LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht
holte ihre Schwester und gleich darauf waren beide Twitter-Zwillinge am Hörer. »Ich habe ein paar Infos über die Hofstaat-Party für euch«, sagte Emma und schaute der Reihe nach Suttons Freundinnen an, die sie umringten. Alle nickten ermutigend.
»Na endlich!«, jubelte Lili. »Hoffentlich habt ihr keinen Mist gebaut.«
»Es wird fantastisch! Eine gruselige Mischung aus Titanic und Baywatch . Alle tragen Bikinis.«
» Baywatch «, murmelte Laurel und lachte lautlos Tränen.
»Bikinis?«, fragte Gabby skeptisch. »Erlaubt die Schulleitung das denn?«
»Natürlich erlauben sie es«, säuselte Emma. »Wir haben es schon absegnen lassen.«
Charlotte schluckte gurgelnd.
»Diese Party wird der Hammer, Mädels«, fuhr Emma fort. »Super-Glamour mit Klasse.« Einen Moment lang fragte sie sich, ob Sutton jetzt stolz auf sie wäre. Würde sie ebenfalls lachen, Emma die Hand drücken und sie anfeuern?
Das würde ich … oder vielleicht doch nicht. Ich wusste zu viel über die Twitter-Zwillinge. Emma bewegte sich auf sehr dünnem Eis.
»Cool«, sagten Gabby und Lili einstimmig.
»Wir werden den anderen Gewinnerinnen bald Bescheid sagen, aber ich wollte euch zuerst informieren, damit ihr die schönsten Hofdamen des Balls werdet«, sagte Emma. »Kauft euch also fantastische Bikinis! Je knapper, desto besser!«
»Das machen wir!«, trällerte Lili in den Hörer. »Wow, Sutton! Du machst das wirklich gut. Weiter so!«
Sobald Emma aufgelegt hatte, brachen die Mädchen in Gelächter aus. Laurel rollte von der Couch auf den Boden. Charlotte kicherte in das Zierkissen. Madeline strampelte so heftig, dass sie beinahe den Fernseher umwarf, der inzwischen auf einem Felsen ruhende Hyänen zeigte.
»Die sind soooo dämlich!«, krähte sie. »Sie werden wie die letzten Idioten dastehen!«
Emma versuchte mitzulachen, aber Lilis Worte dröhnten ihr noch in den Ohren. Du machst das wirklich gut. Weiter so. Sie war beinahe sicher, dass Lilis Stimme einen bedrohlichen Unterton gehabt hatte. War der Subtext womöglich gewesen, dass sie gut darin war, Sutton zu spielen ?
Emma betrachtete die lachenden, fröhlichen Gesichter von Suttons Freundinnen. Bei ihnen fühlte sie sich zwar endlich sicher, aber die Welt da draußen wurde immer gefährlicher – denn dort beobachtete sie jemand mit Argusaugen und wartete darauf, dass sie einen Fehler machte.
Ich stimmte ihr aus vollem Herzen zu. Vertrau niemandem, Schwesterherz.
15
Eine Eröffnung … und ein Ende
Kannst du dich rausschleichen?
Emma rollte sich auf den Rücken und las noch einmal die SMS , die Ethan ihr gerade geschickt hatte. Sie zog Suttons weiche, blaue Kuscheldecke über ihre nackten Beine und tippte eine Antwort.
Die Mercers sind essen gegangen. Bis 10 muss ich zurück sein.
Ich hole dich in 1/4 Stunde ab , simste Ethan zurück. Zieh dir was Schickes an.
Was Schickes? Emma runzelte die Stirn. Äh … ok , tippte sie. Darf ich fragen, was du vorhast?
Nö. Überraschung.
Emma sprang von Suttons Bett auf und tapste zu ihrem Schrank. Sie schob die Bügel mit den weichen Baumwollblusen und Skinnyjeans beiseite und musterte Suttons Kleider-Kollektion, die groß und sehr teuer war. Sie berührte ein langes, schwarzes Kleid mit goldenen Trägern. Wahrscheinlich zu edel für einen Dienstag. Ihre Finger berührten den Federkragen eines kurzen, silbernen Cocktailkleides. Vielleicht ein bisschen zu kurz. Dann strich sie über den Saum eines feuerroten Minikleides. Damit würde sie zu sehr nach Sexgöttin aussehen.
Ich stöhnte auf. Warum sollte das schlecht sein? Meiner Meinung nach musste Emma sich mit der Sexgöttin in ihrem Inneren anfreunden. Heute Abend würden die beiden sich doch hoffentlich endlich küssen.
Emmas Blick fiel auf ein hellgraues, asymmetrisch geschnittenes Kleid. Der zarte Seidenstoff schmeichelte ihren Fingerspitzen. Sie schlüpfte hinein und betrachtete sich in dem langen Spiegel mit Goldrahmen, der an der Rückseite der Schranktür hing. Perfekt.
Nachdem sie Mascara und Lipgloss aufgetragen und ihr Outfit mit schwarzen Lederpumps und Chandelier-Ohrringen vervollständigt hatte, die zu Suttons Medaillon passten, war sie fertig.
Ihr Handy piepte wieder und Emma rannte zum Bett, weil sie dachte, Ethan hätte ihr noch einmal geschrieben. Aber die SMS war von ihrer Freundin Alex. Du solltest dir den Laden mal anschauen! Angehängt war der Link zur Website eines Secondhandshops bei der University of Arizona. Ich weiß doch, wie sehr du
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