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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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sie zum ersten Mal. »Ich kümmere mich wenig darum. Hier und da schnappe ich einen Namen auf, den ich kenne; dann wende ich den Kopf zur Seite und lausche. Ist Euch zum Beispiel der Zauberer Vishbume bekannt?«
    »Nicht dem Namen nach – zumindest nicht diesem Namen nach. Was ist mit diesem Vishbume; warum ist er bemerkenswert?«
    »Eigentlich hat er nichts Besonderes vollbracht. Offenbar war er einmal Lehrling bei einem gewissen Hippolito, der inzwischen verstorben ist.«
    »Ich habe von Hippolito gehört. Er lebte im Norden von Dahaut.«
    »Vishbume trat mit irgendeinem verrückten Plan an Tamurello heran, und Tamurello jagte ihn fort.« Und Melancthe fügte spröde hinzu: »Vishbume ist bar jeder Prinzipien.«
    »Inwiefern?«
    »Als Tamurello ihm seine Unterstützung verweigerte, erklärte er sich sofort bereit, König Casmir von Lyonesse zu dienen. Sie haben vor, König Aillas von Troicinet anzugreifen.«
    Shimrod versuchte, Desinteresse zu mimen. »So so. Und wie wollen sie das bewerkstelligen?«
    »Es war die Rede davon, daß sie die Prinzessin Glyneth für ihre Pläne benutzen wollen ... Ihr scheint bestürzt über dieses kleine Gerücht.«
    »Wirklich? Nun, ich gestehe, ich hege Zuneigung für die Prinzessin Glyneth. Ich würde mein Bestes tun, um Schaden von ihr fernzuhalten.«
    Melancthe lehnte sich in ihren Stuhl zurück und nippte gedankenvoll an ihrem Becher. Dann sprach sie, und ihre Stimme klang ruhig und sanft, wenngleich ein feines Ohr vielleicht eine Nuance von Spottund auch von Ärger hätte heraushören mögen. »Erstaunlich, wie keusche kleine Jungfern wie Glyneth solch wilde Aufwallungen von Ritterlichkeit bei einem Manne hervorrufen können, während andere, welche von gleichem Wert, aber vielleicht durch einen Kropf oder ein paar Blatternarben entstellt sind, leidend im Dreck liegen können und nur wenig Beachtung erfahren, wenn überhaupt.«
    Shimrod gab ein melancholisches Lachen von sich. »Das Faktum ist real! Die Erklärung entspringt Tagträumereien und Idealvorstellungen, die weit machtvoller sind als Gerechtigkeit, Wahrheit und Barmherzigkeit zusammen. Aber nicht im Fall Glyneth. Sie strömt über von Freundlichkeit; und sie würde niemals den ignorieren, der im Dreck liegt. Sie ist stets fröhlich und guter Dinge; sie ist rein und frisch und hell wie das Licht der Sonne; sie bringt Freude in die Welt durch ihr schieres Dasein.«
    Melancthe schien verblüfft über das Feuer, mit dem Shimrod Glyneth lobpries. »In Shimrod hat sie einen glühenden Fürsprecher. Ich wußte nichts von Eurer Hingabe an die Prinzessin.«
    »Ich kenne sie gut, und ich liebe sie, als wäre sie meine eigene Tochter.«
    Melancthe erhob sich. »Ich hatte vergessen; das Thema langweilt mich.«
    Auch Shimrod stand auf. »Melancthe, zieht Ihr Euch auf Eure Kammer zurück?«
    »Ja; in der Schankstube wird es mir zu laut. Ihr könnt mit mir kommen wenn Ihr wollt.«
    »In Ermangelung einer besseren Alternative nehme ich Euer Angebot an.« Shimrod nahm Melancthes Arm, und die beiden zogen sich in die Kammer hinter der Tür mit den Zwei Grünen Eidechsen zurück.
    Shimrod entzündete die Kerzen in dem Kerzenhalter auf dem Tisch. Melancthe blieb in der Mitte des Raumes stehen, steckte sich die Blume ins Haar und schaute Shimrod beim Anzünden der Kerzen zu. Sie ließ ihr braunes Kleid fallen und stand nackt im Kerzenschein. »Shimrod: bin ich nicht schön?«
    »Ohne jeden Zweifel! Aber legt die Blume beiseite; sie lenkt von Euch ab.«
    Melancthe zog einen Schmollmund. »Aber ich mag sie! Komm, Shimrod, küß mich!«
    »Lege zuerst die Blume beiseite! Ich finde sie abstoßend.«
    »Wie du wünschst.« Melancthe warf die Blume auf den Tisch. »Wirst du mich jetzt küssen?«
    »Da wüßte ich etwas noch Besseres«, sprach Shimrod, und so vergingen die ersten Stunden der Nacht.
    Um Mitternacht, als die beiden eng aneinandergeschmiegt dalagen, sagte Shimrod: »Ich habe das unbehagliche Gefühl, daß du im Begriff warst, mir mehr von dem Zauberer Vishbume zu erzählen.«
    »Ja; so ist es.«
    »Warum willst du es mir dann nicht erzählen?«
    »Weil ich fürchtete, daß es dich erregen und zu irgendeiner überstürzten und unnötigen Handlung hinreißen würde.«
    »Und was für eine Art von Handlung könnte das sein?«
    »Es gibt nichts, was du im Moment tun könntest; Vishbume war bereits in Watershade und ist wieder abgereist, zu einem seiner geheimen Schlupfwinkel: einem Ort namens Tanjecterly.«
    Ein kalter Schauer

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