Lyonesse 3 - Madouc
klingen zu lassen.«
Königin Sollace schüttelte verblüfft den Kopf. »Ich bin überrascht! Ich dachte, König Aillas und Prinz Dhrun seien hergekommen, uns einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.«
»Das war nicht sein einziger Beweggrund – das versichere ich Euch!«
Königin Sollace seufzte. »König Aillas hat seine eigenen großen Erfolge erlangt; warum kann er nicht nachsichtiger gegen Eure Hoffnungen und Träume sein? Hier muß Neid im Spiel sein.«
Casmir nickte knapp. »Wir haben nichts füreinander übrig, soviel steht fest. Gleichwohl, er tut nur das, was er muß. Er kennt mein Endziel ebensogut, wie ich es selbst kenne!«
»Aber es ist ein hehres Ziel!« blökte Königin Sollace. »Die Älteren Inseln wieder zu einem Reich zu vereinen, so wie ehedem: das ist ein nobler Traum! Es würde unserem heiligen Glauben gewiß Antrieb verleihen! Denkt nur! Eines Tages könnte Vater Umphred Erzbischof der gesamten Älteren Inseln sein!«
König Casmir sagte angewidert: »Habt Ihr Euch schon wieder von diesem käsegesichtigen Priester Flöhe ins Ohr setzen lassen! Er hat Euch schon zu Eurer Kathedrale beschwatzt; das soll genügen.«
Königin Sollace wandte ihre feuchten Augen zur Decke und sprach in geduldigem Ton: »Ganz gleich, was auch geschieht, wisset, daß meine Gebete Eurem Erfolg geweiht sind. Ihr werdet am Ende gewiß obsiegen!«
»Ich wünschte, es ginge so einfach.« König Casmir ließ sich schwer auf einen Stuhl sacken. »Noch ist nicht alles verloren. Mir sind in Blaloc die Hände gebunden, aber es gibt immer zwei Wege um die Scheune herum!«
»Der Sinn Eurer Worte entzieht sich mir.«
»Ich werde meinen Agenten neue Instruktionen erteilen. Keine Ruhestörungen und Einfälle mehr. Wenn König Milo stirbt, wird Brezante den Thron besteigen. Wir werden ihm Madouc zum Weib geben und so unsere Häuser vereinen.«
Königin Sollace erhob Einwand. »Brezante ist bereits vermählt! Er freite Glodwyn von Bor!«
»Sie war hinfällig, jung und kränklich, und sie starb im Wochenbett. Brezante ist notorisch weibstoll, und er wird gewiß bereit für eine neue Vermählung sein.«
Königin Sollace sagte trauervoll: »Die arme kleine Glodwyn! Sie war kaum mehr als ein Kind; es heißt, sie habe ihr Heimweh nie verwunden.«
Casmir zuckte die Achseln. »Wie dem auch sei, die Dinge könnten sich sehr wohl zu unserem Vorteil wenden. König Milo ist so gut wie tot. Brezante ist ziemlich dumm, ein Faktor, der für unsere Sache günstig ist. Wir müssen einen Anlaß für seinen Besuch schaffen.«
Sollace sagte skeptisch: »Brezante ist überhaupt nicht galant, und er ist weder wohlgestalt noch gar schneidig. Sein Faible für junge Mädchen ist notorisch.«
»Pah! Alt oder jung, was soll's? Könige stehen über derlei kleingeistigem Klatsch!«
Königin Sollace rümpfte die Nase. »Und Königinnen wohl auch!«
Casmir, der nachdenklich vor sich hin starrte, ignorierte die Bemerkung.
»Und noch etwas«, sagte Sollace. »Madouc ist schwierig in solchen Dingen.«
»Sie wird gehorchen, weil sie muß«, wischte Casmir den Einwand beiseite. »Ich bin hier der König, nicht Madouc!«
»Aha! Aber Madouc ist Madouc!«
»Wir können nicht Brot backen ohne Mehl. Sie mag ja eine hagere rothaarige kleine Range sein, soviel sie will: aber meinem Befehl muß sie sich trotzdem beugen.«
»Sie ist nicht häßlich«, sagte Königin Sollace. »Ihre Zeit ist gekommen, und sie entwickelt sich – langsam natürlich, und bisher mit wenig sichtbarem Erfolg. Sie wird freilich nie eine so elegante Figur wie die meine aufzuweisen haben.«
»Für Brezante wird es hinreichen.« Er hieb die Hände entschlossen auf die Armlehnen des Stuhls. »Ich bin bereit, geschwind zu handeln.«
»Eure Politik ist gewiß weise«, sagte Königin Sollace. »Jedoch ...«
»Jedoch was?«
»Ach, nichts von Bedeutung.«
König Casmir handelte ohne Verzug. Drei Kuriere ritten von Haidion in den Abend hinaus: der erste nach der Feste Mael, mit dem Befehl, zu gewohnten Verhältnissen zurückzukehren; der zweite zu einem hochgestellten Agenten in Twissamy; der dritte zu König Milo, ausgestattet mit einer Botschaft von König Casmir, in welcher dieser ihm gute Genesung wünschte, mit strengen Worten die Rohlinge geißelte, die die königliche Autorität verspotteten, und ihn und Prinz Brezante zu einem festlichen Besuch nach Haidion einlud. Oder auch Prinz Brezante allein, falls König Milos Gesundheitszustand einen solchen Besuch untunlich machen
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