Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)
Wege stehen. Es tat Theresa furchtbar leid, dass sich ihre Gedanken wieder nur um sich selbst drehten. Sie fühlte sich nicht wohl auf der Insel und hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. Vor allem wollte sie Jessy nicht enttäuschen. Diese schien auch recht schnell zu merken, dass etwas nicht mit ihr stimmte.
„Sieht so aus, als wärst du unglücklich verliebt“, sagte Jessy prompt heraus und schlürfte ihren Cocktail an der Strandbar.
Das war nicht ganz wahr. Sie war glücklich verliebt, nur war Correy in Berlin geblieben, damit Jessy und sie etwas Zeit für sich hatten. Aber das war es nicht allein. Sie fragte sich immerzu, ob eine Beziehung mit Correy eine Zukunft hatte. Ob sie stark genug war, immer in Angst um ihn zu leben. Sie wollte es so gern, doch er würde den Kampf gegen die Vampire niemals aufgeben. Das wollte sie ihm auch gar nicht antun. Es lag in seiner Natur, sie zu jagen. Für Theresa war nur die Vorstellung, die Blutsauger könnten ihn eines Tages verletzen oder sogar töten unerträglich.
„Wie kommst du darauf?“, fragte sie ihre Schwester.
„Weil du die ganze Zeit trüb vor dich hinstarrst und deine Mundwinkel bis zu deinem Dekolleté reichen. So sieht man nur aus, wenn man Liebeskummer hat.“
„Und woher weißt du sowas?“
Jessy war nun in dem Alter, in dem man alles gern auf die Liebe schob, wenn etwas nicht stimmte. Eine einfache Welt war das.
„Also, wer macht dich so unglücklich?“
„Niemand“, wiegelte sie ab. Sie hatte das Gefühl, ihre kleine Schwester würde sie ohnehin nicht verstehen.
„Dann hast du ja sicher nichts dagegen, wenn wir uns zu den beiden Typen dort drüben setzen?“
Sie deutete mit ihrem bauchigen Glas, in dem ein pinkfarbenes Schirmchen steckte, zu einem der Tische, an dem zwei südländische Männer saßen, die sie unentwegt beobachteten. Beide trugen nichts weiter als Badehosen. Sie sahen mit ihren breiten Schultern, den muskulösen Armen und den Waschbrettbäuchen alles andere als schlecht aus. Dennoch verspürte Theresa nicht die geringste Lust, sie näher kennen zu lernen. Sie wollte sich in ihrem Urlaub erholen und nachdenken. Aber Jessy drängte so lange, bis Theresa nachgab. Auch in der Hoffnung, alle weiteren Fragen in Richtung Verliebtsein zu unterbinden.
Die beiden Typen waren sichtlich begeistert, als sie sich zu ihnen setzten und luden sie auf einen zweiten Cocktail ein. Jessy unterhielt sich prächtig. Theresas Gedanken aber schweiften immerzu ab. Sie bekam Correy einfach nicht aus dem Kopf.
Am Ende war es Jessy allein, die am Abend mit den beiden Männern an einer Strandparty teilnahm, während Theresa sich mit der Begründung Kopfschmerzen zu haben auf ihr Hotelzimmer zurück zog.
Sie duschte und legte sich anschließend in ihr Bett. Sie musste an Correys Flucht vor der aufdringlichen Mrs. Boyle denken und lachte. Man konnte es Mrs. Boyle kaum verübeln, dass sie ein Auge auf den attraktiven Werwolf geworfen hatte. Wie sollte sie wissen, dass der junge Mann mehrere Jahrhunderte älter war als ihr Ehemann, der zugegebenermaßen nicht mehr ganz so knackig und jugendlich geblieben war. Bei dem Gedanken an seinen entsetzten Gesichtsausdruck musste sie lachen. Dass eine verheiratete Frau wie Mrs. Boyle ihm Avancen machte, war in seiner Welt nicht vorstellbar. Ja, er war wohl etwas altmodisch in diesen Dingen und die Ehe war ihm heilig. Sie stimmte ihm uneingeschränkt zu. Warum heiraten, wenn man sowieso vor hatte, in fremden Gewässern zu fischen? Eine Ehe sollte für die Ewigkeit sein. Das setzte natürlich auch voraus, dass man einen Mann fand, bei dem man spürte, dass er der Richtige war.
Wäre er kein Werwolf, ihre Entscheidung stünde auf der Stelle fest. Es störte sie zwar nicht, dass er sich bei Vollmond in ein Monster verwandelte. Aber der Krieg mit den Vampiren schreckte sie ab. Theresa wälzte sich zur Seite, und mit diesen Gedanken schlief sie ein.
Doch eine ruhige Nacht sollte ihr nicht beschieden sein. Sie fand sich auf der Strandparty wieder, allerdings in einem Zustand, den sie als körperlos beschreiben würde. Wie ein Geist huschte sie ungesehen über den inzwischen kalten Sand und folgte einem inneren Ruf, der sie zum Wasser lenkte. Es dauerte eine Weile, ehe sie die drohende Gefahr spürte. Jessy hatte sich längst von den beiden Südländern abgewendet und tanzte mit einem adretten Mann, dessen Haut so hell war wie das Licht des Mondes. Sie standen etwas entfernt von den anderen bis zu den Waden im kühlen
Weitere Kostenlose Bücher