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Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)

Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Aurora zu berühren, sie war so zerbrechlich. Aber dann überwand sie ihren Schrecken, tastete nach ihrem Puls und spürte nichts. Allmählich geriet sie in Panik und fragte sich, ob Aurora tot sei.
    „Wach auf, bitte!“, rief sie und rüttelte die Bewusstlose.
    Sie konnte die knochigen Schultern durch den Stoff des Mantels spüren. Ein leises Stöhnen drang aus Auroras Kehle. Gott sei Dank, sie war noch am Leben.
    Doch warum hatte sie keinen Puls? Theresa überprüfte ihn noch einmal. Sie spürte einen einzelnen, verlangsamten Herzschlag.
    Ihre Freundin war eine Untote.
    „Aurora, um Himmels Willen, komm zu dir.“
    Theresa war den Tränen nahe. Rasch lief sie in den Waggon zurück, um eine Schüssel mit Wasser und einen Lappen zu holen. Es dauerte eine Weile, ehe sie beides zwischen Auroras Gerümpel fand. Die Empathin sammelte alles, dass ihr unter die Finger kam.
    So schnell sie konnte eilte sie zu Aurora zurück, tauchte den Lappen ins Wasser, wrang ihn aus und zog die Skimaske samt der Sonnenbrille vorsichtig hoch.
    Sie hatte keine Ahnung was sie erwartet hatte, aber als sie den Stoff hochschob, kroch Entsetzen in ihr hoch.
    Lederne Haut. Eingefallene Wangen. Keine Lippen. Aurora sah aus, als wäre sie schon vor Monaten verstorben. Ihr Gesicht glich einem Totenschädel.
    Theresa fühlte sich miserabel, weil der Anblick ihrer lieben Freundin einen Würgreflex in ihr auslöste. Aber sie konnte es nicht verhindern. Zum Glück blieb ihr Frühstück im Magen. Theresa versuchte, den Blick abzuwenden, aber sie konnte es nicht. Jedes schreckliche Detail prägte sich ein. Ihr Blick fiel auf eine Reihe symmetrisch gewachsener heller Zähne. Das Gesicht war stark eingefallen, die Knochen standen kantig hervor und die Haut wirkte so welk und grau, wie die einer Mumie. Die Augen waren geöffnet und starrten ins Leere. Sie lagen derart tief in ihren Höhlen, dass Theresa sich über sie beugen musste, um die winzigen Augäpfel überhaupt zu erkennen. Die Glaskörper waren eingeschrumpelt. Die Iris strahlte in einem hellen Blau und Theresa glaubte, Leben darin zu sehen.
    „Bist du wach?“, fragte sie, weil sie das Gefühl hatte, Aurora würde sie ansehen. Aber die Freundin antwortete nicht. Endlich gelang es Theresa, den kühlenden Lappen auf die Stirn zu legen. „Das wird dir gut tun“, sagte sie, doch erwartete keine Antwort.

 
    Was hatte es nur mit diesem Mädchen auf sich? Correy wunderte sich über ihr merkwürdiges Verhalten, wartete auf einen günstigen Moment, in dem niemand zu dem alten U-Bahn Eingang sah, kletterte unter der Absperrung hindurch und ging die Treppe hinunter, bis er in den alten, stark zerfallenen Bahnhof gelangte. Auf einer Bank lag ein Mann, der nach Alkohol stank. Über seinem Gesicht hatte er eine Zeitung ausgebreitet. Die Kacheln und große Teile des Putzes an den Wänden waren fast völlig herunter gekommen. Wahrscheinlich war der Bahnhof nach dem Krieg nicht mehr geöffnet worden. Der Gedanke, dass hier unten irgendwo ein Blindgänger vor sich hinrosten könnte, stellte ihm die Nackenhaare auf.
    Was, bei Lykandras Nachfahren, hatte die Kleine hier unten zu suchen? Er beschloss, es herauszufinden.
    Im Schutz eines alten Ansagerhäuschen zog er sich aus. Er legte alles ordentlich zusammen und versteckte es. Dann nahm er seinen wertvollsten Besitz vom Hals. Das Wolfsauge. Ein Loch in der Wand bot dem Kristall ein sicheres Versteck. Wer wusste schon, wer hier unten im Bahnhof verkehrte. Es schien ihm ein guter Ort für illegale Geschäfte. Falls jemand seine Kleidung stahl, konnte er das verschmerzen. Aber ein Wolfsauge war nicht zu ersetzen. Von diesen Splittern gab es nur sehr wenige auf der Welt.
    Nachdem er alles verstaut hatte, schloss er die Augen und konzentrierte sich auf seine Gestalt. Er spürte seine Füße, die Zehen, die Hacken und konzentrierte sich auf seine Beine, seine Lenden, jeden Teil seines Körpers. Die Energie, die nun durch seine Adern schoss, war vergleichbar mir heißer Lava. Die Hitze erfasste seinen ganzen Leib. Schweiß rann über seine Stirn. Von ganz allein beugte sich sein Oberkörper vorn über und seine Fingerspitzen streckten sich dem Boden entgegen. Noch ehe sie ihn berührten, waren aus den großen Händen kräftige Pfoten geworden. Sein Blickfeld veränderte sich. Gerüche stiegen ihm in die Nase, die er in seiner Menschengestalt nicht wahrgenommen hätte. Er hörte noch so ferne Geräusche. Alles um ihn war von einer Lebendigkeit erfüllt, die ein

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