Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
Brüsten, schlanken, grazilen Schenkeln und unaussprechlich liebreizenden Gesichtern. Wie die Elfen hatten auch sie keine Schambehaarung; wie die Elfen schienen auch sie aus einem Stoff gemacht, der feiner war als Blut und Fleisch und Knochen.
    Eine Minute lang starrte Dhrun verzückt, dann packte ihn eine plötzliche Furcht, und er wich langsam zurück.
    Sie hatten ihn entdeckt. Glockenhell klingende Schreie der Bestürzung drangen an sein Ohr. Achtlos über das Ufer verstreut, fast zu seinen Füßen, lagen die Bänder, mit denen sie ihr braunes Haar banden. Ein Sterblicher, der ein solches Band in die Hand bekam, erlangte damit Macht über die Dryade, der das Band gehörte, und sie war dazu verdammt, ihm auf immer zu willfahren, aber davon wußte Dhrun nichts.
    Eine der Dryaden spritzte einen Schwall Wasser in Dhruns Richtung. Er sah, wie die Tropfen in die Luft spritzten und im Sonnenlicht glitzerten, ehe sie sich in kleine goldene Bienen verwandelten, die in seine Augen schossen und sein Augenlicht auslöschten.
    Dhrun schrie entsetzt auf und fiel auf die Knie. »Elfen, ihr habt mich geblendet! Nur aus Versehen stieß ich auf euch! Hört ihr mich?«
    Stille. Nur das Rascheln des Laubes im Nachmittagswind war zu hören.
    »Elfen!« schrie Dhrun tränenerstickt. »Wollt ihr mich wirklich für solch ein geringes Vergehen blenden?«
    Stille, klar und endgültig.
    Dhrun tastete sich über den Pfad zurück, geleitet vom Plätschern des kleinen Baches. Auf halbem Wege stieß er auf Glyneth, die sich, als sie erwachte und nichts von ihm sah, auf die Suche nach ihm gemacht hatte. Sie erkannte sogleich seine Not und rannte zu ihm. »Dhrun! Was ist geschehen?«
    Dhrun tat einen tiefen Atemzug und versuchte, seiner Stimme einen beherzten Klang zu geben, doch trotz seiner Mühe bebte und krächzte sie. »Ich ging den Pfad entlang. Da erblickte ich fünf Dryaden, die in einem kleinen See badeten. Sie spritzten Bienen in meine Augen, und nun kann ich nicht mehr sehen!« Trotz seines Talismans vermochte Dhrun seinen Kummer kaum zu unterdrücken.
    »O Dhrun!« Glyneth trat ganz nah an ihn heran. »Mach deine Augen weit auf, laß mich sehen!«
    Dhrun tat wie geheißen. »Was siehst du?«
    Glyneth sagte stockend: »Sehr merkwürdig! Ich sehe Kreise aus goldenem Licht, einen um den anderen, mit Braun dazwischen.«
    »Das sind die Bienen! Sie haben meine Augen mit Gesumm und dunklem Honig gefüllt!«
    »Dhrun, liebster Dhrun!« Glyneth herzte und küßte ihn und sagte ihm alle Liebkosungen, die sie wußte. »Wie konnten sie nur so böse sein!«
    »Ich weiß, warum«, sagte Dhrun niedergeschlagen. »Sieben Jahre Pech. Ich bin gespannt, was als nächstes kommt. Du solltest besser fortgehen und mich allein ...«
    »Dhrun! Wie kannst du so etwas sagen?«
    »... damit du nicht mit hineinfällst, wenn ich in ein Loch falle.«
    »Ich würde dich niemals im Stich lassen!«
    »Das ist töricht. Dies ist eine schreckliche Welt, wie ich zu entdecken beginne. Du wirst genug damit zu tun haben, für dich zu sorgen. Ich würde dir nur zur Last fallen.«
    »Aber du bist der, den ich am meisten liebe auf der ganzen Welt! Irgendwie werden wir schon überleben! Wenn die sieben Jahre vorüber sind, wird es für uns nur noch Glück geben – für immer!«
    »Aber ich werde blind sein!« schrie Dhrun, wieder mit einem Zittern in der Stimme.
    »Nun, das ist auch nicht so sicher. Magie blendete dich, Magie wird dich heilen. Was hältst du davon?«
    »Ich hoffe, du behältst recht.« Dhrun umklammerte seinen Talisman. »Wie dankbar ich für meine Tapferkeit bin, obwohl ich nicht einmal stolz darauf sein kann. Ich befürchte, daß ich im Grunde meines Herzens ein schrecklicher Feigling bin.«
    »Ob Amulett oder nicht, du bist der tapfere Dhrun, und auf irgendeine Weise werden wir schon in der Welt zurechtkommen.«
    Dhrun überlegte einen Moment, dann zog er seinen magischen Beutel hervor. »Besser, du trägst ihn. Bei meinem Pech stößt sonst sicher noch eine Krähe herunter und fliegt mit ihm davon.«
    Glyneth warf einen Blick in den Beutel und stieß einen verblüfften Schrei aus. »Nerulf leerte ihn, und nun sehe ich Gold und Silber und Kupfer!«
    »Es ist ein Zauberbeutel, und solange wir ihn haben, brauchen wir niemals Armut zu befürchten.«
    Glyneth schob den Beutel in ihr Mieder. »Ich werde ihn sicher bewahren.« Sie blickte den Pfad hinunter. »Vielleicht sollte ich zu dem See gehen und den Dryaden sagen, was für einen schrecklichen Fehler sie

Weitere Kostenlose Bücher