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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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welcher Hinsicht?«
    »Ich werde gewiß ein gutes Roß sowie eine Summe Geldes zum Bestreiten der erforderlichen Ausgaben benötigen.«
    »Wendet Euch damit an Rosko; er wird Euch alles geben, was Ihr braucht.«
     

IV
    Der Sfer Arct, der von Norden kommend in die Stadt Lyonesse einmündete, zog sich am ältesten Flügel Haidions entlang und führte dann quer durch die Stadt zum Chale, der Esplanade vor dem Hafen. An dieser Kreuzung stand der Gasthof
Zu den Vier Käsepappeln
, wo Vishbume sich einmietete und damit in krasser Weise König Casmirs Befehl mißachtete, sich zu sputen.
    Vishbume tat sich an einem feinen frischen Hummer gütlich, gesotten in einer Tunke aus Wein, Butter und Knoblauch, und leerte eine Flasche vom besten Wein, den der Gasthof zu bieten hatte. Trotz der Üppigkeit des Mahls aß er ohne Appetit, in einer Stimmung düsterer Vorahnung. Sollte er sich den Elfen nähern und sie mit seinen Fragen behelligen, würden sie ihm gewiß einen ganzen Strauß böser Streiche spielen – zumal, als sie sich daran ergötzten, Leute zu plagen, bei denen sie Furcht und Abscheu entdeckten, und beides empfand Vishbume in üppigem Maße.
    Als er seine Mahlzeit beendet hatte, setzte er sich auf eine Bank am Rande des Platzes und brütete, während sich die Dämmerung über die Stadt senkte, weiter über seinen Auftrag nach. Hätte er während seiner Lehre bei Hippolito doch nur mehr Eifer an den Tag gelegt! Aber er hatte sich nur in einfachen Techniken versucht und sich nie an die schweren Disziplinen herangewagt, die zur vollen Beherrschung der Großen Kunst erforderlich waren. Als er in dem Ziegenkarren aus Maule floh, hatte er einige von Hippolitos Besitztümern mitgenommen: Apparate, Bücher, Kuriositäten und – die dickste Beute – Twittens Almanach. Er hatte diese Gegenstände an einen geheimen Ort in Dahaut gebracht, wo sie ihm nun nichts nutzten, und er kannte auch keinen der magischen Kunstgriffe, mit denen sich rascher Ortswechsel bewirken ließ.
    Vishbume kratzte sich die lange Nase. Schnelles Reisen war eine Kunst, die er Tamurello unbedingt entlocken mußte, sobald sich eine günstige Gelegenheit bot. Bis dato freilich hatte sich Tamurello von ihm nicht das geringste entlocken lassen; im Gegenteil, seine Haltung ihm – Vishbume – gegenüber, war oft vieldeutig, und seine beißenden Kommentare hatten ihn tief verletzt, so daß es ihm nun widerstrebte, Hilfe von Tamurello zu erbitten, aus Angst vor einer weiteren schroffen Abfuhr.
    Doch an wen sollte er sich sonst wenden? Die Elfen waren höchst launenhafte Wesen; um ihre Gunst oder ihr Wissen zu erringen, mußte man sie unterhalten oder ihre Sinne entzücken, oder ihre Habsucht oder vielleicht auch nur ihre Neugierde erregen. Oder ihre Furcht.
    Vishbume sann lange nach, indes ohne Erfolg, und begab sich sodann zu Bett.
    Am Morgen sann er, kaum daß er aufgewacht war, sogleich weiter. »Ich bin Vishbume«, sagte er zu sich, »ich bin der kluge, der scharfsichtige, der kühne Vishbume. Ich bin Vishbume, der Magier, der die Stirn in Regenbogen hüllt, durch das Leben marschiert und auf der Woge einer herrlichen Musik reitet.«
    Doch dann sagte er, diesmal eine andere Stimme benutzend: »Alles gut und schön, doch wie soll ich in diesem Fall meine Macht gebrauchen?«
    Keine Antwort kam, weder von der einen noch von der anderen Stimme.
    Um die Mitte des Vormittags, als er wieder auf der Bank saß, näherte sich ihm ein beleibter schwarzbärtiger Mohr, bekleidet mit Turban und Djellaba. Der Mohr blieb vor ihm stehen, blickte mit spöttischer Belustigung auf ihn herab und sagte: »Nun, Vishbume, wie geht's?«
    Vishbume blickte scharf auf, dann sagte er: »Herr, Ihr seid mir gegenüber im Vorteil. Kennen wir uns wahrhaftig?«
    Der Mohr kicherte leise. »Frag dich selbst, Vishbume: Wer weiß von deiner Anwesenheit in der Stadt Lyonesse?«
    »Es sind drei: König Casmir, sein Diener Rosko und eine gewisse andere Person, deren Name um der Diskretion willen nicht genannt zu werden braucht.«
    »Könnte der Name, den du in kluger Zurückhaltung nicht zu erwähnen vorziehst, ›Tamurello‹ sein?«
    »Sehr richtig.« Vishbume studierte das von einem schwarzen Bart umrahmte Gesicht. »Euer Aussehen ist ungewohnt.«
    Tamurello nickte. »Tatsächlich kommt es nahe an mein natürliches Aussehen heran und ist daher bequem. Du scheinst in Verlegenheit zu sein. Was ist dein Problem?«
    Vishbume legte sein Problem in aller Offenheit dar. »König Casmir hat mir

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