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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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reiten wir nach Norden?«
    »Vor uns liegt die Straße, die vom Vorland nach Poëlitetz führt. Jenseits davon erstreckt sich Wildnis bis nach Godelia. Das Land ist leer; es gibt dort weder Ska noch Banditen, die uns überfallen könnten. In Dun Cruighre suchen wir uns ein troicisches Schiff und kehren in aller Bequemlichkeit nach Süd-Ulfland zurück.«
    Tatzel sah ihn an, als zweifle sie an seinem Verstand, dann zuckte sie apathisch die Achseln und ritt schweigend weiter.
    Eine Stunde später kamen sie an die Straße, die vom Vorland zu der großen Gebirgsschanze Poëlitetz führte. Aillas spähte nach links und rechts, und als er keinen Verkehr gewahrte, trieb er die Pferde zu scharfer Gangart an und überquerte die Straße unangefochten.
    Den ganzen Tag hindurch ritten sie über unberührtes Moorland. Weit im Osten ragte die schützende Gebirgskette auf, die hier Dahaut von Nord-Ulfland trennte. Im Westen und Norden verlor sich das Moor im Dunst. Auf diesem hochgelegenen Tafelland gediehen nur Stechginster und Riedgras; hier und da standen vereinzelte Gruppen von windzerzausten Eiben oder Lärchen. Gelegentlich flog ein Habicht über sie hinweg, auf der Suche nach Wachteln oder Jungkaninchen, und manchmal sahen sie in der Ferne Krähenschwärme über die trostlose Einöde flattern.
    Am späten Nachmittag tauchten große schwarze Wolken am westlichen Horizont auf. Die Front rückte rasch näher und türmte sich bald drohend am ganzen Westhimmel auf. Ein Sturm war im Anzug, der eine ungemütliche Nacht verhieß. Aillas verschärfte das Tempo und spähte aufmerksam über die Landschaft, in der Hoffnung, einen einigermaßen geeigneten Unterschlupf für sie zu finden.
    Die Vorreiter der Wolkenfront schoben sich vor die Sonne und schufen eine Szenerie von melancholischer Pracht. Strahlen von goldenem Licht huschten flackernd über das Moor und fielen auf eine kleine Kate mit weißgetünchten Steinwänden und einem torfgedeckten Dach, aus dem dicke Büschel von Gras und Klee sprossen. Rauch stieg aus dem Kamin, und auf dem Hof, der an den Kuhstall angrenzte, sah Aillas ein Dutzend Schafe und ebensoviele Hühner.
    Von Hoffnung beflügelt, steuerte er auf die Kate zu und saß ein Stück vor der Tür ab. Gleichzeitig rief er Tatzel zu: »Herunter von deinem Pferd! Ich habe keine Lust auf eine neue wilde Jagd über das Moor!«
    »Dann helft mir; mein Bein pocht vor Schmerzen.«
    Aillas hob Tatzel herunter, und gemeinsam näherten sie sich der Kate.
    Bevor sie anklopfen konnten, schwang die Tür weit auf. Im Rahmen stand ein kleiner, kräftiger Mann von mittleren Jahren, mit einem runden, roten Gesicht und orangerotem Haar, das so geschnitten war, daß es ihm wie ein Strohdach über die Ohren hing.
    »Wir wünschen Euch einen guten Tag, Herr«, sagte Aillas. »Unser Anliegen ist ganz gewöhnlich: wir brauchen Speise und Obdach für diese stürmische Nacht, und wir werden dafür angemessen zahlen.«
    »Obdach kann ich euch bieten«, sagte der Kätner. »Was das Entgelt anbetrifft, so kann ›angemessen‹ für mich etwas anderes bedeuten als für euch. Diese Mißverständnisse führen mitunter zu herbem Verdruß.«
    Aillas kramte in seiner Tasche. »Hier ist ein Silbertaler. Wenn das genügt, haben wir das Problem aus der Welt geschafft.«
    »Gut gesprochen!« erklärte der Kätner. »Die Welt wäre ein Hort des Glücks und der Freude, wenn jeder so offenherzig und geradeheraus wäre wie Ihr! Gebt mir die Münze.«
    Aillas überreichte dem Kätner den silbernen Taler. »Mit wem habe ich die Ehre?«
    »Ihr könnt mich Cwyd nennen. Und Ihr, Herr, und Eure Frau, wie heißt ihr?«
    »Ich bin Aillas, und das ist Tatzel.«
    »Sie scheint ein wenig grämlich und unpäßlich. Schlagt Ihr sie oft?«
    »Ich muß gestehen, nein.«
    »Da haben wir die Antwort! Schlagt sie ordentlich; schlagt sie oft! Das wird ihre Wangen zum Erglühen bringen! Es gibt kein besseres Mittel, ein Weib heiter zu stimmen, als eine schöne, regelmäßig verabreichte Tracht Prügel, da sie während der Zwischenzeiten außergewöhnlich munter und fidel sind, um die nächste Tracht möglichst weit hinauszuschieben.«
    Eine Frau gesellte sich zu ihnen. »Cwyd spricht die Wahrheit! Wenn er die Faust gegen mich erhebt, dann lache und schmunzle ich und bin bester Laune, denn mein Kopf ist voll mit fröhlichen Gedanken. Cwyds Prügel haben ihren Zweck stets sehr gut erfüllt! Nichtsdestoweniger wird Cwyd selbst trübsinnig, durch rätselhafte Vorkommnisse. Wie fanden

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