LYING GAME Und raus bist du
die Affen treiben es gerade.«
»Das sind definitiv Brunstschreie«, stimmte Emma zu und schnippte einen Klecks Schlamm auf Madeline.
Sie machten es sich wieder im Schlamm bequem und gaben hin und wieder ein Kichern oder ein Schnauben von sich. Dann trank Madeline einen großen Schluck Zitronenwasser aus dem Glas neben ihrem Kopf und seufzte. »Was war eigentlich letzte Woche mit dir los? Du hast irgendwie … betäubt gewirkt. Als hätte jemand deine Valiumdosis erhöht.«
Na, wenigstens eine hatte gemerkt, dass ich anders gewesen war als sonst.
»Mir geht’s gut«, antwortete Emma. »Bin nur müde. Sobald das Schuljahr anfängt, will ich nur noch Winterschlaf halten.«
»Dann wach schnell auf, kleine Bärin.« Madeline zeigte gespielt anklagend mit dem Finger auf sie. »Deine Fans werden sehr enttäuscht sein, wenn du auf deiner Geburtstagsparty nicht der Rockstar bist, den sie kennen und lieben. Und mit Fans meine ich mich.«
»Ich werde versuchen, dich nicht zu enttäuschen«, kicherte Emma.
Leicht schwefelig riechender Dampf stieg ihnen ins Gesicht. Schatten huschten hinter den Milchglastüren vorbei . Emma holte tief Luft. Jetzt oder nie. »Wenn hier jemand komisch ist, dann Charlotte, findest du nicht?«
Madeline schüttelte sich eine Haarsträhne aus den Augen.
»Auch nicht komischer als sonst.«
Emmas Hüfte begann zu jucken, aber sie wollte nicht in den Schlamm greifen, um sich zu kratzen. »Weißt du, wo sie am Abend vor Nishas Party war? Am Labor Day?«
Madeline hob die Schultern. »Erwartest du ernsthaft, dass ich mich an etwas erinnere, das länger als eine Woche her ist? Mein Gehirn ist nach dieser Schulwoche nicht mehr arbeitsfähig.« Aber Emma fiel auf, dass sie ihr nicht in die Augen sah und nervös an dem schwarzen Gummiarmband an ihrem Handgelenk nestelte.
»Char und ich waren an dem Abend verabredet, aber sie hat mich versetzt«, log Emma schnell. »Manchmal habe ich das Gefühl, sie ist echt sauer auf mich. Sie stichelt ständig wegen Garrett. Und ich glaube, am Samstag hat sie uns nachspioniert.«
Und vielleicht überlegt, wie sie auch mich töten kann , fügte sie im Stillen hinzu. Genau wie sie Sutton getötet hat.
Ein Muskel an Madelines Auge zuckte. Dampf verhüllte ihr Gesicht. »Ich glaube nicht, dass sie sauer auf dich ist. Wahrscheinlich macht sie sich nur Sorgen um Garrett.«
»Sorgen? Wieso?«
Madeline verlagerte ihr Gewicht, und der Schlamm bewegte sich träge. »Ach komm schon, Sutton. Du gehst nicht gerade sanft mit Jungs um. Du brichst allen das Herz, mit denen du etwas anfängst.«
»Das stimmt nicht.« Emmas Stimme brach.
Aber Madelines Worte hatten mich schwer getroffen. Ich wollte, dass sie mit ihrer Einschätzung falsch lag … aber vielleicht lag sie richtig. Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte.
Madeline schniefte empört. »Denk doch an all die Jungs letztes Jahr. Du hast Brandon Crawfort praktisch gezwungen, beim Schulball mit Sienna Schluss zu machen, und dann hast du nie wieder auf seine Anrufe reagiert. Du hast so getan, als wolltest du unbedingt mit Owen Haas ausgehen, und dann hast du ihn wie ein Stück Dreck behandelt. Und dann die Sache mit Thayer«, fügte sie hinzu.
Thaye r ? War er etwa wegen Sutton ausgerissen?
Ich zermarterte mir das Hirn, um mich zu erinnern oder etwas zu spüren. Es drang nichts an die Oberfläche.
Madeline schaute Emma ohne zu blinzeln an. Das Zimmer wirkte plötzlich sehr klein und eng. Emma senkte den Blick und starrte auf die vier Gurkenscheiben, die im Matsch schwammen.
Abrupt richtete sich Madeline auf und kletterte aus der Wanne. Brauner Schlick tropfte von ihrem Bauch und ihren Beinen.
»Was machst du denn da?«, fragte Emma und richtete sich ebenfalls auf.
»Ich hab was vergessen.« Madeline drückte sich ein Handtuch an den Kopf. »Ich müsste eigentlich schon längs t bei meinem Dad sein. Kann Laurel dich nachher abholen?« Sie wendete sich von Emma ab, während sie sprach. Auf dem Handtuch, mit dem sie sich die Arme abgetrocknet hatte, waren große braune Flecken zu sehen.
»Warte mal, Mads – was ist denn los?« Emma wühlte sich durch den Schlamm in Richtung der Leiter. Sie fühlte sich, als sei sie in einem ihrer Angstträume gefangen, in dem sie versuchte zu rennen, aber feststellen musste, dass die Straße sich in eine rückwärts laufende Rolltreppe verwandelt hatte.
Madeline hatte bereits ihren Bademantel an. »Wir sehen uns morgen in der Schule, okay?«, murmelte sie und ging hastig
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