Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse
entschlossen von der Villa abgewandt. Seine Kameraden taten, wie er bemerkte, das gleiche.
»Vorwärts nun, den Weg hinunter, und vergessen wir den Palast der Träume!«
Die sechs galoppierten mit wehenden Mänteln davon. Nach einer Meile hielten sie an, um ihr Frühstück einzunehmen. Scharis setzte sich ein wenig abseits. Er schien geistesabwesend und hatte keinen Appetit.
Merkwürdig, dachte Aillas, wie lose die Hosen um seine Knie hingen. Und warum schlotterte der Rock ihm so seltsam um den Leib?
Aillas sprang auf, doch da war Scharis schon zu Boden gesackt, oder vielmehr, was von ihm übriggeblieben war: ein leerer Kleiderhaufen. Aillas' Gesicht sank auf die Knie. Scharis' Hut fiel zur Erde. Sein Gesicht, eine Maske aus einer Substanz wie bleiches Pergament, sackte zur Seite und starrte – irgendwohin ins Leere.
Aillas stand langsam auf. Er wandte sich um und schaute sinnend den Weg hinauf, den sie gekommen waren. Bode trat neben ihn. »Laß uns weiterreiten«, sagte er mit rauher Stimme. »Dadurch, daß wir zurückreiten, können wir nichts gewinnen.«
Der Weg schwenkte jetzt nach rechts, und nach einer Weile begann er wellenförmig zu steigen und zu fallen, den Konturen von Hügeln und Tälern folgend. Der Boden war karg; hier und da traten Felsausbisse hervor. Der Wald verdünnte sich zu vereinzelt stehenden Gruppen verkrüppelter Eichen und Eiben und zog sich schließlich nach Osten zurück.
Der Tag war windig. Wolken jagten am Himmel dahin, und die fünf ritten abwechselnd durch Sonne und Schatten.
Der Sonnenuntergang fand sie auf einem einsamen Hügelland inmitten von Hunderten von verwitterten Granitblöcken, teils mannshoch, teils noch höher. Garstang und Cargus erklärten, es handle sich um Sandsteinfindlinge.
An einem Bach ließen sich die fünf zur Nacht nieder. Sie machten sich Betten aus Farn und verbrachten die Nacht in relativer Bequemlichkeit, wenn auch das stetige Pfeifen des Windes ihnen keinen tiefen Schlaf erlaubte.
Als die Sonne aufging, schwangen sich die fünf wieder in den Sattel und ritten weiter nach Süden über den Trompada, der hier kaum mehr war als ein schmaler Pfad, der sich zwischen Findlingen dahinwand.
Am Mittag schwenkte der Weg von den Hügeln ab und vereinigte sich wieder mit dem Fluß Siss, dem er nach Süden folgte. Gegen Mitte des Nachmittags kamen sie an eine Weggabelung. Ein verwitterter, kaum entzifferbarer Wegweiser verriet ihnen, daß hier der Bittershaw-Weg nach Südosten abschwenkte, während der Trompada, dem Siss folgend, über eine Brücke und dann weiter nach Süden führte.
Sie überquerten die Brücke, und nach einer halben Meile trafen sie einen Bauern, der einen mit Reisig beladenen Esel führte. Aillas hob die Hand. Der Bauer wich ängstlich zurück. »Was nun? Wenn ihr Räuber seid, so sage ich euch, daß ich kein Gold bei mir trage. Dasselbe trifft aber auch zu, falls ihr keine Räuber seid.«
»Genug des törichten Geschwätzes«, knurrte Cargus. »Wo ist der beste und nächste Gasthof?«
Der Bauer zwinkerte verdutzt mit den Augen. »Der ›beste‹ und der ›nächste‹, häh? Wollt ihr gleich zwei Gasthöfe?«
»Einer reicht«, schaltete sich Aillas ein.
»In dieser Gegend sind Gasthöfe selten. Der ›Alte Turm‹, ein Stück weiter am Weg gelegen, dürfte euren Zwecken dienen, wenn ihr nicht allzu wählerisch seid.«
»Wir sind wählerisch«, sagte Yane, »aber nicht übertrieben. Wo ist dieser Gasthof?«
»Reitet zwei Meilen, bis der Weg zum Gebirge hin anzusteigen beginnt. Ein kleiner Pfad führt dort zum ›Alten Turm‹.«
Aillas warf ihm einen Heller zu. »Vielen Dank.«
Die fünf folgten dem Uferpfad zwei Meilen. Die Sonne versank hinter den Bergen. Die fünf ritten im Schatten, unter Fichten und Zederbäumen.
Ein steiles Felsenufer kam in Sicht. Hier stieg der Weg steil zum Gebirge an. Ein Seitenpfad führte weiter geradeaus, neben dem Steilufer her. Er schlängelte sich ein paarmal nach links und nach rechts, überhangen von dichtem Laub, bis schließlich die Umrisse eines hohen runden Turms sichtbar wurden.
Die fünf ritten unter einer verfallenen Mauer um den Turm herum, bis sie auf einen terrassenartigen Vorsprung kamen, der wohl hundert Fuß über den Fluß ragte. Von der alten Burg waren nur noch ein Eckturm und ein Flügel erhalten. Ein Bursche kam und führte ihre Pferde in das, was einst das Haupt-haus gewesen war und jetzt als Stall diente.
Die fünf traten in den alten Turm und fanden sich an einem Ort
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