Lyonesse 3 - Madouc
»Manchmal kann ich nur staunen über die Gedanken, die Euch durch den Kopf spuken!«
»Ach ja«, seufzte Devonet. »Es ist weniger schimpflich, es zu denken, als es zu tun.«
»Aber es macht nicht so viel Spaß«, fügte Chlodys hinzu.
»Ihr könnt beide Prinz Brezante herzlich gern haben«, sagte Madouc. »Er wird euch sicherlich interessanter finden als mich.«
Später am Tag lief Madouc König Casmir in der Säulenhalle über den Weg. Er war schon im Begriff, an ihr vorbeizugehen, den Blick in seiner gewohnten Art abgewandt, als er plötzlich abrupt innehielt. »Madouc, ich will mit dir sprechen.«
»Jawohl, Eure Hoheit.«
»Komm mit!« Casmir ging voran in ein nahegelegenes Ratszimmer; Madouc folgte ihm zaudernd mit sechs Schritten Abstand.
Casmir wartete mit einem leisen, grimmen Lächeln im Gesicht vor der Tür, bis Madouc eingetreten war, dann schloß er die Tür und ging zum Tisch, wo er stehenblieb. »Setz dich!«
Madouc setzte sich zimperlich auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Tisches.
»Ich muß dich jetzt instruieren«, sagte Casmir gewichtig. »Hör genau zu und gib gut acht. Es stehen gewisse Ereignisse von großer Wichtigkeit bevor. König Milo von Blaloc wird in Kürze bei uns zu Gast sein, mitsamt Königin Caudabil und Prinz Brezante. Ich habe die Absicht, einen Verlobungsvertrag zwischen dir und Prinz Brezante vorzuschlagen. Die Ehe wird zu einem passenden Zeitpunkt geschlossen werden, wahrscheinlich in drei Jahren. Es wird eine bedeutsame Ehe sein, insofern als sie ein starkes Bündnis mit Blaloc stiften und konsolidieren wird, als Gegengewicht zu Pomperols Hinwendung zu Dahaut. Dies sind Staatsangelegenheiten, die du nicht verstehen wirst, aber du mußt mir glauben, daß sie von allerhöchstem Vorrang sind.«
Madouc suchte fieberhaft nach Worten, die taktvoll ihre Gefühle vermitteln würden, ohne König Casmir sogleich zu erzürnen. Mehrere Male hub sie an zu sprechen, besann sich dann jedoch eines Besseren und hielt den Mund. Schließlich sagte sie ziemlich lahm: »Vielleicht ist Prinz Brezante eine solche Verbindung gar nicht recht.«
»Das vermute ich anders. König Milo hat bereits sein Interesse an dem Arrangement bekundet. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit wird während des königlichen Besuchs die Verlobung bekanntgegeben werden. Brezante ist eine gute Partie für dich, und du kannst dich glücklich schätzen. Nun denn, aufgemerkt! Lady Vosse wird dich in den Anstandsformen unterweisen, die beachtet werden müssen. Ich erwarte, daß du dich bei diesem Anlaß auf das Schicklichste führst. Du darfst dich keinesfalls irgendeiner deiner berüchtigten Launen oder melancholischen Stimmungen hingeben; dies würde mein äußerstes Mißfallen erregen. Ist das durch und durch klar?«
Madouc antwortete mit zitternder Stimme: »Ja, Eure Hoheit, ich verstehe Eure Worte.« Sie holte tief Luft. »Aber sie schießen weit am Ziel vorbei. Es ist besser, wenn Ihr das schon jetzt wißt.«
König Casmir hob zu einer geharnischten Erwiderung an, aber Madouc kam ihm hurtig zuvor. »In normalen Dingen würde ich Euch wohl gehorchen, doch bedenkt: meine Ehe ist von weit größerer Bedeutung für mich, als sie es für Euch ist.«
König Casmir beugte sich langsam vor. Im Laufe der Jahre hatten Dutzende verängstigter Wichte einen solchen Ausdruck in seinem Gesicht gesehen, bevor sie zur Folter in den Verliesen unter dem Peinhador weggeschleppt wurden.
Mit einer Stimme, die tief aus seiner Kehle kam, sprach Casmir: »Du willst also meinem Willen trotzen?«
Madouc wählte ihr Worte mit größter Behutsamkeit. »Es liegen Umstände vor, Eure Hoheit, die diesen Plan unmöglich machen!«
»Was sind das für Umstände?«
»Erstens: ich verabscheue Prinz Brezante. Wenn er so erpicht aufs Heiraten ist, laßt ihn doch Lady Vosse oder Chlodys freien. Zweitens: wie Ihr Euch erinnern werdet, bin ich der Sproß einer Halblingsmutter und eines unbekannten Vaters. Mein Stammbaum fehlt; aus diesem Grunde heißen meine Zofen mich ›Bastard‹, was ich nicht in Abrede stellen kann. Wenn König Milo hiervon erführe, würde er die Verlobung als ein Possenspiel betrachten und als eine Beleidigung seines Hauses.«
König Casmir blinzelte mit den Augen und stand schweigend da. Madouc erhob sich und lehnte sich gegen den Tisch. »Deshalb, Eure Hoheit, ist die Verlobung nicht möglich. Ihr müßt andere Pläne schmieden, die mich nicht einschließen.«
»Bah!« stieß Casmir hervor. »Alle diese Umstände
Weitere Kostenlose Bücher