Lynne Graham
eingelebt. Aristandros war zweimal ohne sie auf Geschäftsreise gegangen, und sie hatte feststellen müssen, dass sie ihn tatsächlich vermisste. Bei seinen allabendlichen Anrufen konnte er jedoch erstaunlich sexy und sinnlich sein, wie sie mit einem kleinen Lächeln eingestand.
Ebenfalls eingestanden hatte sie sich, dass sie ihn liebte, zudem sehr viel tiefer und intensiver als vor sieben Jahren. Was eigentlich schwer zu begreifen war, hatte er sie doch dieses Mal sehr viel schlimmer behandelt. Außerdem waren sie grundsätzlich verschieden – sie war eine moderne Frau, er dagegen ein traditioneller Macho. Seine Weigerung, sie ihren Beruf ausüben zu lassen, war natürlich völlig egoistisch und unvernünftig, aber allmählich kam ihr der Ver dacht, dass es das Wichtigste überhaupt für ihn war, wenn sie sich außer um Callie nur um ihn kümmerte. Er war besitzergreifend, genau wie sie, und war nicht bereit, sie mit irgendjemandem oder irgendetwas anderem teilen zu müssen.
Seit ihrer Ankunft auf Lykos hatte Ella zwei Hunde adoptiert. Der eine, Whistler, eine struppige Promenadenmischung, hatte sich an einem Angelhaken verletzt, und da es auf der Insel auch keinen Veterinär gab, hatte man den Hund zu ihr gebracht. Sie hatte das kleine Fellknäuel nach bestem Wissen verarztet und sich erboten, das Tier so lange zu behalten, bis es wieder ganz gesund war. Der andere, Bunny, wie Callie ihn unpassenderweise getauft hatte, war eine übermütige junge Dänische Dogge, die einfach eines Tages auf dem Grundstück aufgetaucht war. Ella vermutete, dass der Hund sich von der Fähre geschlichen hatte. Beide Tiere vergötterten Callie.
Aristandros hatte zuerst verdattert auf die beiden Neuzugänge im Haushalt reagiert, doch nach vielen kritischen Blicken mit tadelnd hochgezogenen Augenbrauen über den Unsinn, den die Hunde anstellten, hatte er sich wunderbar an die beiden gewöhnt. Ella vermutete, dass es vor allem Callies Begeisterung war, die ihn umgestimmt hatte. Es war ein hinreißendes Bild, das Trio beim Tollen am Strand zu beobachten.
Es war nicht zu übersehen, dass Aristandros das Kind lieben gelernt hatte, was für höchst amüsante Szenen sorgte. Er versuchte, Callie neue Worte beizubringen, und seine Miene leuchtete jedes Mal auf, wenn er nach Hause kam und sie auf ihn zurannte und sich an sein Bein klammerte. Die kindliche Zuneigung lockte ihn endlich hinter seiner zynischen harten Schale hervor. So behauptete er zum Beispiel steif und fest, er müsse wohl versehentlich sein Handy in die Vase mit Blumen fallen gelassen haben, wenn doch alle im Haus wussten, wie fasziniert Callie von dem handlichen kleinen Telefon war und bei jeder sich bietenden Gelegenheit damit spielte.
Es war nicht mehr wichtig, dass er sie, Ella, durch einen unmöglichen Vertragan sich gebunden hatte. Mit ihrer Unterschrift hatte sie sich verpflichtet, und sie begann zu hoffen, dass es für ihn ebenso war. Mit ihm war sie glücklicher, als sie es sich je erträumt hätte. Er hatte ihr einen Zimmerflügel geschenkt, und so konnte sie jeden Tag ihre geliebte Musik auf einem wunderbaren Instrument spielen. Schon jetzt konnte sie es kaum erwarten, Callie das Klavierspiel beizubringen. Das Piano war nur ein Präsent von vielen, mit denen Aristandros sie ständig überraschte – Handtaschen, Parfüm, ausgefallene Kleider und die Skulptur einer tanzenden Nymphe, die ihn, wie er sagte, an sie erinnere. Da Ella keineswegs so lange Beine und eine so perfekte Oberweite hatte, fühlte sie sich sehr geschmeichelt über den Vergleich.
Inzwischen hatte er sie oft genug ungeschminkt und in Jeans oder lässiger Strandmode gesehen, was ihrem Reiz für ihn aber scheinbar keinen Abbruch tat. Ihre Mutter und die Zwillinge waren zu Besuch gekommen, und Aristandros war mit ihren Brüdern segeln und angeln gegangen. Ella war dankbar, hatte ihre Familie ihre Beziehung zu Aristandros doch endlich akzeptiert. Das machte den Umgang wesentlich einfacher und die Atmosphäre entspannter.
Das größte Problem jedoch blieb Aristandros Unwilligkeit, eine feste Bindung einzugehen. Doch inzwischen hatte Ella sich davon überzeugt, dass sie auch damit würde leben können. Solange ihr Sexleben gut und befriedigend war, würde Ari doch sicher keinen Grund haben, sich anderswo umzusehen, oder? Dennoch nagte es an ihr, dass sie so dachte und sich damit zufrieden geben wollte. Ihr Stolz begehrte auf, weil sie mehr als das verdient hatte, doch der Ver stand sagte ihr, dass
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