Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
Hellebarden.
    Sir Glide wandte sich an eine der Wachen. »Ihr steht schon lange in den Diensten von Sir Faude Carfilhiot?«
    »Erst seit einem Jahr, Herr.«
    »Und Ihr seid Ulf von Nationalität?«
    »Nord-Ulf, Herr.«
    Sir Glide deutete auf das Gerüst. »Aus welchem Grunde hängen diese Männer dort?«
    Der Soldat zuckte gleichgültig die Achseln. »Sir Faude wird vom Landadel der Region belästigt; sie wollen sich nicht seiner Herrschaft beugen. Wir durchstreifen das Land, hungrigen Wölfen gleich, und immer wenn sie ausreiten, um zu jagen oder ihre Ländereien zu inspizieren, greifen wir zu und nehmen sie in Gewahrsam. Und dann statuiert Sir Faude ein Exempel, um die anderen abzuschrecken.«
    »Seine Strafen lassen Einfallsreichtum erkennen.«
    Wieder zuckte der Wachtposten die Achseln. »Es läuft letztlich doch auf dasselbe hinaus: Am Ende steht der Tod, so oder so. Und schlichtes Aufhängen, ja selbst Pfählen, verliert mit der Zeit für alle Betei
    ligten seinen Reiz.«
    »Welchen Zweck haben die Meßlatten?«
    »Es handelt sich bei diesen Männern um wichtige Feinde. Ihr seht dort Sir Jehan von Femus, seine Söhne Waldrop und Hambol und seinen Vetter Sir Basil. Wir nahmen sie gefangen, und Sir Faude verurteilte sie zum Strecken, doch ließ er Milde walten. Er sprach: ›Stellt Meßlatten auf. Sobald diese Schurken sich auf das Doppelte ihrer Körpergröße gedehnt haben, laßt sie herunter und als freie Männer zurück über das Moorland nach Burg Femus laufen‹.«
    »Und wie ist es um sie bestellt?«
    Der Wachtposten schüttelte den Kopf. »Sie sind schwach und leiden schlimme Qual, dabei müssen sie alle noch mindestens zwei Fuß wachsen.«
    Sir Glide wandte sich um und ließ seinen Blick über das Tal und die Berge schweifen. »Es dürfte, wie es mir scheint, kein allzu schwieriges Unterfangen sein, mit einem Trupp von dreißig Mann das Tal hinaufzureiten und eine gewaltsame Befreiung ins Werk zu setzen.«
    Der Wachtposten grinste und entblößte dabei einen Mund voll abgebrochener Zähne. »So könnte man meinen. Doch vergeßt nicht, Sir Faude ist ein Meister der listigen Kunstgriffe. Niemand dringt ungestraft und ungeschoren in sein Tal ein.«
    Wieder betrachtete Sir Glide die Berge, die schroff vom Talgrunde aufragten. Zweifellos waren sie von Tunneln und Geheimgängen durchlöchert. Er sagte zu dem Wachtposten: »Ich könnte mir vorstellen, daß Sir Faudes Feinde rascher an Zahl wachsen, als er sie töten kann.«
    »Das mag wohl sein«, erwiderte der Wachtposten. »Möge Mithra uns beschützen!« Für ihn war das Gespräch damit beendet. Vielleicht hatte er ohnehin schon zuviel hinausgeschwatzt.
    Sir Glide gesellte sich zu seinem Begleiter, einem hochgewachsenen Mann mit schwarzem Umhang und einem breitkrempigen schwarzen Hut, den er tief in die Stirn gezogen hatte, so daß sein schmales Gesicht mit der vorspringenden Nase kaum zu sehen war. Dieser Mann, wiewohl ohne Rüstung und nur mit einem Schwert bewaffnet, bewegte sich mit der selbstverständlichen Gelassenheit eines Edelmannes, und Sir Glide behandelte ihn als Gleichrangigen.
    Der Hauptmann kam von der Burg zurück. Er hielt vor Sir Glide. »Ich habe Sir Faude Eure Botschaft pflicht- und wortgetreu übermittelt. Er gewährt Euch Einlaß in Tintzin Fyral und verbürgt sich für Eure Sicherheit. Folgt mir bitte. Er kann Euch sofort empfangen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, vollführte er eine schwungvolle Karakole und galoppierte davon. Die Abgesandten folgten ihm in gemäßigterer Gangart. Sie ritten den Hang hinauf, den Serpentinen des Pfades folgend, und entdeckten auf jeder Stufe Verteidigungsinstrumente: Leibungen, Fallgruben, Steinhaufen, die sich auf den leisesten Druck in eine prasselnde Lawine verwandelten; Schwungbalken, die Angreifer in die Tiefe schleuderten; Ausfalltore und Fußangeln.
    Höher und höher schlängelte sich der Pfad in weit ausladenden Serpentinen, bis er schließlich auf einem Vorhof endete. Die beiden Männer saßen ab und gaben ihre Pferde in die Obhut der bereitstehenden Stallburschen.
    Der Hauptmann geleitete sie in die Vorhalle von Tintzin Fyral, wo Carfilhiot sie erwartete. »Meine Herren, ihr seid Würdenträger aus Troicinet?«
    Sir Glide nickte. »Das ist richtig. Ich bin Sir Glide von Fairsted und trage einen Brief von König Aillas von Troicinet bei mir, den ich Euch hiermit vorlege.« Er zog ein Pergament hervor. Carfilhiot nahm es, warf einen kurzen Blick darauf und reichte es dann an einen kleinen

Weitere Kostenlose Bücher