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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Carfilhiot und versuchte, ihm einen langen weißen Gänsekiel in den Bund zu stecken. Carfilhiot stieß ihn unwirsch von sich.
    Die anderen waren nun um so mehr entschlossen, ihn mit der Feder zu schmücken, und es entwickelte sich eine Balgerei, bei der Schreie, Flüche und Hiebe ausgetauscht wurden.
    Von der Straße erscholl eine strenge Stimme. »He, he dort! Was soll dieser schimpfliche Tumult?« Die Stimme gehörte keinem Geringeren als dem verrückten König Deuel höchstselbst, der just in diesem Moment in einer federgeschmückten Kutsche vorüberfuhr.
    »Die Schuld liegt bei diesem elenden Vagabunden!« erklärte einer der Burschen. »Er weigert sich, Schwanzfedern zu tragen. Und wir versuchten, ihm welche anzustecken, unter Berufung auf Eurer Majestät Verfügung, da schrie er, Eure Majestät solle sich die Federn an den Arsch stecken!«
    König Deuel richtete seinen Blick auf Carfilhiot. »Hat er das gesagt? Das ist nicht höflich. Nun, dem Manne soll geholfen werden. Wache!«
    Zwei Gardisten packten Carfilhiot und beugten ihn über eine Bank. Jemand schnitt ihm ein Loch in die Hose, und dann steckte man ihm hundert Federn aller Größen, Längen und Farben in den Hintern, einschließlich zweier kostbarer Straußenfedern. Die Kiele wurden zuvor aufgerauht, um sicheren Halt zu gewährleisten, und so angeordnet, daß sie einander zusätzlichen Halt gaben. Als das Werk vollendet war, sproß ein schmuckes Schwanzfederkleid in schwungvollem Bogen aus Carfilhiots Hinterteil.
    »Exzellent!« rief König Deuel und klatschte begeistert in die Hände. »Nun hast du ein prachtvolles Gefieder, auf das du stolz sein kannst! Geh nun, und genieße das Fest nach Herzenslust! Nun bist du gebührend gekleidet!«
    Die Kutsche rollte davon. Die Burschen taxierten Carfilhiot mit kritischem Blick, und alle fanden, daß sein Federkleid dem Geiste des Festes angemessen war. Dann zogen auch sie ihres Weges.
    Carfilhiot stakste steifbeinig zu einer Kreuzung am Rande der Stadt. Ein Wegweiser zeigte nach Norden, nach Avallon.
    Carfilhiot wartete. Unterdessen zupfte er sich die Federn, eine nach der anderen, aus dem Hintern.
    Ein Karren aus der Stadt näherte sich. Auf dem Bock saß ein altes Bauernweib. Carfilhiot hob den Arm, um den Karren anzuhalten. »Wohin fahrt Ihr, Großmutter?«
    »Zum Dorf Filster im Deepdene, wenn Euch das etwas sagt.« Carfilhiot zeigte ihr den Ring an seinem Finger. »Schaut Euch diesen Rubin gut an!«
    Die Alte beugte sich vor. »Ich sehe ihn gut. Er glüht wie rotes Feuer! Ich staune oft darüber, daß solche Steine so tief im Dunkeln der Erde wachsen!«
    »Noch etwas, das Euch staunen machen wird: Mit diesem Rubin, könnt Ihr zwanzig Pferde und Karren kaufen.«
    Die Alte blinzelte mit den Augen. »Nun, ich muß Euch wohl glauben. Würdet Ihr mich auf meinem Heimweg anhalten, nur um mir Lügengeschichten zu erzählen?«
    »Nun hört genau zu, denn ich werde Euch jetzt einen Vorschlag machen, der aus mehreren Teilen besteht.«
    »Sprecht. Sagt, was Ihr sagen wollt! Ich kann gut drei Gedanken auf einmal denken.«
    »Ich bin unterwegs nach Avallon. Meine Beine sind wund, ich kann weder gehen noch rittlings auf einem Pferd sitzen. Ich möchte in Eurem Karren mitfahren, auf daß ich bequem nach Avallon gelange. Wenn Ihr mich nach Avallon fahrt, sollen Ring und Rubin Euer sein.«
    Die Frau hob den Zeigefinger. »Ich habe einen noch besseren Vorschlag! Wir fahren erst nach Filster, dort polstert mein Sohn Raffin den Karren mit Stroh aus, und dann fährt er Euch nach Avallon. Sonst fangen die Leute im Dorf noch an, hinter vorgehaltener Hand zu flüstern und Gerüchte über mich in die Welt zu setzen.«
    »Einverstanden.«
     
    Carfilhiot sprang vor dem Schild der »Fischenden Katze« vom Karren und händigte Raffin den Rubin-ring aus. Raffin verabschiedete sich und fuhr sogleich zurück.
    Carfilhiot betrat den Gasthof. Hinter der Theke stand ein riesiger Mann, einen halben Fuß höher als Carfilhiot, mit einem großen roten Gesicht und einem gewaltigen Bauch, der auf der Theke ruhte. Er schaute mit Augen, die wie Kieselsteine aussahen, auf Carfilhiot herunter und fragte: »Was wünscht Ihr?«
    »Ich suche Rughalt mit den schlimmen Knien. Er sagte mir, Ihr wüßtet, wo er zu finden ist.«
    Carfilhiots Art schien dem dicken Mann nicht zu gefallen. Er wandte den Blick ab und rieb mit den Fingern auf der Theke herum. Schließlich brummte er kurz angebunden: »Er kommt gleich.«
    »Was darf ich unter ›gleich‹

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