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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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vielleicht ein Dachsgesicht oder eine lange blaue Nase verpassen, einfach so, ohne jeden Grund.«
    Madouc sagte im Brustton der Überzeugung: »Meine Mutter würde niemals ihrer eignen lieben Tochter ein Leid antun!«
    »Warum würdest du überhaupt erst dorthin wollen? Sie würden dich nicht freundlich empfangen.«
    »Das schert mich nicht. Ich will nur in Erfahrung bringen, wer mein Vater ist und wie er heißt und welchen Standes er ist und wo er jetzt wohnt: vielleicht in einem feinen Schloß hoch über dem Meer!«
    »Was sagt deine Mutter dazu?«
    »Sie gibt vor, sich an nichts zu erinnern. Ich glaube, sie hat mir nicht alles gesagt, was sie weiß.«
    Dhrun war skeptisch. »Warum sollte sie dir diese Information vorenthalten? Es sei denn, dein Vater war ein Tunichtgut oder ein Landstreicher, dessen sie sich schämt.«
    »Hm«, sagte Madouc. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber das ist kaum wahrscheinlich – so hoffe ich jedenfalls.«
    Aus der Burg kamen König Casmir und Aillas, beide mit einer Miene förmlicher Ungerührtheit.
    Aillas sagte zu Dhrun: »Der Wind scheint nach Süden zu drehen, und wir täten gut daran, die offene See zu gewinnen, bevor die Bedingungen sich verschlechtern.«
    »Es ist schade, daß wir so bald scheiden müssen«, sagte Dhrun.
    »Fürwahr! Doch so geht's nun einmal. Ich habe König Casmir eingeladen, zusammen mit Königin Sollace und der Prinzessin im Spätsommer eine Woche bei uns in Watershade zu verbringen.«
    »Das wäre eine feine Sache!« sagte Dhrun. »Im Spätsommer ist es in Watershade immer am schönsten! Ich hoffe, Eure Majestät wird die Einladung annehmen. Es ist keine allzu beschwerliche Reise!«
    »Es wäre mir ein großes Vergnügen zu kommen, falls der Druck der Regierungsgeschäfte es erlaubt«, sagte König Casmir. »Ich sehe, die Kutsche wartet bereits; ich werde mich hier und jetzt von Euch verabschieden.«
    »Das ist vollauf in Ordnung«, sagte Aillas. »Auf Wiedersehen, Madouc.« Er küßte sie auf die Wange.
    »Lebt wohl! Schade, daß Ihr schon so früh abreisen müßt!«
    Dhrun beugte sich hinunter, küßte Madouc auf die Wange, und sagte: »Lebe wohl. Wir werden uns bald wiedersehen, vielleicht in Watershade!«
    »Hoffentlich.«
    Dhrun wandte sich um und folgte Aillas die Steintreppe hinunter zur Straße, wo die Kutsche für sie bereitstand.
     

5
    König Casmir stand am Fenster seines Privatsalons, die Beine gespreizt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Die troicische Flottille war ausgelaufen und soeben hinter der östlichen Landspitze verschwunden; der Lir erstreckte sich glatt und leer vor ihm. Casmir murmelte leise einige Worte in seinen Bart und wandte sich vom Fenster ab. Die Hände immer noch hinter dem Rücken verschränkt, schritt er bedächtig im Raum auf und ab, den Kopf vorwärtsgeneigt, so daß sein Bart die Brust berührte.
    Königin Sollace betrat den Salon. Sie hielt inne und beobachtete König Casmirs schwerfüßige Wanderung durch den Raum. Casmir bedachte sie lediglich mit einem kurzen, eisig-blauen Blick aus seinen dunklen, brauenüberschatteten Augen und stapfte schweigend weiter auf und ab.
    Mit hochmütig gerümpfter Nase marschierte Königin Sollace durch den Raum und ließ sich auf dem Sofa nieder.
    König Casmir hielt schließlich inne. Nach einem weiteren Moment des Schweigens sprach er, mehr zu sich selbst als zu Sollace. »Es läßt sich nicht beiseite wischen. Wieder einmal wird mein Vorwärtskommen gehemmt und meine große Mühe zunichte gemacht – von derselben Kraft und aus denselben Gründen. Die Fakten sind klar und unverblümt. Ich muß sie hinnehmen.«
    »Tatsächlich?« fragte Sollace. »Welches sind diese häßlichen Fakten, die Euch solche Betrübnis bereiten?«
    »Sie betreffen meine Pläne bezüglich Blalocs«, knurrte Casmir. »Ich kann nicht einschreiten, ohne mir Aillas und seine troicischen Kriegsschiffe auf den Hals zu holen. Daraufhin würde dieser fette Schakal Audry mit Sicherheit sofort über mich herfallen, und ich kann nicht Aillas und Audry gleichzeitig widerstehen.«
    »Vielleicht solltet Ihr einen anderen Plan fassen«, sagte Königin Sollace heiter. »Oder Ihr gebt Euch einfach mit dem Fehlen eines Plans zufrieden.«
    »Ha!« bellte Casmir. »Das würde noch fehlen! König Aillas redet sanft und mit großer Höflichkeit; er besitzt die unangenehme Fähigkeit, jemanden einen verräterischen Lumpen, einen Lügner, einen Betrüger und Halunken zu nennen, aber es wie ein Kompliment

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