Lynettes Erwachen
der ihr aufmunternd zulächelte, dann straffte sie die Schultern, atmete tief durch und stieg aus.
Elias und Jonas blieben beim Wagen und betrachteten das Schauspiel aus der Ferne. Charlotte stand wie eine Königin vor dem Haus, Lynette am Fuß der Treppe.
Mit der ganzen Autorität einer erfolgreichen Anwältin stieg Lynette die Stufen hinauf, blieb vor Charlotte stehen und musterte diese auf die gleiche Weise. Es kam Lynette wie Stunden vor. Lautlos fochten sie den Kampf um den Mann aus, welchen Lynette über alles liebte und nicht aufgeben würde. Sie hielt dem Blick der Domina stand, der sie von oben bis unten musterte.
„Armani, nicht wahr?“ Charlottes Stimme klang samten und weich, täuschte jedoch nicht über die Feindseligkeit hinweg. „Hast du das selbst bezahlt?“, erklang die boshafte Frage.
Hinter sich hörte Lynette ein wütendes Grollen. Hoffentlich mischte Elias sich nicht ein. Diesen Kampf musste sie allen bestehen und vor allem gewinnen.
„Ja“, antwortete sie mit fester, ausdrucksloser Stimme. „Mit dem Geld meines verstorbenen Geliebten. Sobald mir Elias die Millionen überschrieben hat, verscharre ich ihn im Wald.“
Charlottes Mundwinkel zuckten. Dann brach ein schallendes Lachen aus ihr heraus, welches Lynette Gänsehaut im Nacken bescherte. Unversehens fand sie sich in fest umschlingenden Armen wieder. Erst jetzt bemerkte Lynette, dass sie die Luft angehalten hatte. Befreit atmete sie durch und erwiderte die unerwartete Begrüßung mit gemischten Gefühlen.
„Das wäre ja geschafft. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen“, hörte sie Jonas hinter sich sagen.
Elias lachte lauthals, kam die Treppe nach oben, nahm Lynette in den Arm und küsste sie stürmisch. „Ich bin stolz auf dich“, flüsterte er ihr ins Ohr, bevor er sich von ihr trennte und Charlotte in die Arme schloss. „Hallo, du Hexe. Ich freue mich, dich zu sehen.“
Charlotte drückte ihm die rot geschminkten Lippen links und rechts auf die Wangen.
„Schön, dass du da bist, mein Süßer.“
Lynette registrierte mit brennender Eifersucht, dass Charlottes Hand besitzergreifend über Elias’ Hintern strich. Die Blicke der beiden Frauen trafen sich, und in Charlottes schimmerte ein boshaftes, scheinheiliges Lächeln.
Der kleine Empfang am Abend entpuppte sich als Gartenparty mit über hundert Gästen. Auf dem riesigen, parkähnlichen Grundstück waren kleine, weiße Pavillons aufgebaut. Unzählige Fackeln tauchten die Szenerie in ein romantisches, diffuses Licht. Lynette lehnte mit einem Glas Champagner in der Hand an einem der Pavillons und beobachtete das bunte Treiben.
„Na, schönste aller Frauen, amüsierst du dich?“ Elias hauchte ihr einen Kuss in den Nacken.
„Dass man so viele Menschen Freunde nennt, kann ich kaum glauben.“
„Keine drei Hände voll sind Freunde, die anderen sind Geschäftspartner oder Clubmitglieder. Morgen kommen noch mehr Gäste, aber die wenigsten werden an der Hochzeit teilnehmen. Diese findet im kleinen Kreis mit etwa sechzig Personen statt.“
Lynette nippte an ihrem Glas. Auf ihrer eigenen Hochzeit wollte sie von Freunden umgeben sein. Das wären zwar nicht viele, doch diese Menschen waren ihr wenigstens wichtig. Überrascht stellte sie fest, dass sie nie zuvor an eine Hochzeit gedacht hatte. Elias bewirkte solch wirre Gedanken. Mit ihm schien alles möglich zu sein.
„Kommst du mit mir in die Bibliothek?“, raunte er ihr ins Haar. „Ich will dich!“
Allein die Stimme ließ sie feucht werden. Elias ergriff ihre Hand, und lachend rannten sie zum Haus, die Terrasse hinauf, durch die Zimmer, bis in die Bibliothek. Atemlos starrte sie ihn an, als er die Tür hinter ihnen schloss. Langsam, mit lauerndem Blick, kam er auf sie zu, öffnete den Gürtel seiner Hose und zog diesen heraus. Während er sie gierig küsste, schlang er ihr den Lederriemen um die Arme und fesselte diese auf ihrem Rücken.
Zitternd holte Lynette Luft. Hier stimmte was nicht. Eine jähe Angst breitete sich in ihrem Herzen aus. Noch ehe sie etwas erwidern konnte, wirbelte Elias sie herum und drückte sie mit dem Oberkörper auf den Schreibtisch.
Elias wollte gerade unter den Rock greifen, als er merkte, dass Lynette nicht wie gewohnt reagierte. Vielmehr reagierte sie gar nicht. Kein Stöhnen, kein Wort, und aus dem Körper schien jede Spannung gewichen zu sein.
Augenblicklich löste er den Gürtel um ihre Arme. Schlaff und kraftlos fielen diese herab. Mit ihr in den Armen ließ er sich zu
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