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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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die Kakerlaken den Weg in seinen Pudding? Wo außer in Cwyds Kniehosen wachsen Hausnesseln? Manchmal, wenn Cwyd in der Sonne döst, wandert ein Schaf vorbei und pinkelt ihm ins Gesicht. Es ist sogar schon vorgekommen, daß Geister ihm in der Dunkelheit aufgelauert haben und ihn mit Schlegeln und Knütteln grün und blau geprügelt haben.«
    Cwyd nickte. »Zugegeben, wenn Threlka für ihre Vergehen Prügel bezieht, hat dies oft eigenartige Folgen! Trotzdem, die Grundidee ist vernünftig und triftig. Eure Frau sieht so aus, als litte sie an Gallen-stau, wie einer, der Arsen ißt.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Aillas.
    »In dem Fall könnte eine ordentliche Tracht Prügel vielleicht Wunder wirken. Wenn die Galle sich erst löst und ins Blut fließt, würde sie gewiß bald singen und springen und Possen reißen, daß es nur so eine Freude ist. Was meinst du, Threlka?« Hinter vorgehaltener Hand sagte er zu Aillas: »Threlka ist eine Hexe siebenten Grades und klüger als die meisten andern.«
    »Vor allem hat das Mädchen ein gebrochenes Bein«, sagte Threlka. »Heute abend werde ich den Bruch flicken, und dann wird sie schon weniger Leid verspüren. Aber singen und herumtollen und Possen reißen? Das glaube ich nicht.«
    »Das klingt stichhaltig«, sagte Cwyd. »Nun denn, Aillas, so laßt uns zunächst einmal Eure Pferde versorgen, solange der Sturm uns noch nicht erreicht hat. Heute nacht wird es ein mächtiges Spektakel geben, und es steht zu vermuten, daß die Silbermünze, die Ihr mir gegeben habt, nur ein armseliges Entgelt für die Mißhelligkeiten ist, die ich Euch erspare.«
    »Diese Art von nachträglichem Einfall verdirbt oft eine vielversprechende Freundschaft«, entgegnete Aillas.
    »Ganz gleich, wie vernünftig der Grund?« frug Cwyd mit bangem Interesse.
    »Vertrauen, einmal hergestellt, darf niemals zum Spielzeug von Geiz und Habsucht werden! Dies war meines Vaters weise Maxime.«
    »Der Satz scheint auf den ersten Blick klug und vernünftig«, räumte Cwyd ein. »Gleichwohl gilt es zu bedenken, daß ›Freundschaft‹ zeitlich begrenzt und etwas Vorübergehendes ist, wohingegen ›Vernunft‹ sowohl die menschliche Launenhaftigkeit als auch die Zeit selbst transzendiert.«
    »Und ›Habsucht‹?«
    Cwyd überlegte. »Ich würde ›Habsucht‹ als eine Konsequenz des menschlichen Status definieren: eine Conditio, die sich aus Unruhe und Ungleichheit ergibt. In keinem der Paradiese, wo die Bedingungen zweifelsohne optimal sind, spielt ›Habsucht‹ irgendeine Rolle. Hier indessen ringen wir Menschen um Vollkommenheit, und ›Habsucht‹ ist eine Station auf dem Wege dorthin.«
    »Das ist ein interessanter Standpunkt«, sagte Aillas. »Gehe ich recht in dem Glauben, daß ich die ersten Regentropfen verspürt habe?«
    Die Pferde wurden eingestallt und mit Heu versorgt. Sodann kehrten Aillas und Cwyd in die Wohnstube der Kate zurück.
    Zum Abendessen tischte Threlka eine schmackhafte, kräftige Suppe aus Zwiebeln, Grünzeug, Gerste und Lammfleisch auf, dazu Milch, Brot und Butter, und Aillas steuerte den Rest von der eingemachten Gans bei sowie einen ordentlichen Kanten Käse. Während sie aßen, heulte und toste draußen der Sturm, und der Regen trommelte in hartem prasselnden Stakkato auf das Torfdach. Ein Dutzend Mal dankte Aillas der Vorsehung, daß sie sie rechtzeitig Obdach hatte finden lassen.
    Das gleiche schien auch Cwyd zu denken. Er sagte: »Hört, wie der Sturm brüllt, wie ein schmerzgepeinigter Riese!« Und gleich darauf, die rostbraunen Augen mit wissendem Blick auf Aillas heftend: »Weh dem armen Wanderer, der solchem Wüten trotzen muß! Und wir sitzen unterdessen gemütlich vor unserem Feuer!« Und wieder: »Bei diesen Bedingungen lungert das Wort ›Habsucht‹ kränklich am Wegesrand, während der Begriff ›Dankbarkeit‹ im Triumph vorwärtsmarschiert, Palaemons siegreichen Heerscharen gleich!«
    Darauf erwiderte Aillas: »Wenn der Sturm wütet, das ist der Moment, da die Leute sich ihres gemeinsamen Menschseins bewußt werden und wie Ihr und Threlka bereitwillig jenen Unglückseligen ihre Gastfreundschaft anbieten, die ohne Obdach sind, just so, wie Ihr, in eurer Stunde der Unannehmlichkeit, dasselbe erhofft! In solchen Fällen ist der Gedanke an Entgelt schlankweg beleidigend, und der Gastgeber ruft entrüstet aus: ›Wofür haltet Ihr mich? Für einen Schakal?‹ Es wärmt einem das Herz, solchen Leuten hier draußen auf dem Hochmoor zu begegnen!«
    »Genau!« rief Cwyd. »Hier

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