Lynne Graham
an. „Schlage mir gegenüber nie wieder diesen Ton an“, wies er sie kalt zurecht.
Sie wand sich vor Verlegenheit, als er erst jetzt seine Mitarbeiter mit einem Wink entließ. „Entschuldige“, murmelte sie. „Ich hätte noch einen Moment warten sollen.“
„Alles, was ich erwarte, ist, dass du dich an deine Manieren erinnerst“, erwiderte er grimmig.
„Ich bin nur so aufgeregt, ich habe Theo wutentbrannt aus dem Haus marschieren sehen. Was ist denn passiert?“ Nervös lief sie im Zimmer auf und ab.
„Ich habe Sardelos und deine Brüder wissen lassen, dass sie nicht willkommen sind, wenn sie dich nicht mit Respekt behandeln können.“
Sie sah empört zu ihm hin. „Du brauchst meine Schlachten nicht für mich zu schlagen!“
„Ich habe sie eingeladen – in mein Haus. Ihr Benehmen ist inakzeptabel. Ich bestimme, wie die Dinge ablaufen, khriso mou “, bekräftigte er noch einmal ohne das geringste Zögern.
„Ich habe meinen Stiefvater noch nie so aufgebracht gesehen. Und wen wundert’s! Du hast ihn vor den Augen seiner Söhne erniedrigt. Aber auch dafür wird er mich verantwortlich machen“, klagte sie. „Ich könnte dich ohrfeigen, dass du dich in etwas eingemischt hast, das überhaupt nichts mit dir zu tun hat!“
„Ich bin für dich eingetreten, und du tust, als hätte ich etwas falsch gemacht?!“, entgegnete er ungläubig. Seine Augen glühten ärgerlich. „Du hast dich schon so lange von deinem Stiefvater herumschubsen lassen, dass du den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr siehst. Jemand muss ihn in seine Schranken verweisen, jemand, den er weder herumkommandieren noch kontrollieren kann!“
Ella wandte sich von Aristandros ab, ihre Gedanken überschlugen sich. Schon sah sie genau die Konsequenzen vor sich, die diese Szene zwischen Theo und Aristandros nach sich ziehen würde. Ihr Stiefvater legte großen Wert auf die Verbindung zu der Xenakis-Familie. Ein Verlust des Kontakts würde ihn nicht nur zutiefst demütigen, es würde auch seinem Geschäft schaden. Sie wollte Aristandros anschreien, weil er derart hart mit der Faust auf den Tisch geschlagen hatte, verstand er doch nicht, dass letztendlich ihre Mutter den Preis für seine Einmischung zahlen musste.
„Du hast sie eingeladen, obwohl du von der tiefen Kluft wusstest, die zwischen uns besteht“, sagte sie erneut vorwurfsvoll. „Großer Gott, meine Mutter hat mich angerufen, als wir in Paris waren, um mir zu sagen, dass ich mich wie eine Dirne benehme!“
Aristandros erstarrte. „Eine Dirne?“
„Niemand glaubt doch, dass ich selbst für die Juwelen und die Designerkleider bezahle!“, schleuderte sie ihm bitter entgegen. „Was meinst du wohl, was die Leute von mir denken?!“
Unter halb gesenkten Lidern hervor, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst, musterte er sie nachdenklich. „Über diese Frage habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht.“
Ella riss die Augenbrauen in die Höhe. „Nicht? Herrgott, du planst doch immer jedes noch so winzige Detail im Voraus. Weshalb sonst sollte ich denn als Anziehpuppe ausstaffiert worden sein?“
Aristandros hörte gar nicht mehr, was sie sagte. Düster runzelte er die Stirn. „Deshalb hast du also in Paris deine Koffer gepackt und wolltest gehen …“
Sie warf den Kopf zurück und strich sich ungeduldig eine Strähne des silberblonden Haars von der Wange. „Nun, dieser Anruf hat mich wohl ein wenig dünnhäutiger gemacht, als ich üblicherweise bin.“
Er taxierte sie durchdringend. „Allerdings zeigt das nur wieder einmal, wie wenig genau du mir zuhörst, khriso mou .“
Die angespannte Atmosphäre ließ die Alarmsirenen in Ella losschrillen. Sie konnte spüren, dass er wieder ärgerlich wurde, nur hatte sie nicht die geringste Ahnung, was diesen neuerlichen Zorn hervorgerufen haben könnte. „Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.“
„Du hättest mir von dem Anruf, der dich so aufgewühlt hat, erzählen sollen“, hielt er ihr ungeduldig vor. „Und sage mir jetzt nicht wieder, dass es mich nichts anginge. Dein Ver halten an jenem Abend hat laut und deutlich für sich gesprochen. Ich mag es nicht, wenn du Geheimnisse vor mir hast. Es ist unehrlich.“
Bei dem scharfen Vorwurf schnappte Ella nach Luft, sie konnte nicht glauben, was er da zu ihr sagte. „Du hast vielleicht Nerven!“, fauchte sie zurück. „Möglicherweise gibt es da auch vieles, was ich an dir nicht mag. Fangen wir doch damit an, dass du Anwälte benutzt, um mich zu erpressen,
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