Lyonesse 2 - Die grüne Perle
und überlegen, wie sie deine Pläne am besten hintertreiben können.«
»Richtig, und früher oder später werde ich nicht umhin kommen, eine Anzahl ungläubiger Ulfländer zu hängen, während es mir doch viel lieber wäre, wenn sie sich selbst im Kampf gegen die Ska töteten, und selbst diese jungen ulfischen Unruhestifter und Feuerköpfe sprechen mit gedämpfter Stimme, wenn von den Ska die Rede ist.«
»Das sollte ihnen doch Anreiz genug sein, die Disziplin der Ska zu lernen.«
»Leider sind sie davon überzeugt, daß die Ska sie bei lebendigem Leibe verspeisen können und daß die Schlacht schon verloren ist, bevor sie begonnen hat. Ich werde sie behutsam und allmählich an die Aufgabe heranführen müssen und mich auf meine troicischen Truppen verlassen, bis wir ein paar Siege errungen haben. Das wird sie in ihrem Stolz und in ihrer Mannesehre treffen, und sie werden alles daran setzen, die troicischen Ausländer zu übertreffen.«
»Vorausgesetzt natürlich, du kannst die Ska mit deinem troicischen Heer schlagen.«
»In diesem Punkt hege ich keine Befürchtungen. Die Ska sind Meister in der Kriegskunst, keine Frage, aber es sind relativ wenige, und jeder von ihnen muß für fünf kämpfen. Andersherum wiegt jeder gefallene Ska wie fünf, und das ist mein Plan: sie auszubluten.«
»Du scheinst einen Krieg gegen die Ska für unausweichlich zu halten.«
»Wie könnte er vermieden werden? Im Programm der Ska muß Süd-Ulfland zwangsläufig als nächstes auf der Liste stehen. Sobald sie sich stark genug fühlen, werden sie sich mit uns messen wollen; ich hoffe nur, daß das erst dann der Fall sein wird, wenn ich bereit bin für sie.«
»Und wenn es vorher zu Feindseligkeiten kommt?«
»Ich werde sie nicht angreifen, soviel steht fest.
Wenn ich die volle Unterstützung der Barone hätte, wäre es leichter für mich.« Aillas nahm einen Schluck aus seinem Pokal. »Heute erhielt ich eine seltsame Meldung von Sir Kyr, dem zweitgeborenen Sohn von Sir Kaven von Burg Schwarzadler. Vor drei Tagen erschien ein Ritter, dem Anschein nach ein Daut aus Dahauts Westmarsch, auf Burg Schwarzadler. Er nannte sich Sir Shalles und berichtete in allem Ernst, daß es bald Krieg geben werde und daß König Casmir Troicinet erobern werde, so daß alle, die sich nun mit König Aillas verbündeten, von ihren Burgen vertrieben würden. Sie täten besser daran, so Shalles, eine geheime Widerstandskabale zur Verteidigung der ulfischen Freiheiten zu organisieren.«
Shimrod kicherte. »Ich nehme an, du fahndest nach Sir Shalles.«
»Selbstverständlich. Sir Kyr selbst ist auf dem Weg zu den Mooren, um Sir Shalles aufzuspüren, gefangenzunehmen und hierher zu schaffen.«
III
Der Regen verzog sich; der Morgen war klar und mild. Vom Platz aus bemerkte Shimrod, wie Melancthes Dienstmagd mit einem Korb zum Markt kam. Shimrod trat zu ihr und sprach sie an. »Guten Morgen! Ich bin es, Shimrod!«
»Ich erinnere mich gut an Euch, Herr; Ihr habt einen feinen Geschmack, was Koteletts anbelangt.«
»Und Ihr habt eine feine Hand, was ihre Zubereitung anbelangt!«
»Das ist wahr, wie ich zugeben muß. Ein Teil des Geheimnisses liegt in den Kräutern; nichts bekommt Schweinefleisch so gut wie gehackte Weinreben.«
»Da kann ich Euch nur zustimmen. Hat es Eurer Herrin gemundet?«
»Ach, sie ist schon sehr eigenartig; manchmal bezweifle ich, ob sie überhaupt weiß, was sie ißt oder ob es sie überhaupt interessiert. Mir fiel auf, daß sie die Knochen der Koteletts abnagte, und deshalb will ich heute noch einige kaufen, und vielleicht auch ein Paar fette Hühner. Diese schneide ich klein, brate sie in Olivenöl mit viel Knoblauch und serviere sie samt Öl und Sud auf Brot.«
»Ihr habt die Seele eines Poeten. Vielleicht werde ich ...«
Die Dienstmagd unterbrach ihn. »Ich bedaure, Euch sagen zu müssen, daß ich Euch nicht mehr einlassen darf. Das ist sehr schade, da die Dame jemanden braucht, der sie bewundert. Sie ist so traurig, daß ich den Verdacht habe, es steckt ein Zauberbann dahinter.«
»Nicht unmöglich! Besucht Tamurello sie bisweilen?«
»Ehrlich gesagt weiß ich von niemandem, der sie besucht, außer Euch und gewissen Faktoren aus der Stadt, die gestern kamen, um sie in ihre Listen einzutragen.«
»In der Tat ein höchst einsames Leben!«
Die Magd zögerte. »Vielleicht sollte ich es nicht sagen, aber heute ist die Nacht des abnehmenden Halbmonds, und wenn das Wetter schön ist, verläßt Lady Melancthe das Haus eine
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