Lynne Graham
Sergio kommen, und sie freute sich sehr darüber.
Nachdem die beiden Trauzeugen jeder eine kurze und amüsante Rede gehalten hatten, sagte Bridget ein paar Worte. Kathy sei wie eine Tochter für sie, erklärte sie, und die beiden sahen sich voller Zuneigung an.
Später fragte Sergio sie, wie sie einander eigentlich kennengelernt hätten.
Kathy versteifte sich. „Ich glaube nicht, dass du das wissen willst.“
„Du bist meine Frau“, erwiderte Sergio ruhig. „Es gibt nichts, was du mir nicht erzählen könntest.“
„Bridgets Tochter ist vor fünf Jahren im Gefängnis gestorben“, erklärte Kathy zögernd. „Seitdem besucht Bridget ehrenamtlich Gefangene. Wir lernten uns kennen, als ich im zweiten Haftjahr im Krankenhaus lag. Sie ist eine wunderbare Frau.“
Sergio umschloss ihre schlanken Finger mit seiner kräftigen Hand. Unwillkürlich hatte Kathy sie in ihrem Schoß zu Fäusten geballt. „Ich bin ihr dankbar, dass sie für dich da war, dolcezza mia.“
Nach dem Essen zog Kathy sich mit Maribel zurück, um sich frisch zu machen. Die Schleppe und den weiten Rock ihres wandelbaren Brautgewandes hatte sie abgenommen, sodass sie nun ein schmales kurzes Kleid trug. In blendender Laune kehrte sie in den Ballsaal zurück. Doch als sie die elegante Blondine in der Nähe der Tanzfläche erblickte, schlug ihre Stimmung schlagartig ins Gegenteil um: Grazia!
Zuerst traute Kathy ihren Augen kaum. Aber eine Menge Leute hatten die ehemalige Verlobte des Bräutigams ebenfalls erkannt, und Grazia grüßte lächelnd mit königlichem Gebaren in die Runde. Sie musste gerade erst gekommen sein.
„Was ist los?“, fragte Maribel, weil Kathy so abrupt stehen blieb.
„Steht Grazia Torrente auf Sergios Gästeliste?“
„Ich werde es überprüfen lassen.“ Maribel winkte einen Bediensteten heran.
„Ich kann es nicht fassen, dass sie es wagt, zu meiner Hochzeit zu kommen …“ Kathy verschwendete keine Zeit und machte sich auf die Suche nach Sergio. Sie fand ihn in ein Gespräch mit einem älteren Paar vertieft. Wütend schoss sie auf ihn zu. „Kann ich dich kurz sprechen?“
Sergio entschuldigte sich bei den Gästen und schlenderte an Kathys Seite zurück in den Ballsaal. „Gibt es ein Problem?“
„Hast du deine Exverlobte zu unserer Hochzeit eingeladen?“
„Wen meinst du?“
Kathy argwöhnte, dass er ihrer Frage absichtlich auswich, und hob den Kopf. „Grazia! Wen sonst?“
„Du weißt von ihrer Existenz?“, fragte Sergio mit gedämpfter Stimme.
Kathy verschränkte die Arme vor der Brust. Grazia hatte dafür gesorgt, dass sie sehr gut wusste, wer sie war. „Oh ja. Und im Moment macht sie einen ziemlichen Wirbel.“
Sergio schaute zu Grazia hinüber, die anmutig an einer Säule lehnte und von einer ganzen Traube junger Männer umgeben war. „Und wo ist das Problem?“
Kathy schnappte nach Luft. Grazias Anwesenheit war für sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie fühlte sich öffentlich gedemütigt. Vielleicht war an Grazias Worten doch mehr dran als die Bosheit einer enttäuschten Frau? „Merkst du das nicht? Sie sollte nicht hier sein. Warum hast du sie eingeladen?“
„Das habe ich nicht“, erklärte Sergio leise. „Sie ist mit ihrem Cousin gekommen, und der war eingeladen.“
„Ich will sie nicht hier haben!“ Kathys Stimme bebte, weil sie sich bemühte, leise zu sprechen.
„Du bist jetzt eine Torrente. So behandeln wir keine Gäste, egal, ob sie willkommen sind oder nicht.“
Vor Verlegenheit wurde Kathy rot. „Ich meine es ernst, Sergio. Wirf sie raus. Es ist mir egal, wie du es machst, aber ich will diese Frau nicht mehr sehen.“
Ruhig und entschlossen musterte er sie. „Nein“, erwiderte er. „Und jetzt beruhige dich.“
Doch Kathy ließ ihn einfach stehen. Sie fühlte sich tief verletzt und zitterte vor Wut. Schnell nahm sie sich ein Glas Wein, um ihre ruhelosen Hände zu beschäftigen. Bestand ihre Angst zu Recht? Lief zwischen Sergio und Grazia mehr ab, als sie wusste? Was sollte sie jetzt glauben? Dass Grazia die Wahrheit gesagt hatte? Dass Sergio seine Rache auskostete und es genoss, seine Exverlobte bei seiner Hochzeit dabeizuhaben?
Kathy brach der Schweiß aus. Wie konnte Grazia einfach so auf Sergios Hochzeit auftauchen? Warum stellte er sich schützend vor sie? Ausgerechnet an diesem besonderen Tag, der ganz allein mir gehören sollte?
Affektiert lächelnd schlenderte Grazia heran. „Schon gleich am ersten Tag dunkle Wolken am Himmel?“, spottete sie. Natürlich
Weitere Kostenlose Bücher