Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)
zu unterhalten. So musste sie sich an Mrs. Boyle halten, die eine schöne Perlenkette und einen auffälligen Klunker am Finger trug. Theresas Verdacht, sie könne Mr. Boyle nur wegen seines Geldes geheiratet haben, erhärtete sich. Auch schien Mrs. Boyle ein besonderes Faible für teure Designer zu haben.
Theresa mochte die teilweise eher karge Landschaft und wann immer sie durch eine Ortschaft fuhren, war sie von dem griechischen Städteflair verzaubert. Alles wirkte rustikaler und deutlich überschaubarer als in Hamburg oder Athen. Es hatte einen angenehmen ländlichen Charme. Correy schien es ähnlich zu gehen. Zumindest ließ er hin und wieder Worte wie „gemütlich“ oder „schöne Gegend“ fallen. Auch Mr. Boyle, der sehr schweigsam war, ließ sich zu einem Lob hinreißen. „Beautiful“, sagte er.
Als sie Areopoli, die größte Stadt der Mani, erreichten, mieteten sie sich in ein kleines, jedoch modern ausgestattetes Hotel ein. Mr. und Mrs. Boyle nahmen ein Doppelzimmer. Theresa und Correy hatten Glück und bekamen zwei Einzelzimmer auf demselben Flur, wie es bereits im Motel in Athen der Fall gewesen war. Als Mrs. Boyle das mitbekam, zeichnete sich ein erfreutes Lächeln auf ihren aufgespritzten Lippen ab. Das irritierte Theresa. Es schien fast so, als freue es die Dame, dass sie getrennte Zimmer bezogen.
Theresa schloss ihre Zimmertür auf, trat ein und begutachtete ihre Bleibe. Sie war klein, gemütlich eingerichtet und wenn es ein Adjektiv gab, mit dem sie den Raum in einem Wort hätte beschreibensollen, wäre es „griechisch“ gewesen. Es gab ein kleines gekacheltes Bad, den obligatorischen Kleiderschrank, einen Fernseher, sogar ein Telefon und natürlich ein Bett.
Sie versteckte den Zylinder unter ihrem Kopfkissen, legte sich auf die Matratze und merkte, dass diese angenehm federnd nachgab. Sie reckte und streckte sich und vergaß für einen kurzen Moment beinahe, dass sie nicht im Urlaub war. Nach ihrem kurzfristigen Aufbruch gestern abend und der langen Fahrt von Athen zum südlichen Teil der Halbinsel war sie unendlich müde. Ihre Augen fielen ihr ganz von allein zu. Einen kurzen Moment döste sie gänzlich weg, da schreckte sie ein Klopfen an der Tür aus dem Schlaf.
„Ja?“, rief Theresa und fügte hinzu: „Es ist nicht abgeschlossen.“
Correy trat ein. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und schob die Tür mit seinem Stiefel hinter sich zu. Da er sah, wie sie gähnte und sich die Augen rieb sagte er:
„Tut mir leid, du wolltest wohl gerade schlafen?“
„Macht nichts. Was gibt es?“ Möglicherweise hatte er etwas Neues in Erfahrung gebracht.
Aber Correy zuckte die Schultern. „Nichts. Genau genommen geht es um Mrs. Boyle. Sie ist ein wenig ... merkwürdig. Findest du nicht?“
„Wie kommst du darauf?“
„Sie kam eben in mein Zimmer und hat seltsame Sachen mit ihrem Mund gemacht.“
Theresa lachte leise. „Habe ich es mir doch gedacht, sie steht auf dich.“
„Aber sie ist verheiratet“, sagte er entrüstet.
Sie musste schmunzeln. Correy konnte unmöglich so naiv sein und glauben, dass das ein Hindernis für diese Frau war. Andererseits war er deutlich älter als er aussah und stammte womöglich aus einer Zeit, in der ein Eheversprechen noch etwas galt, ein Bündnis war, das nur durch den Tod geschieden werden konnte. An und für sich war das ziemlich romantisch, solange man sicher war, den Richtigen gefunden zu haben. Falls sie jemals heiratete, wünschte sie auch, es würde ewig halten.
„Stör ich dich wirklich nicht? Ich kann auch später wiederkommen.“
„Nein.“ Sie gähnte noch einmal. „Sag schon, was geschah dann?“
„Ich habe sie gebeten zu gehen, aber das hat alles nur schlimmer gemacht. Ich bin jetzt einfach gegangen.“
„Ich schätze, das war eindeutig. Sie wird dich bestimmt von jetzt an in Ruhe lassen.“ Vorausgesetzt Mrs. Boyle hatte ihren Stolz.
„Armer Mr. Boyle. Wenn er davon wüsste ...“
„Wir sollten uns nicht einmischen.“
Sie schätzte ihn als rechtschaffend genug ein, um zu Mr. Boyle zu gehen und ihm von den Avancen seiner Frau erzählen. Aber ein Familiendrama war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten.
„Du hast sicher recht.“
Theresa war froh, dass er so schnell einsichtig war und auch ein wenig darüber, dass er an Mrs. Boyle kein Interesse zu haben schien.
Correy legte das Ohr an die Tür und lauschte. Schließlich drückte er die Klinke herunter. „Ruh dich etwas aus. Ich schau mich in der Gegend
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