Lyon - A.M.O.R. 01
Regenbogenhaut erfüllte seinen Blick wie ein sternenklarer Nachthimmel. Inzwischen schien sie sein Denken zu infiltrieren. Gleich, worüber er nachdachte, was ihn beschäftigte, sie tauchte auf der endl o sen Bildfläche seines inneren Auges auf. Ihre tiefgründigen Iris zogen ihn in seinen Bann. W ohlige Wärme erfasste ihn wie eine sanfte Umarmung, um sein Leid zu lindern. Er fragte sich, weshalb er so extrem auf sie reagierte, weshalb er ausgerechnet jetzt an sie dachte und ob er mit ihr, falls sie sich trotz ihres Alters doch noch wandelte, eine gemeinsame … Lyon stockte. Seine schlimmsten Befürchtungen waren weit übertroffen worden und er ma l te sich eine Zukunft mit Adina aus? Scheinbar bestand für die Amorphen keine Hoffnung mehr, es gab nur das Exil in Form von Flucht, Tiefschlaf oder Tod.
Lyon leerte die Flasche und ballte die Fäuste, als wollte er gegen einen u n sichtbaren Gegner kämpfen. Gott, was lag in seiner Macht, was konnte er g e gen all das unternehmen?
„Es soll einen Ort geben, wo an uns experimentiert wird.“
Lyon sah Bash abrupt an. „Was?“ Dort wäre es denkbar, anzusetzen. „Wo?“
„Das weiß ich nicht. Gerüchten zufolge wählten einige der durch die Kop f geldjäger Gefangenen freiwillig den Tod. Wenn ich wüsste, ob der Ort existiert oder wo er ist, hätte ich den Bunker längst in die Luft gesprengt.“
Lyon nickte betrübt. „Und du hast alles abgesucht?“
„Leck mich!“ Bash verzog das Gesicht. „Natürlich hab ich das. Die Magycen oder wer auch immer schützen den Platz mit Magie. Ohne einen Informanten finden wir das nie. Falls dieser Ort überhaupt existiert. Aber da bin ich mir recht sicher.“
„Wem gehört das Labor hier?“
„Xena. Sie ist ein As. Mixt mir meine Sprengstoffe und andere bombastische Dinge zusammen. Sie hat auch meine Gene, mein Blut, meine Spermien aus einandergenommen, aber leider nichts gefunden, was uns weiterhelfen kön n te.“
Lyon seufzte. Er wollte nicht wieder einen Fehler begehen. Was zum Teufel war das Richtige? Ob er Bash von dem Handel erzählen sollte? Oder von der seltsamen Geisterkatze Tropical?
„Dein Zaudern ist zum Kotzen. Wie gut, dass Mack dich in dem Zustand niemals erleben wird.“
Ja, Mack Zword fehlte ihm ebenso. Er dachte viel zu selten an ihn. Er hatte ohnehin viel zu lange an überhaupt nichts gedacht. „Mack war nicht so unau s stehlich wie du.“
„Das Kompliment gebe ich zurück“, konterte Bash.
„Eventuell sollten wir …“
„Eventuell?“, unterbrach Bash ihn barsch. „Gibt es ein erbärmlicheres Wort?“
Lyon stieß Luft aus. „Ich meinte, wir sollten Mack …“
„Vergiss es! Ich habe jeden Zentimeter auf der Erde nach ihm abgesucht. Der ist seit Ewigkeiten verrottet.“
Lyon fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Mack könnte sich ebenso wie er in Tiefschlaf versetzt haben, aber das sagte er Bash jetzt besser nicht.
„Er hat dich nicht verraten“, sagte Bash.
„Das habe ich nie geglaubt.“
„Er hat dich verehrt, weißt du? Als deine Familie in dem Feuer umkam, war es für Mack und seine Frau Usla keine Frage, dich zu unterstützen, wo sie nur konnten.“
Lyon biss die Zähne zusammen. Noch eine Sache, die er nicht richtig ang e gangen war. Er hätte nach der Falle in Gaudor Tomacs Festung 1545 und nach Macks Verschwinden ihn und seine Verwandten suchen müssen, bis er sie gefunden hätte. Stattdessen musste er ohnmächtig mit ansehen, was er mit seinem missglückten Versuch, Frieden zu schließen, ausgelöst hatte. Wie zah l lose Magycen über sein Volk herfielen, sie wie Vieh zusammentrieben und a b schlachteten, wie seine Freunde, Diener und Wachen starben, weil sie ihn ve r teidigten. Er wusste weder ein noch aus. Ihm fiel nicht s ein, wie er seiner Sp e zies helfen konnte, wenn sie nicht einmal mehr imstande waren, sich fortz u pflanzen.
„Falls dir etwas einfällt, ich bin dabei.“
Lyon schnaufte. Als hätte Bash seine Gedanken gelesen, um sich ihrer zu bedienen. „Dir ist 500 Jahre nichts eingefallen und jetzt soll ausgerechnet ich …“
„Hey, hey, ich bin Sklave meines Hasses und der Lust. Ich bin nicht der K ö nig, ich erarbeite dir den Plan, sobald du mir sagst, wohin es geht, Boss.“
Lyon fehlten die Worte. Er wollte aufspringen, kämpfen, irgendetwas unte r nehmen, doch die Angst, er könnte damit einen erneuten Krieg auslösen, die Amorphen einer letzten, verheerenden Schlacht aussetzen, lähmte ihn bis ins Mark.
„Oh Mann“, sagte
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