Lynne Graham
sich selbst dafür, dass sie so an ihm hing. Wann war Sergio ihr so wichtig geworden, dass ein Leben ohne ihn sich wie ein Todesurteil vor ihr auftürmte?
Kathys Hochzeitstag begann mit einem köstlichen Frühstück im Bett. Kurze Zeit später tauchte eine ganze Parade von Kosmetikerinnen und Hairstylisten auf, die darauf warteten, die Braut herauszuputzen. Das strahlend weiße schulterfreie Brautkleid schmiegte sich an ihren Oberkörper und die Taille, bevor es unterhalb der Hüften in einen weiten Rock auslief. Eine bestickte Schleppe, die einer königlichen Braut alle Ehre gemacht hätte, vervollständigte die Pracht.
Ehrfürchtig ließ Kathy die Finger über die wunderbaren Juwelen gleiten, die Sergio ihr geschickt hatte. Auf einer kurzen Notiz bat er sie, die Smaragde und Perlen zu tragen, wie Generationen von Bräuten der Torrentes vor ihr. Staunend schüttelte Kathy den Kopf. „Ich werde aussehen wie ein Weihnachtsbaum.“
„Deine Probleme hätte ich gerne“, spöttelte Bridget.
„Es wird fantastisch aussehen. Der Schmuck passt wunderbar zu deinem Kleid“, meinte Nola.
Für die Trauung hatte Sergio die mittelalterliche Kirche in einem malerischen Dorf ausgewählt. Auf dem Vorplatz spendeten Platanen kühlen Schatten, und in den engen Gassen warfen die Menschen neugierige Blicke auf die Hochzeitsgesellschaft. Die Kinder liefen lachend neben den Autos her und bewunderten die festlich gekleideten Gäste. Es war ein warmer Sommertag, und in der Luft hing der Duft von Pinien und Rosen.
Bridget und Nola halfen Kathy aus der Limousine. Im strahlenden Sonnenschein wartete Sergio vor dem Kirchenportal auf sie und überreichte ihr den prachtvollen Brautstrauß. Bewundernd ließ er den Blick über ihre schmale Gestalt in dem traumhaften Designermodell wandern, und Kathy strahlte ihn an.
„Das Kleid ist wundervoll“, sagte er atemlos.
Kathy sah ihm tief in die Augen. Mit den klaren ernsten Gesichtszügen war er so wunderschön und wirkte so vertraut auf sie, dass ihr vor Entzücken schwindelig wurde. Sie betraten die dämmrige kühle Kirche. Der Duft von Rosen war hier noch intensiver, und leise Orgelmusik schwoll an, um sie zu begrüßen. Doch Kathy nahm nur noch Sergio wahr.
Ein Dolmetscher übersetzte die Ansprache des Pfarrers für sie. Jedes Wort schien ihr bedeutungsvoll zu sein, und sie spürte, wie eine tiefe Ruhe über sie kam. Ihr Leben und ihre Zukunft schienen verheißungsvoller zu sein denn je. Zu gerne wollte sie glauben, dass die schlechten Zeiten vorbei waren. Sie hatte eine wunderbare Tochter, und jetzt heiratete sie den Mann, den sie liebte.
Als sie nach der Zeremonie an Sergios Arm das Kirchenschiff entlangging und hinaus in den Sonnenschein trat, strahlte Kathy. „Wie fühlst du dich?“
„Zum Glück ist es endlich vorbei“, murmelte Sergio wie aus der Pistole geschossen. „Ich mag keine Hochzeiten.“
Diese kurze nüchterne Bemerkung traf Kathy wie ein eiskalter Wasserstrahl, der sie aus ihren rosaroten Träumen riss. Willkommen auf dem Boden der Tatsachen! „Dann wird es aber ein langer Tag für dich werden. Leonidas und Maribel haben sich für uns wirklich ins Zeug gelegt.“
Sergio lachte leise und hob Kathy in die über und über mit Blumen geschmückte Hochzeitskutsche. „Maribel weiß, wie ich über Hochzeiten denke. Sie hat einen schrecklichen Humor, und sie nutzt jede Gelegenheit, ihn zu zeigen.“
Der warme Sommerwind spielte mit Kathys Haaren, als sie in der offenen Kutsche zurückfuhren. Getreidefelder leuchteten in sattem Gelb. Eine sanfte Brise bewegte die Halme, sodass es aussah, als würden sie durch ein wogendes goldenes Meer fahren. Die Gegend südlich von Siena war nahezu baumlos. Nur hier und da unterbrachen einzelne Zypressen und Olivenbäume die wellige Landschaft. Im Frühling, erklärte Sergio, prägten saftige grüne Wiesen das Bild, während im Herbst warme Erdtöne vorherrschten. Doch jetzt war Sommer, und Kathy konnte sich nicht sattsehen an diesen weichen Hügeln, die Wind und Regen im Laufe von Jahrhunderten geschaffen hatten. Die Weite des Landes, die Ruhe und die malerischen Landhäuser begeisterten sie. Stumm drückte sie Sergios Hand.
Gleich nach ihrer Ankunft auf dem imposanten Landsitz der Pallis’ wurden Drinks serviert. Nach dem Willkommenstrunk führte Sergio Kathy an die lange Hochzeitstafel im prachtvollen Ballsaal. Sie musste lachen, als sie sah, dass die Dekoration auf witzigen Schachmotiven beruhte. Diese Idee konnte nur von
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