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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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führte er unter überhängendem Geäst und durch Dickicht hindurch.
    Am späten Nachmittag erreichte Aillas Glymwode. Der Wirt im Gasthof zum Gelben Mann wies ihm den Weg zum Haus von Graithe, dem Holzfäller. Verblüfft fragte er: »Wie kommt es nur, daß so viele Leute Graithe besuchen? Er ist nur ein einfacher Mann und bloß Holzfäller.«
    »Die Erklärung ist ganz einfach«, sagte Aillas. »Gewisse hohe Herrschaften in der Stadt Lyonesse wollten, daß ein Kind in aller Stille und Abgeschiedenheit großgezogen werde, wenn Ihr versteht, was ich meine. Doch dann besannen sie sich plötzlich eines anderen.«
    »Ah!« Der Wirt legte listig den Finger auf den Nasenrücken. »Jetzt ist alles klar. Dennoch, ein weiter Weg, nur um einen Fehltritt zu vertuschen.«
    »Pah! Man kann die Hochwohlgeborenen nicht nach Maßstäben der Vernunft beurteilen!«
    »Da sprecht Ihr ein wahres Wort!« erklärte der Wirt. »Sie leben mit den Köpfen über den Wolken! Nun denn, Ihr wißt den Weg. Verirrt Euch nicht im Wald, besonders nicht nach Einbruch der Nacht. Ihr könntet dort Dinge finden, die Ihr gewiß nicht gesucht habt.«
    »Ich werde in aller Wahrscheinlichkeit noch vor Sonnenuntergang wieder zurück sein. Habt Ihr wohl ein Bett für mich?«
    »Ja. Doch müßtet Ihr mit einem Strohlager auf dem Dachboden vorliebnehmen.«
    Aillas verließ den Gasthof und fand alsbald das Haus von Graithe und Wynes: eine kleine zweiräumige Hütte aus Stein und Holz mit einem Strohdach, direkt am Waldesrand gelegen. Ein hagerer alter Mann mit weißem Bart war damit beschäftigt, mit Schlegel und Keilen einen Holzklotz zu spalten. Eine untersetzte Frau in grobem Kittel und Kopftuch bestellte den Garten. Als Aillas sich näherte, hielten beide in ihrer Arbeit inne und blickten ihm schweigend entgegen.
    Aillas blieb ein Stück vor der Tür stehen und wartete. Der Mann und die Frau kamen langsam auf ihn zu.
    »Seid Ihr Graithe und Wynes?« fragte Aillas.
    Der Mann bejahte die Frage mit einem knappen Nicken. »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?«
    »Eure Tochter Ehirme schickte mich hierher.«
    Die zwei standen stumm und starr wie Statuen da und musterten ihn. Aillas konnte ihre Angst förmlich riechen. Er sagte: »Ich kam nicht her, um euch Verdruß zu bereiten; ganz im Gegenteil. Ich bin Suldruns Gemahl und der Vater unseres Kindes. Es war ein Knabe namens Dhrun. Ehirme sandte mich hierher. König Casmirs Soldaten brachten ein Mädchen mit Namen Madouc zurück. Nun, wo ist dann mein Sohn Dhrun?« Wynes begann zu wimmern. Graithe hob die Hand. »Still, Frau, wir haben nichts Unrechtes getan. Junger Herr, wie auch immer Euer Name lautet, für uns ist diese Angelegenheit ein für allemal erledigt. Unsere Tochter erlitt schwere Pein. Wir verachten mit all unserem Haß die Personen, die ihr diesen Schmerz bereitet haben. König Casmir holte das Kind, mehr gibt es nicht zu sagen.«
    »Nur noch dieses eine: Casmir sperrte mich in ein dunkles Verlies, aus welchem ich erst jüngst entronnen bin. Er ist nicht minder mein Feind denn eurer, wie er eines Tages wird spüren müssen. Ich verlange nur das, was mir rechtmäßig zusteht. Gebt mir meinen Knaben, oder sagt mir, wo ich ihn finde.«
    »Das geht uns nichts an!« schrie Wynes. »Wir sind alt, wir überleben von einen Tag auf den andern. Wenn unser Pferd stirbt, wie sollen wir dann unser Holz ins Dorf schaffen? Wenn der Winter kommt, werden wir sicher bald Hungers sterben.« Aillas griff in seinen Beutel und holte ein weiteres von Suldruns Schmuckstücken hervor: ein goldenes Armband, besetzt mit Granaten und Rubinen. Diesem fügte er noch zwei Goldkronen hinzu. »Einstweilen kann ich euch nicht mehr helfen, aber wenigstens braucht ihr nun den Hungertod nicht mehr zu fürchten. Und jetzt erzählt mir von meinem Sohn.«
    Zögernd nahm Wynes das Gold. »Nun gut, ich werde Euch von Eurem Sohn erzählen. Graithe ging in den Wald, Reisigbündel zu schneiden. Ich trug das Kind in einem Korb und setzte es auf der Erde ab, während ich Pilze sammelte. Doch weh! Wir waren nicht weit von der Madling-Wiese, und die Elfen von Thripsey Shee spielten uns einen üblen Streich. Sie nahmen den Knaben aus dem Korb und legten an seiner Statt ein Elfenkind hinein. Ich bemerkte es erst, als ich den Säugling aus dem Korb nehmen wollte und gebissen wurde. Als ich hineinschaute, sah ich den rothaarigen Balg, und da wußte ich, daß die Elfen am Werk gewesen waren.«
    Nun sprach Graithe. »Dann kamen die Soldaten des Königs. Unter

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