne, die eine war Madeline. Ein Foto von der Schmuckvitrine bei Anthropologie. Ein Bild von Madeline und Sutton auf Gartenliegen.
Emma sah ein Selbstporträt von Madeline in einem raumhohen Spiegel. Ein Bild von Sutton, Madeline und Charlotte in einer Art Outdoor-Whirlpool. Sutton und Madeline trugen knappe Bikinis, aber Charlotte hatte sich ein Handtuch umgewickelt.
Ich schaute genauer hin, denn dieses Bild erkannte ich sofort. Mein Körper flackerte, als reflektiere er den Schauder, der mich durchfuhr. Dies war das Foto, das ich von uns allen bei den Thermalquellen gemacht hatte. Meine Worte hallten in meinen Ohren wieder: »Zeit für ein Foto!« Und als Laurel jammerte, sie sei abgeschnitten, hatte ich grinsend gesagt: Das war Absicht.
Emma schaute immer wieder zur Tür. Ihre Finger zitterten. Sie blätterte zum nächsten Foto um. Es zeigte, wie Sutton am gleichen Ort Laurel einen dunklen Pfad entlang folgte.
Laurel! , hatte ich gerufen. Ich kaufe dir eine neue Halskette, okay? Nur Sekunden später hatte sich das Messer an meine Kehle gedrückt.
Als das nächste Foto auf dem Display erschien, runzelte Emma die Stirn. Es war eine Nahaufnahme von Laurel, die bei Sonnenaufgang auf einem großen, roten Felsblock saß. Ein rundes Medaillon an einer silbernen Kette hing ihr um den Hals. Mit zitternden Händen griff Emma nach der Kette um ihren eigenen Hals und begutachtete das Medaillon. Es sah exakt so aus wie das auf dem Bild.
Emma fragte sich, warum Laurel Suttons Medaillon trug – das Medaillon, mit dem sie erwürgt worden war. War es möglich, dass …?
»Oh mein Gott«, flüsterten Emma und ich gleichzeitig.
Es war möglich. Schließlich hatte ich ihres tief in den Wald geworfen. Ich verstand nur eines nicht: Warum? Warum sollte meine eigene Schwester mich umbringen wollen? Ich war offensichtlich keine besonders gute Schwester gewesen – aber hatte ich ihr wirklich so Schreckliches angetan?
Der Türknauf drehte sich. Emma ließ das iPhone fallen. Es landete auf einem Stapel Handtücher, als Madeline die Tür öffnete. Sie hatte geduscht und sich ihre Skinnyjeans, die gestreifte Tunika und den breiten Gürtel wieder angezogen. »Ich suche mein … oh.« Ihr Blick fiel auf das Handy auf dem Boden.
»Ja.« Emma versuchte zu lächeln, obwohl sie am liebsten geschrien hätte. »Habe ich auch gerade gesehen. Ich wollte dir gerade nachlaufen.«
Madeline hob das Handy auf und steckte es in die T asche. »Danke.« Sie starrte Emma an. Emma wagte ni cht zu atmen.
Aber dann wirbelte Madeline herum und öffnete die Tür. »Bis morgen dann.« Sie sauste hinaus und ließ ihr langes Haar hinter sich herwehen. Emma
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