Lynne Graham
zehn Tage auf der Jacht war sie praktisch rund um die Uhr mit Aristandros zusammen gewesen. Er stand morgens um sechs auf, arbeitete zwei Stunden zusammen mit seinen persönlichen Mitarbeitern, um sich dann um acht Uhr zu Ella und Callie zum Frühstück zu gesellen. Auch wenn er noch weit davon entfernt war, sich der Kleinen gegenüber entspannt zu geben und mit ihr zu spielen, so hatte er doch zumindest die Distanz aufgegeben und konnte mit dem Kind reden.
Für Ella war das Leben auf der Luxusjacht eher wie ein ausgedehnter Urlaub. Die Crew las ihr den kleinsten Wunsch von den Augen ab, man machte es ihr so bequem wie nur irgend möglich. Diese Lebensart war gewöhnungsbedürftig für sie, doch es ermöglichte ihr auch, viel Zeit mit Callie zu verbringen. Die Verbindung zwischen ihr und ihrer biologischen Tochter wurde immer fester. Allein hätte sie den Swimmingpool an Bord wahrscheinlich nicht benutzt, doch zusammen mit Callie war sie fast täglich im Wasser zu finden, und wenn Aristandros dann und wann auch noch zu ihnen stieß, machte das Ganze noch mehr Spaß.
Sie hatten mehrmals bei verschiedenen griechischen Inseln vor Anker gelegen. Auf Kreta hatte Aristandros Ella in einen Nachtklub ausgeführt und auf Korfu zum Dinner. Danach waren sie Hand in Hand durch die engen Gassen geschlendert. Ella krümmte sich innerlich, denn wer hatte wohl nach seinen Fingern gefasst?! Am liebsten hätte sie sich jetzt dafür geohrfeigt. Wie hatte sie nur so dumm sein können?!
Romantik gehörte nicht zu ihrer Beziehung. Sie war nichts als seine Mätresse, zuständig für seine grenzenlosen Begierden. Weder war sie seine Freundin noch seine Ver lobte, schon gar nicht seine Frau. Und wie er es verlangt hatte, stand sie ihm ständig zur Verfügung. Das hatte nichts damit zu tun, dass sie den Vertrageinhalten wollte, nein, überhaupt nicht. Das Ver langen schwelte ständig in ihr, und sie konnte die Finger nicht von Aristandros lassen. Es entsetzte sie, wie schnell und wie sehr sie sich bereits an ihn gewöhnt hatte.
Allerdings hätte nichts die Kluft deutlicher werden lassen können als seine Reaktion auf die Möglichkeit einer ungewollten Schwangerschaft. Er hatte mehr als deutlich gemacht, dass es für ihn eine Katastrophe wäre. Jetzt konnte sie nur beten, dass die leidenschaftliche Episode keine Konsequenzen hatte.
Frisch geduscht und in ein Badelaken gewickelt, ging sie in den Salon, den Aristandros kurz darauf ebenfalls betrat.
„Hatte ich schon erwähnt, dass ich später einen Empfang in meiner Athener Villa gebe? Nicht?“, fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue, als er ihre erstaunte Miene sah. „Ich bringe mit ein paar anderen Investoren ein Geschäft zu Ende. Du wirst als meine Gastgeberin fungieren.“
„Vielen Dank auch, dass du mir das jetzt schon sagst!“, entgegnete sie entrüstet.
„Nun, mit dem Coiffeur und der Stylistin an Bord brauchst du dir wenigstens keine Gedanken um einen Terminim Kosmetiksalon zu machen“, gab er kurz angebunden zurück.
Sie flogen von der Jacht direkt zum Anwesen. Aristandros’ Villa auf dem griechischen Festland war umgeben von Olivenhainen und Weinbergen, im Hintergrund zog sich die Bergkette entlang. Ella war überrascht von dem ländlichen Ambiente, hatten Aristandros und sein Großvater doch vor sieben Jahren in der großen Xenakis-Villa mitten in Athen gewohnt.
„Drakon zieht noch immer die Innenstadt vor, aber ich entfliehe am Ende meines Arbeitstages lieber dem Trubel, dem Ver kehr und den Wolkenkratzern. Außerdem ist man von hier aus in einer halben Stunde am Flughafen“, erklärte Aristandros. „Denn ich verbringe zunehmend mehr Zeit in meinem Domizil auf der Insel, weil ich inzwischen vieles von zu Hause aus erledigen kann.“
„Hier ist es auch wunderschön.“ Ella fragte sich, wie viele Immobilien er wohl überall auf der Welt besaß. Vielleicht wusste er es ja selbst nicht einmal.
„Die Perlen stehen dir gut.“
Prompt befühlte Ella die exquisite Kette an ihrem Hals, zu der auch passende tropfenförmige Ohrringe gehörten. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, dass das Ensemble wahrscheinlich ein kleines Vermögen gekostet hatte. Ihr Blick fiel auf die diamantbesetzte Armbanduhr, die sie trug. Sie wusste nicht einmal, wie viel ihre wachsende Schmucksammlung inzwischen wert sein mochte, schließlich wurde etwas so Ordinäres wie ein Preis mit keinem Wort erwähnt. Ihr war jedoch jetzt schon klar, dass sie nichts davon behalten würde, wenn
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