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LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht

LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht

Titel: LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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sich zu Gabby auf die Bühne gestellt hatte. Emma versuchte zu rufen und das Bewusstsein nicht zu verlieren, aber sie glitt ins Dunkel. Gabby schüttelte die Pillendose auf und ab, auf und ab. Es klang wie Zähneklappern.
    Das Geräusch erinnerte mich an etwas völlig anderes. Ein winziges Guckloch öffnete sich in meinem Verstand und wurde langsam größer. Die Welt begann sich zu drehen, als säße ich in einem außer Kontrolle geratenen Karussell. Ich hörte nicht mehr Pillen in einer Dose rasseln, sondern ganz deutlich und eindeutig einen Pendlerzug, der laut über die Gleise ratterte …

 
    18
    Zittern, Verrat und Drohungen. Du meine Güte!
    »Wo ist Gabby?«, kreischt Lili, als der Zug an uns vorbeidonnert. Ich wirbele herum und starre in Panik auf die Gleise. Ich habe alles sehr sorgfältig geplant. Gabby kann auf keinen Fall unter den Zug gerollt sein … richtig?
    Dann weicht Laurel ein paar Schritte zurück und zeigt mit zitterndem Finger auf eine zusammengesunkene Gestalt, die an der gewölbten Wand der Unterführung liegt. Es ist Gabby. Ihr blondes Haar ist ihr ins Gesicht gefallen. Sie hat die blasse Hand ausgestreckt, ihr mit Strass besetztes iPhone liegt neben ihr im Kies.
    »Was zum Teufel ist mit ihr los?«, schreit Madeline.
    »Gabby«, brüllt Lili und rennt zu ihr.
    »Gabby?« Ich beuge mich über ihren schlaffen Körper. »Gabs?«
    Plötzlich läuft ein Zittern von Gabbys Fingerspitzen zu ihren Schultern. Winzige Speicheltröpfchen beflecken ihre Lippen und dann beginnt ihr ganzer Körper sich zu verkrampfen. Der Zug rast immer noch an uns vorbei, lässt meine Zähne klappern und verweht mein Haar. Gabbys Zittern wird heftiger und stärker. Ihre Arme und Beine scheinen einen eigenen Willen zu bekommen und zucken in alle Richtungen. Sie verdreht die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen ist. Sie sieht aus wie ein Zombie.
    »Gabby?«, schreie ich. »Gabs? Komm schon! Das ist nicht witzig!«
    Plötzlich schiebt mich ein dunkelhäutiger Mann mit einem sorgfältig gestutzten Ziegenbart und einem Ohrring zur Seite. Ich sehe einen blauen Overall mit einem reflektierenden Namensschild: PIMA COUNTY RETTUNGSDIENST . Ich habe gar nicht bemerkt, dass ein Rettungswagen neben uns gehalten hat, aber da steht er, ein großes weißes Fahrzeug, auf dessen Dach rote Lichter blinken.
    »Was ist passiert?«, fragt der Sanitäter und kniet sich neben Gabby.
    »Keine Ahnung!« Lili drängt sich an mir vorbei. Ihr Mund ist zu einem Dreieck verzerrt, ihre Augen sind weit aufgerissen und verängstigt. »Was ist los mit ihr?«
    »Sie hat einen Krampfanfall.« Der Sanitäter leuchtet mit einer Taschenlampe in Gabbys Augen, in denen keine Iris mehr zu sehen ist. Sie sind nur zwei Kugeln, die wie weiße Murmeln glänzen. »Ist das schon mal passiert?«
    »Nein!« Lili schaut sich gehetzt um, als könne sie nicht glauben, dass das hier wirklich passiert.
    Der Sanitäter rollt Gabby in die stabile Seitenlage und legt ihr das Ohr vor den Mund, um zu überprüfen, ob sie noch atmet, aber er unternimmt nichts gegen ihre Zuckungen. Sie bewegt sich wie eine Comicfigur, die in eine Steckdose gefasst hat und nun wie ein Christbaum brennt. Fast erwarte ich, ihr Skelett weiß durch ihre Haut scheinen zu sehen. Ich will wegschauen, kann es aber nicht.
    »Tun Sie doch was!«, schreit Lili und zieht am Ärmel des Sanis. »Irgendwas! Was ist, wenn sie stirbt?«
    »Ihr müsst zur Seite gehen, Mädels«, befiehlt der Sani. »Ich brauche Platz, um sie zu behandeln.«
    Auf dem Highway sausen Autos an uns vorbei. Einige verlangsamen ihre Fahrt, und die Passagiere starren neugierig auf den Rettungswagen und das Mädchen in der Unterführung, aber niemand hält an. Tränen laufen über Lilis Gesicht. Sie wirbelt mit brennenden Augen zu mir herum. »Ich fasse es nicht, wie du ihr das antun konntest!«
    »Ich habe gar nichts gemacht!«, schreie ich mit verkrampftem Gesicht.
    »Doch! Das ist alles deine Schuld!«
    Das klagende Pfeifen des Zugs übertönt Lilis Worte. Ich weigere mich, die Schuld an diesem Vorfall zu übernehmen. Schließlich wollte ich die Twitter-Zwillinge heute gar nicht dabeihaben. Woher sollte ich wissen, dass Gabby vor lauter Angst einen Krampfanfall bekommen würde? Ganz plötzlich verabscheue ich die Twitter-Zwillinge so sehr, dass mir der Atem stockt. »Ich wollte euch heute Abend gar nicht mitnehmen«, sage ich durch zusammengebissene Zähne. »Ich wusste, dass ihr es nicht packen würdet.«
    Die blauroten Blinklichter

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