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Lynettes Erwachen

Lynettes Erwachen

Titel: Lynettes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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sehen. Meist wurde sie in diesen Momenten traurig, und er ging nicht weiter darauf ein. Sie hatte ihm noch lange nicht von all ihren Dämonen erzählt, und so lange würde er warten.
    „Elias“, riss ihre zarte Stimme ihn aus den Gedanken.
    Sie stand mitten im Wohnzimmer, eine weite schwarze Stoffhose an, welche die Hüftknochen zeigte. Darüber trug sie ein cremefarbenes Seidenmieder. Die Brüste wurden zu einem einladenden Dekolleté gepusht, der schlanke Hals war nackt und lud zum Küssen und Knabbern ein. Das lange rotbraune Haar hatte sie aufgesteckt – nicht zu diesem unmöglichen Chignon, sondern wild und lockig verspielt.
    Wie ein Depp stand er da und starrte sie an. Lynette wiederum starrte auf seine Hand, in der er das Buch hielt, und ihre Wangen röteten sich. Elias stöhnte bei dem Anblick.
    „Das Buch ist langweilig geworden.“
    Er ließ es fallen und trat langsam auf sie zu.
    „Du bist atemberaubend schön.“ Er legte die Hand fest in ihren Nacken und zog sie zu sich. Ihre Atmung beschleunigte sich sichtlich. Zart streifte er mit den Lippen die ihren. Solche Gegensätze liebte er, intensivierten diese doch das Empfinden merklich.
    Er hielt ihr die Autoschlüssel vor die Nase. „Du wolltest zwei Dinge: Du kannst Wasser trinken, soviel du willst, und du darfst fahren, aber ich muss dich heute Nacht im Club haben.“
    „Warum im Club? Ich werde mich nicht zur Schau stellen.“
    „Der Raum, der mir vorschwebt, hat keine Fenster, und außerdem könnte man sie verdunkeln. Es ist jedem freigestellt, gesehen zu werden oder nicht.“
    „Was ist in diesem Raum?“ Das Beben in der Stimme konnte sie nicht gänzlich unterdrücken. Elias schmunzelte. Sie saß in der Falle.
    „Er ist leer“, flüsterte er an ihrem Hals und leckte über die nackte Haut. Dann blies er sachte seinen Atem auf die nasse Stelle. Lynette schauderte und bekam Gänsehaut.
    „Du bist Satan und ich der Wollust erlegen. Ich werde noch in der Hölle enden“, scherzte sie, um die Unsicherheit zu überspielen.
    „Und ich werde mit dir gehen, meine kleine Hexe.“
    Lynette gab ihm den Schlüssel zurück.
    „Du kannst trotzdem fahren. Ich habe mich für Schuhe entschieden, in denen ich nicht fahren will.“
    „Aber du braucht morgen den Mini?“
    „Ich will nicht riskieren, den Wagen deiner Großmutter kaputtzumachen. Bei unserer ersten Begegnung möchte ich nicht die sein, die ihr Auto geschrottet hat.“
    „Sie ist keine böse alte Schachtel. Du musst keine Angst vor ihr haben.“
    „Habe ich nicht, nur Ehrfurcht. Dreiundneunzig. Was sie alles erlebt haben muss?“
    „Ja, Alissa kann wunderbar Geschichten erzählen. Jetzt lass uns gehen. Ich muss Annette die Buchführung zeigen.“
     
    Im Wagen spielte Lynette mit den Fingern. „Elias, wer ist Aurelia?“ In dem Moment, als sie die Frage stellte, wusste sie es. „Erzähl mir von ihr. Was weißt du über sie?“
    „Ihr Vater hat sie verstoßen, weil sie von einem Mann schwanger wurde, der nicht standesgemäß war. Ohne einen Penny warf er sie auf die Straße. Wie sie die ersten Jahre überstand, weiß ich nicht. Ich kenne lediglich ihr Tagebuch, und da ist Alissa zehn Jahre alt.“
    „Alissa ist ihre Tochter?“, fragte Lynette geschockt.
    „War dir das nicht klar?“
    „Das muss der Urlaub sein. Mein analytisches Denkvermögen funktioniert nicht richtig.“ Sie versuchte zu lachen, doch Aurelias Schicksal schnürte ihr die Kehle zu. „Ich weiß, wie es sich anfühlt, verstoßen zu werden. Das muss furchtbar gewesen sein, zudem in dieser Zeit und mit einem kleinen Kind. Darf ich das Tagebuch lesen?“
    „Es wird dir nicht gefallen. Ja, das Haus Toulouse war ein Bordell, und nicht jeder Freier erwünscht und nett. Die Mädchen hatten ein Zuhause, und die Kinder konnten in Sicherheit aufwachsen. Um Geld brauchten sie sich keine Gedanken zu machen. Aurelia war eine gute Mutter, für sie alle.“
    Eine Puffmutter , dachte Lynette bitter. Doch die Verachtung schwand zusehends. Was hatte diese Frau alles erdulden müssen, um sich und die Tochter ernähren zu können? Und die vielen anderen jungen Mädchen, die nicht wussten, wo sie hätten hingehen sollen?
    Die Villa war ein kleiner Spiegel Aurelias Seele, und es war ein so wunderbares Haus, dass Lynette nicht mehr schlecht von ihr denken konnte. Das Leben hatte Aurelia auf diesen Weg getrieben. „Sie hat über die Freier geschrieben?“, fragte sie, als ihr Elias’ Worte bewusst wurde.
    „Manchmal! Es geht um Macht,

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