Lynne Graham
Seite. Ihre Halbbrüder waren ebenfalls bei ihnen. Sie waren zu jungen Männern geworden, ohne dass Ella die Veränderung miterlebt hätte. Sie wurde blass, als Theo Sardelos durch sie hindurchschaute, als existierte sie gar nicht. Ihre Mutter wandte den Kopf ab, als könne sie den Anblick ihrer einzigen noch lebenden Tochter nicht ertragen, während die Zwillinge sie düster anstarrten.
Ella war wütend auf Aristandros, dass er ihre Eltern auf seine Gästeliste gesetzt hatte, ohne ihr etwas davon zu sagen. Doch da sie nicht die Einzige war, die merkte, dass ihre Familie ihr die kalte Schulter zeigte, zwang sie sich, ihren Stiefvater freundlich zu begrüßen und sich dann an ihre Mutter zu wenden. „Möchtest du mit nach oben kommen und Callie sehen?“
„Nein, das möchte sie nicht.“ Die Antwort kam von Theo Sardelos, der seine Stieftochter verächtlich anblickte. Seine despotische Art hatte Ella noch gut in Erinnerung, sie hatte sich bis heute nicht daran gewöhnt. „Deine Anwesenheit in diesem Haus macht es unmöglich.“
Obwohl ihr Friedensangebot abgeschmettert worden war, erwiderte Ella nichts. Sie wusste nur zu gut, dass es ihrem Stiefvater nichts ausmachen würde, sie vor allen Gästen zu beschämen. Es kostete Anstrengung, aber sie lächelte eisern weiter und wandte sich ab, um die neu ankommenden Gäste zu begrüßen. Kasma kam mit Callie zurück, die jetzt ihren Lieblingshasen sicher unter dem Arm trug.
Ella spielte die Rolle der Gastgeberin perfekt, lächelte, plauderte und tat, als sei alles in bester Ordnung. Ab und zu legte sie die Hand sacht auf Callies Köpfchen und erinnerte sich daran, was sie durch den Pakt mit dem Teufel gewonnen hatte. Unablässig wirbelten die Gedanken in ihrem Kopf. Aristandros hatte seinem Großvater die Wahrheit gesagt – sie war glücklich bei ihm. Das Bett mit ihm zu teilen war eher Vergnügen denn Strafe. Es zugeben zu müssen, erschütterte sie zutiefst. Er erpresste sie mit einem unschuldigen Kind, doch das hielt sie nicht zurück, sich willig seinen Wünschen zu fügen. Was sagte das über sie aus?
Scham und Verwirrung vermischten sich und ließen sie nicht zur Ruhe kommen.
Bist du seine Dr. Hinreißend aus freien Stücken? Diese Zeile hatte Lily ihr per SMS geschickt. Ella wusste bis heute nicht, wie die Antwort auf diese Frage lautete. Sicher, Aristandros hatte den Plan entworfen, doch was zu Anfang wie ein Opfer für Callie ausgesehen hatte, war inzwischen zu ihrem eigenen Vergnügen geworden. Wenn sie ein Opfer war, dann ein willfähriges. Es war eine Erkenntnis, bei der sie sich innerlich krümmte.
Aristandros kam auf sie zu, atemberaubend gut aussehend wie immer. Von dem Disput mit seinem Großvater ließ seine Miene nichts erahnen. Er legte die Hand an Ellas Rücken und flüsterte ihr zu: „Wieso bist du nicht bei deiner Familie?“
8. KAPITEL
Ella sah ihn ungläubig an. „Warum, um alles in der Welt, hast du meine Familie eingeladen, wenn du doch genau weißt, wie tief das Zerwürfnis zwischen uns ist?“, zischelte sie. Die Wut auf ihn hatte sich nicht gemindert. Wie konnte er ihr so etwas antun, wenn sie ihm gesagt hatte, dass sie seit sieben Jahren keinen Kontakt hatten?!
„Ich dachte, die Einladung könnte zu einer Annäherung führen … Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du dich freuen würdest, sie zu sehen“, antwortete er mit angespannter Miene.
„Das war eindeutig eine Fehleinschätzung, du hättest dich nicht einmischen sollen. Solange ich mit dir zusammen bin, will meine Familie erst recht nichts mit mir zu tun haben“, gestand sie ihm verbittert. „Theo sagt sogar, dass sie Callie nicht sehen können, solange ich in deinem Haus wohne.“
Aristandros blinzelte perplex und stieß einen unterdrückten Fluch aus. „Das ist unerhört, khriso mou . Unter meinem Dach darf er dich nicht derart beleidigen. Jeder, der so etwas tut, ist nicht mehr willkommen.“
„Du wirst nicht viel dagegen tun können. Er ist ein unnachgiebiger und starrsinniger Mann. Vergiss es einfach, vielleicht ändert er ja irgendwann seine Meinung. Du hättest sie nicht einladen sollen.“ Nervös kaute sie an ihrer Unterlippe, als sie Aristandros’ Augen angriffslustig aufflackern sah. Ein Du hättest nicht kam nicht besonders gut an bei einem Mann, der schon sein ganzes Leben lang nur genau das tat, was er wollte. In diesem Moment machte Callie sich bemerkbar und zupfte an Ellas Kleid. Müde legte sie den Kopf an Ellas Bein und schmiegte sich an
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