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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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operiert. Du darfst niemandem von seiner wahren Natur erzählen. Das ist das oberste Gebot eines Wolfsängers.“
    „Ich verstehe“, sagte sie noch einmal, obwohl sie seine Argumentation nicht hundertprozentig einleuchtend fand. Die Gefahr, dass man de Sagrais töten würde, weil er ein Werwolf war, war in ihren Augen geringer, als das Risiko, dass Vampire durch einen Pressebericht auf ihn aufmerksam und ihn zur Strecke bringen würden.
    „Gehen wir zurück in die Bibliothek. Es gibt noch mehr, das du wissen solltest.“ Tremonde kletterte die Treppe hinab und setzte sich seelenruhig an den Schreibtisch, während Joli nicht genau wusste, ob es klüger wäre zu gehen oder sich auf diese unglaubliche Geschichte einzulassen.
    Auch wenn ihr Kopf sagte, dass sie besser die Beine in die Hand nahm, spürte sie tief in ihrem Inneren, dass es ihre Bestimmung war, hier zu bleiben und sich auf Tremonde und die Aufgaben, die auf sie zukommen würden, einzulassen.
    „Dieses Buch“, er nahm den dicken Wälzer noch einmal zur Hand, „klärt dich über alles auf, was du über Werwölfe und Vampire wissen musst. Es ist seit Jahrhunderten im Besitz unserer Familie und wurde von den Tremondes selbst verfasst. Eine unschätzbare Sammlung an Wissen. Ich vertraue es dir an.“
    Joli nahm das Buch zögernd entgegen und blätterte darin. Jede Seite, die sie aufschlug, war derart vergilbt, dass es ihr schwer fiel, die ohnehin schon schlecht leserliche Handschrift zu entziffern. Dieses Werk war zweifelsohne sehr alt. Oder es hatte zu lange in der Sonne gelegen.
    „Silber ist tödlich für jeden Werwolf“, las sie vor. „Ja, richtig. Das stand auch in der Geschichte, die du vorhin vorgelesen hast.“
    „Oh, das stimmt nicht ganz“, mischte sich Tremonde ein. „Silber ist nur dann tödlich, wenn es in den Körper des Werwolfes eindringt und ein lebenswichtiges Organ verletzt. Silberne Pfeile, Messerspitzen oder Pistolenkugeln und dergleichen.“
    „Kann man auf die gleiche Weise auch Vampire bekämpfen?“
    „Nein, hier verwendest du besser Holzpflöcke, Kreuze, Knoblauch, Weihwasser und Sonnenlicht.“
    „Ah ja. Sieht für mich aus, als wären die Vampire etwas im Nachteil.“ Sie musste über den Gedanken lächeln. „Wie wird man eigentlich zum Vampir oder Werwolf? Klassisch, also durch einen Biss?“
    „Das steht auch in den Aufzeichnungen.“
    Joli seufzte und blätterte weiter. Sie musste feststellen, dass Tremonde selten ihre Fragen zu ihrer Befriedigung beantwortete. Sie hatte im Moment beim besten Willen nicht den Nerv, sich alles durchzulesen. Da es kein Inhaltsverzeichnis gab, war es nicht leicht, das richtige Kapitel zu finden. Schließlich klappte sie das Buch zu, ohne die entsprechende Stelle entdeckt zu haben. Eine Staubwolke flog ihr entgegen. Sie nieste.
    „Gesundheit“, sagte Tremonde, offenbar überrascht von der Lautstärke ihres Niesens.
    „Danke.“
    Der Stuhl quietschte, als er sich erhob und auf sie zukam. „Möchtest du, dass ich dir den Stein der Artemis überlasse?“, fragte er.
    Joli hatte auf diese Frage gewartet. Oder besser gesagt, sie hatte befürchtet, dass er sie jetzt stellen würde. Sie hatte Angst einen Fehler zu begehen, den sie nicht mehr rückgängig machen konnte. Sie dachte an de Sagrais, der ihr prinzipiell die Freiheit geschenkt hatte, und daran, welche Folgen ein Nein hätte. Bis vor wenigen Minuten hatte sie sich zu ihm hingezogen und eine Art Verbindung zu ihm gefühlt. Sogar tagsüber von ihm geträumt. Nachdem sie nun die Wahrheit über ihn erfahren hatte, war alles mit einem Schlag anders geworden. Allein dadurch, dass er war, was er war, hatte er sie geängstigt. Trotzdem schien die Verbindung nicht geschwächt. Im Gegenteil, sie glaubte diese nun noch stärker zu spüren, was mehr als verwirrend war. Auch wenn sie nie Stimmen wie Tremonde gehört hatte, war da doch ein Ruf in ihrem Inneren, der ihr auftrug, ihrer Bestimmung zu folgen. De Sagrais und der Kristall hatten eine Saite in ihr anklingen lassen, die sie schwer einordnen konnte, durch die sie sich aber merkwürdig vollständig fühlte. Entschlossen, dieses eine Mal nicht die Angst siegen zu lassen, wollte sie wissen, was es mit dem Wolfsauge auf sich hatte. Sie war sich der Wichtigkeit von de Sagrais Aufgabe bewusst und würde sich nicht vor ihrer Verantwortung drücken. Sie musste sich entscheiden.
    Sie konnte in ihr zufriedenes, aber oft einsames und langweiliges Leben zurückkehren, einen anderen Nebenjob, zum

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