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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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hindurchführte und im Vorhof des Schlosses mündete.
    Herzog Carfilhiot trat der Gruppe entgegen, König Casmir saß ab, und die beiden drückten einander in förmlicher Umarmung.
    »Herr, ich bin entzückt über Euren Besuch«, sprach Carfilhiot. »Ich habe leider keine angemessenen Festlichkeiten vorbereiten können; dies jedoch nicht aus Mangel an gutem Willen, sondern da Ihr, um die Wahrheit zu sprechen, Euren Besuch gar zu kurzfristig ankündigtet.«
    »Ich bin vollkommen zufrieden«, erwiderte König Casmir. »Ich bin nicht zu leichtfertigem Zeitvertreib hier. Vielmehr hoffe ich, einmal mehr Angelegenheiten von beiderseitigem Nutzen ausloten zu können.«
    »Ausgezeichnet! Das ist immer ein Thema von Interesse. Dies ist Euer erster Besuch auf Tintzin Fyral, nicht wahr?«
    »Ich sah es einmal als junger Mann, allerdings nur von weitem. Es ist ohne Frage eine mächtige Festung.«
    »In der Tat. Wir beherrschen vier wichtige Straßen: nach Lyonesse, nach Ys, jene, die durch die ulfländischen Moore führt, und die nach Norden, über die Grenze nach Dahaut, führende. Wir sind autark. Ich habe einen Brunnen tief durch festes Gestein zu einer Wasserader treiben lassen. Wir haben Vorräte eingelagert, die für eine mehrjährige Belagerung reichen würden. Vier Männer könnten im Ernstfall die Straße gegen tausend, ja eine Million, halten. Ich betrachte die Burg als uneinnehmbar.«
    »Ich bin geneigt, Euch darin zuzustimmen«, entgegnete Casmir. »Doch was ist mit jenem Sattel? Wenn sich eine Streitmacht auf dem Berg dort drüben festsetzte, könnte sie ohne Schwierigkeiten Belagerungsmaschinen in Stellung bringen.« Carfilhiot wandte sich um und betrachtete die Höhen im Norden, die durch einen Sattel mit der Felsspitze verbunden waren, ganz so als wäre ihm diese Tatsache noch nie zuvor zu Bewußtsein gekommen. »Ihr scheint in der Tat recht zu haben.«
    »Aber versetzt Euch das nicht in Sorge?«
    Carfilhiot lachte, so daß seine blendendweißen Zähne aufblitzten. »Meine Feinde haben lange und wohl über den Kreuzbrechkamm nachgedacht. Was den Sattel angeht, so habe ich da meine kleinen Listen.«
    König Casmir nickte. »Der Blick ist außergewöhnlich schön.«
    »Fürwahr. An klaren Tagen kann ich von meinem Arbeitszimmer aus das gesamte Evandertal überblikken, bis hinter nach Ys. Aber nun müßt Ihr Euch erfrischen, und danach können wir miteinander plaudern.«
    Casmir wurde zu einer Zimmerflucht hoch oben im Turm geführt, von welcher aus sich ein herrlicher Blick über das Evandertal bot: über zwanzig Meilen sanfter grüner Landschaft bis zum in der Ferne glitzernden Meer. Die Luft, die durch die geöffneten Fenster hereinwehte, war würzig und frisch, bis auf einen gelegentlichen Hauch von Aas. Casmir dachte an Carfilhiots tote Feinde, die unten auf der Wiese stumm auf ihren Pfählen verfaulten.
    Ein Bild flackerte in seinem Geist auf: Suldrun, wie sie bleich auf den Zinnen von Tintzin Fyral stand und die nach Verwesung stinkende Luft atmete. Er verbannte das Bild aus seinen Gedanken. Die Sache war vorbei und vorüber.
    Zwei barbrüstige Mohrenknaben mit Turbanen aus purpurfarbener Seide, roten Pluderhosen und Sandalen mit spiralförmig gewundenen Spitzen badeten ihn und kleideten ihn in seidene Kniehosen und ein isabellfarbenes Gewand, das mit schwarzen Rosetten verziert war.
    Dann stieg Casmir in den großen Saal hinunter. Er kam an einem großen Vogelhaus vorbei, in dem Vögel mit prachtvoll buntem Gefieder von Ast zu Ast flogen. Carfilhiot erwartete ihn im großen Saal. Die zwei Männer setzten sich auf Diwane. Diener trugen gefrorenes Fruchtsorbet in Silberschalen auf.
    »Ausgezeichnet«, sagte Casmir. »Eure Gastfreundlichkeit ist wohltuend.«
    »Es ist eine informelle Zusammenkunft, und ich hoffe, Ihr langweilt Euch nicht allzusehr«, murmelte Carfilhiot.
    Casmir schob das Eis beiseite. »Ich bin hier, um mit Euch über eine wichtige Angelegenheit zu diskutieren.« Er warf einen Blick auf die Diener. Carfilhiot winkte sie hinaus. »Sprecht.« Casmir lehnte sich auf seinem Diwan zurück. »König Granice hat unlängst eine diplomatische Gesandtschaft auf einem seiner neuen Kriegsschiffe ausgeschickt. Sie besuchten Blaloc, Pomperol, Dahaut, Cluggach in Godelia und Ys. Die Gesandten brachten meine ehrgeizigen Pläne in Verruf und versuchten, ein Bündnis gegen mich zustande zu bringen. Sie erlangten freilich nur lauwarme Unterstützung, wenn überhaupt, wiewohl« – Casmir setzte ein kühles

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