Lynne Graham
stattdessen steif, als er sie in ein riesiges Wohnzimmer führte.
Sergio musterte sie mit einem eiskalten Blick. Obwohl es ihn anwiderte, was er inzwischen über ihren Charakter erfahren hatte, konnte er nicht verhehlen, dass er sich körperlich zu ihr hingezogen fühlte. Das helle Gelb des Kleides brachte ihre roten Haare gut zur Geltung. Die grünen Augen schimmerten wie polierte Jade. Nach einem Blick auf ihr Kleid erkannte er, dass es sich um ein Designerstück handelte, und er zweifelte nicht daran, dass sie seine Uhr verkauft hatte, um es sich leisten zu können.
„Ja. Warum fragst du?“
„Gehen wir aus?“, fragte sie nervös.
Sergio erwiderte ihren Blick. „Ich denke, hier haben wir es bequemer.“
„Entweder wir verlassen dieses Apartment zusammen, oder ich gehe.“ Kathy legte den Kopf schräg und sah ihn spöttisch an. Verletzter Stolz und wütender Schmerz stärkten ihr den Rücken. „Falls du meinst, du brauchst mich nur anzurufen, wenn dir der Sinn nach Sex steht, dann verschwinde ich gleich wieder. Ich habe keine Lust, mich beleidigen zu lassen.“
Seine dunklen Augen blitzten auf. „Du wirst nicht gehen, ehe du ein paar Fragen zufriedenstellend beantwortet hast.“
Kathy erstarrte. „Wovon sprichst du?“
„Um es kurz zu machen: Du hast meine Uhr gestohlen.
Ich möchte wissen, was du damit gemacht hast.“
„Ich soll deine Uhr gestohlen haben? Bist du verrückt?“, rief Kathy. Die Anschuldigung traf sie völlig unvorbereitet. „Ich erinnere mich, dass du mich danach fragtest, bevor du London verlassen hast, aber …“
„Du hast sie zuletzt in meinem Büro gesehen. Und dass du wegen Diebstahls vorbestraft bist, ist wohl auch nur ein dummer Zufall.“
Alle Farbe wich aus Kathys Gesicht. Ohne Vorwarnung hatte er sie wieder in den Albtraum gestürzt, von dem sie glaubte, er sei vorüber. Wieso wusste er über ihre Vergangenheit Bescheid? Jetzt hielt er sie für eine Diebin und machte sie für das Verschwinden seiner Uhr verantwortlich. Ein paar Sekunden lang konnte sie keinen klaren Gedanken fassen, und ihre Kehle fühlte sich so eng an, dass sie zu ersticken glaubte.
Einen Augenblick dachte Sergio, sie würde ohnmächtig werden. Sie war weiß wie eine Wand, und ihre Blässe stand im harten Gegensatz zu dem feuerroten Haar und dem leuchtend gelben Kleid. Sie war entsetzt, natürlich war sie das. Er bedauerte nicht, das Thema auf diese Weise angesprochen zu haben. Er wollte Ergebnisse, und er wollte sie rasch.
„Ich habe deine Uhr nicht gestohlen“, stieß Kathy zitternd hervor.
„Meinst du, Lügen bringen dich weiter?“, fragte Sergio vollkommen unbeeindruckt. „Ich kann die Polizei rufen und ihnen die Sache überlassen. Aber mir wäre es lieber, wenn wir es unter uns ausmachen könnten. Merk dir zwei Dinge: Ich habe kein Mitleid mit Leuten, die versuchen mich auszunutzen, und ich habe Frauen niemals als das schwächere Geschlecht angesehen.“
„Ich habe deine Uhr nicht angerührt!“, protestierte sie heftig. Ihr Puls raste, und sie konnte immer noch kaum richtig atmen. Der Hinweis auf die Polizei erschreckte sie und brachte jene Erinnerungen zurück, die sie nur noch vergessen und auf gar keinen Fall wiederbeleben wollte. Welche Hoffnung hatte sie als Vorbestrafte, sich gegen die Anschuldigung eines so reichen und mächtigen Mannes zur Wehr zu setzen?
Kalt und entschlossen beobachtete Sergio sie. „Du wirst dieses Apartment nicht verlassen, bis du mir die Wahrheit gesagt hast.“
„Das kannst du nicht machen!“, antwortete Kathy ungläubig. „Dazu hast du kein Recht.“
„Oh, ich glaube, du wirst mich tun lassen, was immer ich will, cara mia“, entgegnete Sergio sanft. „Ich glaube, dass du tatsächlich alles tun wirst, um die Polizei aus der Sache herauszuhalten. Habe ich recht?“
Bei dieser Unterstellung biss Kathy die Zähnen fest zusammen. Doch während ihre Haut vor Angst schweißnass war, wärmte die Wut in ihrem Inneren sie wie glutrote Kohle. „Wie hast du herausgefunden, dass ich im Gefängnis war?“
„Mein Sicherheitschef hat dich überprüft, nachdem er auf der Überwachungskamera gesehen hat, dass du die Schachspielerin bist. Er ist sehr gründlich!“
„Ist er das?“ Kathy hob eine Augenbraue. „Ich würde meinen, dass ich einen sehr bequemen Sündenbock abgebe …“
„Das ist nicht Renzo Catallones Art“, unterbrach Sergio sie. „Er war früher bei der Polizei.“
„Noch besser!“ Kathy konnte sich ein bitteres Lachen nicht
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