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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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ausgelassen hatte. Mit Entsetzen bemerkte Joli den Hass, der diesen Menschen entgegenschlug. Umso mehr bewunderte sie die zierliche Pflegerin dafür, dass sie trotz der angespannten Situation die Ruhe behielt.
    „Kommt nicht infrage! Die Tische sind für den Kegelklub Neunmünster reserviert.“
    Während die schmächtige Schwester vergeblich versuchte, die Wirtin umzustimmen, fiel Joli der seltsame Blick einer schwarzhaarigen Pflegerin auf, die mit den Patienten an einem Tisch saß. Eindringlich musterte sie Rem. Es schien, als hätte sie ein Auge auf ihn geworfen, was Joli der guten Frau auch nicht verübeln konnte. Was sie ihr allerdings übel nahm, war die Tatsache, dass sie jung und hübsch aussah, keine Brille trug und im Gegensatz zu Joli eine anständige Frisur besaß, die ihr gut zu Gesicht stand. Kurzum, an dieser Dame stimmte einfach alles.
    „Ich zähle bis zehn!“, drohte die Wirtin und hob den Daumen. „Eins ...“
    „Es geht doch nur um eine halbe Stunde.“
    „Zwei ...“ Elses Zeigefinger gesellte sich zu ihrem Daumen.
    Die Pflegerin seufzte und gab ihrer Kollegin ein Zeichen. „Also gut, wir brechen auf. Packen Sie bitte Ihre Sachen zusammen, wir gehen zum Schloss zurück.“
    Die unerwünschten Gäste reagierten verärgert, doch immer noch deutlich gesitteter als die Wirtin. Joli konnte nur den Kopf über so viel Intoleranz schütteln.
    „Lass uns auch gehen“, sagte Rem und schob Joli an der Schulter zum Gartentor.
    „In Ordnung.“ Sie warf einen letzten Blick zu der dunkelhaarigen Schwester, deren Augen sich schlagartig verengten.
    Joli atmete die feuchte Waldluft ein, während sie die Grabsteine musterte. Die meisten Gräber sahen aus, als würden sie schon lange nicht mehr gepflegt. Als hätte man sie und die Verstorbenen vergessen. Der Gedanke ließ sie schwermütig werden.
    „Ein Waldfriedhof, das ist wirklich etwas Besonderes. Da sage noch mal jemand, Moorgrund hätte keine Attraktion aufzuweisen“, sagte sie, um sich selbst etwas aufzumuntern.
    In der Tat war dieser Friedhof eine echte Sehenswürdigkeit. Die Gräber stammten zum Teil aus dem achtzehnten Jahrhundert. Auf einigen thronten steinerne Engel mit gewaltigen Schwingen, auf anderen waren Gedenktafeln mit goldenen Lettern angebracht. Rems Interesse galt der Gruft nahe der Friedhofsmauer. Eingängig untersuchte er sie, tastete das Gemäuer ab und öffnete schließlich die vergitterte Tür.
    „Was machst du da?“, fragte Joli verwundert. Er wollte doch hoffentlich nicht die Ruhe der Toten stören.
    „Wenn sie sich in der Gegend verstecken, dann in dieser Gruft.“ Er warf einen Blick ins Innere.
    „Woher weißt du das?“
    „Instinkt“, sagte er knapp und lächelte sie an. „Am Boden ist eine Tür. Ich sehe mir das gleich mal näher an.“ Er kam wieder heraus, setzte die Tasche ab und zog den Reißverschluss auf.
    Joli beobachtete ihn interessiert und war erstaunt, als er aus der Tasche eine Art Armbrust zerrte. Nun, um eine richtige Armbrust handelte es sich nicht, denn dafür war die Waffe zu klein und bei dieser Größe vermutlich deutlich leichter. Aber da es sich um dieselbe Konstruktion handelte, funktionierte sie mit demselben Mechanismus.
    „Ich weiß, ich bin keine Expertin, aber ich dachte immer, dass Vampire am Tag in eine Starre verfallen.“
    „Ein Irrtum, der tödlich ausgehen könnte. Sie meiden das Licht, doch können im Schatten überleben. Und diese Grabstätte spendet genug Schatten.“
    Sie fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, dass er allein in die Gruft ging, in der womöglich eine Horde Vampire auf ihn lauerte. Sicherlich konnte er die Gefahr besser einschätzen als sie. Er wusste, was er tat. Dennoch machte sie sich Sorgen.
    „Du wartest hier auf mich“, ordnete er an.
    „Kann ich nicht mitkommen?“, bat sie, aber Rem duldete keine Widerrede.
    „Das ist zu gefährlich.“
    Oh, wie Joli es hasste, wenn er das sagte. Dummerweise war das ein Totschlagargument erster Güte, gegen das sie nicht ankam. Letztlich hatte er recht. Es war gefährlich. Ganz besonders für sie. Ihr fehlte die Erfahrung. Sie wusste nicht, wie sie mit einem Blutsauger umgehen musste, wie sie ihn zur Strecke brachte. Sie setzte sich auf eine Bank nahe der Gruft und verschränkte die Arme.
    „Das ist mein braves Mädchen“, sagte Rem und verschwand mitsamt seiner Armbrust in der überdachten Grabstätte.
    Seufzend ließ sie die Beine baumeln. Sie machte sich Gedanken um seine Sicherheit und fühlte sich

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