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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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festsetzen.«
    »Ah!« stöhnte Vater Umphred gequält auf. »Das ist eine entmutigende Aussicht! Das könnt Ihr nicht tun! Keine weltliche Macht darf Steuern auf Eigentum der Kirche legen!«
    »In dem Fall widerrufe ich meine Erlaubnis! Es darf keine Kathedrale in der Stadt Lyonesse gebaut werden, weder jetzt noch überhaupt je!«
    Damit ging König Casmir seines Weges, eine untröstliche Königin Sollace und einen nicht minder untröstlich dreinblickenden Vater Umphred zurücklassend.
    »Er ist ein höchst starrsinniger Mann!« sagte Königin Sollace. »Ich habe gebetet, daß ihm der Herr den Balsam der Religion ins Herz gießen möge, und heute hatte ich das Gefühl, meine Gebete wären erhört worden. Doch jetzt ist es besiegelt; wenn nicht irgendein Wunder geschieht, wird er seine Meinung nie mehr ändern.«
    Bedächtig erwiderte Vater Umphred: »Wunder kann ich nicht herbeizaubern, aber mir sind gewisse Fakten bekannt, die zu erfahren Casmir einiges daransetzen würde.«
    Königin Sollace schaute ihn fragend an. »Welches sind diese Fakten?«
    »Teure Königin, ich muß zum Herrn beten, daß er mich recht geleite! Sein Licht muß mir den Weg weisen.«
    Königin Sollace zog einen Schmollmund und quengelte: »So sagt es mir doch! Vielleicht kann ich Euch guten Rat geben.«
    »Liebe Königin, teure selige Frau! 's ist nicht so leicht! Ich muß beten.«
     

III
    Zwei Tage später betrat König Casmir erneut die geheime Kammer. Er rupfte eine Feder aus dem Bauch der ausgestopften Amsel und trug sie in seinen Privatsalon, der neben seinem Schlafgemach lag. Er entzündete eine Kerze am Kaminfeuer und hielt die Feder in die Flamme, wo sie unter kleinen Wölkchen beißenden Rauches verbrannte.
    König Casmir schaute zu, wie die Rauchwölkchen sich in Luft auflösten. Dann rief er: »Tamurello? Hörst du mich? Ich bin es, Casmir von Lyonesse.«
    Eine Stimme ließ sich aus den Schatten vernehmen: »Nun denn, Casmir: Was ist?«
    »Tamurello? Bist du es, den ich höre?«
    »Was willst du von mir?«
    »Ein Zeichen, daß ich wahrhaftig mit Tamurello spreche.«
    »Entsinnst du dich Shalles', der ungebrochenen Auges in einem Graben liegt, mit aufgeschlitzter Kehle?«
    »Ich entsinne mich Shalles'.«
    »Berichtete er dir, in welcher Gestalt er mich sah?«
    »Ja.«
    »Ich zeigte ihm den Hexer Amach ac Eil von Caerwyddwn in der Fülle meines schwarzen
Dreuhwy
13 .«
    König Casmir grunzte beruhigt. »Ich rufe deinen Namen jetzt aus einem bestimmten Grunde an. Meine Unternehmungen sind zum Erliegen gekommen. Ich empfinde darob Enttäuschung und Zorn.«
    »Ach, Casmir, du übersiehst fürwahr, welches Glück dir zuteil ist! Auf Haidion wärmst du dich behaglich in der Hitze eines Dutzends prasselnder Kaminfeuer. Dein Tisch biegt sich unter der Fülle üppigster Genüsse! Du nächtigst auf seidenen Laken; deine Kleidung ist aus feinstem Tuch; Gold ziert deinen Leib. An geilen Lustknaben scheint es dir ebenfalls nicht zu fehlen; in diesem Punkte wirst du niemals Entbehrung fürchten müssen. Erregt jemand dein Mißfallen, genügen zwei Worte von dir, und er wird ermordet, wenn er Glück hat. Wenn er Pech hat, wandert er in den Peinhador. Alles in allem betrachte ich dich als einen vom Glück verwöhnten Mann.«
    Casmir überging die Sticheleien, die seinen Appetit maßlos überzeichneten; in Wahrheit war er geradezu genügsam, was seinen Zuspruch leiblicher Genüsse betraf. »Ja, ja, du hast zweifellos recht. Gleichwohl passen diese Bemerkungen ebensogut auf deine Lage wie auf meine. Ich vermute, daß du oft verärgert bist, wenn Dinge dir nicht so passen, wie du es willst.«
    Aus den Schatten kam ein leises Lachen. »Du läßt einen bedeutsamen Unterschied außer acht! Du rufst mich an, nicht ich rufe dich an.«
    Casmir erwiderte in gelassenem Ton: »Ich bin mir des Unterschiedes sehr wohl bewußt.«
    vor, in dem ihre Kraft ihren Gipfelpunkt erreichte.
    Tamurello erwähnt den Begriff offenbar in spöttischer Absicht oder aber als extravagante Floskel in Reaktion auf Casmirs beharrliches Bohren, er solle sich identifizieren.
    »Dennoch hast du es geschickt verstanden, mich an meinem wunden Punkt zu treffen. Murgen hat eine oder zwei meiner Schwächen entdeckt und tut, als ob die Welt kurz vor dem Untergang stünde. Hast du von seinem letzten Einfall gehört?«
    »Nein.«
    »Ein Magier namens Shimrod lebt in Trilda, nahe dem Dorfe Twamble.«
    »Ich kenne Shimrod.«
    »Stell dir vor: Murgen hat Shimrod zu meinem Aufpasser ernannt, um

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