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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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verzehrt sich mit der Zeit, und zurück bleibt nur menschliche Schlacke.«
    Madouc schaute sinnend über die Stadt. »Alles in allem genommen würde ich mich nicht gern als ›menschliche Schlacke‹ betrachten.«
    »Natürlich nicht! Niemals würde ich dich für solche erachten!«
    »Es freut mich, deine gute Meinung von mir zu hören«, sagte Madouc bescheiden.
    »Die kanntest du schon vorher«, sagte Dhrun.»Überdies, wenn ich das sagen darf, bin ich erleichtert, dich bei guter Stimmung zu finden. Gestern abend warst du geradezu grämlich, und ich fragte mich, ob dich die Gesellschaft langweilte.«
    »War meine Stimmung so offensichtlich?«
    »Du wirktest, gelinde gesagt, ein wenig matt.«
    »Aber ich war nicht gelangweilt.«
    »Weshalb warst du unglücklich?«
    Wieder ließ Madouc den Blick in die Ferne schweifen. »Muß ich die Wahrheit erklären?«
    »Das Risiko will ich eingehen«, sagte Dhrun. »Ich kann nur hoffen, daß deine Bemerkungen nicht gar zu ätzend sind. Sag mir die Wahrheit.«
    »Ich bin diejenige, die ein Risiko eingeht«, sagte Madouc. »Aber ich bin tollkühn, und ich weiß keinen anderen Rat. Die Wahrheit ist die: Ich war so froh, dich zu sehen, daß mir ganz flau und elend wurde.«
    »Bemerkenswert!« sagte Dhrun. »Und wenn ich abreise, wirst du aus Kummer wohl vor Freude tanzen und singen.«
    Madouc sagte traurig: »Du machst dich lustig über mich.«
    »Nein. Eigentlich nicht.«
    »Warum lächelst du dann?«
    »Weil ich glaube, daß mehr Elfenstoff in dir ist, als du vermutest.«
    Madouc nickte nachdenklich, so als hätte Dhrun einige ihrer eigenen Vermutungen angesprochen. »Du hast lange in Thripsey Shee gelebt; du selbst müßtest auch Elfenstoff in dir haben.«
    »Manchmal befürchte ich, daß es so sein könnte. Ein Menschenkind, das zu lange im Elfenhügel weilt, wird verwirrt und mondsüchtig und ist hernach zu nichts anderem mehr nutze, als ausgelassene Musik auf der Bündelflöte zu spielen. Wenn es zu einer Gigue aufspielt, können die Leute nimmer vom Tanzen ablassen; sie müssen hüpfen und springen, bis ihre Schuhe durchgewetzt sind.«
    Madouc musterte Dhrun mit forschendem Blick. »Auf mich wirkst du nicht mondsüchtig – obgleich,ich bin kein geeigneter Richter. Übrigens, spielst du Flöte?«
    Dhrun nickte. »Eine Zeitlang spielte ich Weisen für eine Truppe tanzender Katzen. Das ist lange her. Es würde heutzutage nicht für würdiges Benehmen erachtet.«
    »Wenn du spieltest, tanzten die Leute dann ungehemmt? Wenn ja, möchte ich gern, daß du, wie aus einem spontanen Impuls heraus, für den König und die Königin und die Lady Vosse aufspielst. Sir Mungo würden ein paar Kapriolen auch nicht schaden, und auch nicht Zerling, dem Scharfrichter.«
    »Ich habe meine Flöte nicht mitgebracht«, sagte Dhrun. »Der Elfenhauch verfliegt allmählich, und mein Temperament ist ein wenig träge geworden. Vielleicht bin ich am Ende doch nicht mondsüchtig.«
    »Denkst du oft an den Elfenhügel zurück?«
    »Mitunter. Aber die Erinnerungen sind nur mehr verschwommen, als würde ich an einen Traum zurückdenken.«
    »Erinnerst du dich an meine Mutter Twisk?«
    »Nicht gut; eigentlich gar nicht. Ich entsinne an König Throbius' und Königin Bossums und auch eines Kobolds namens Falael, der eifersüchtig auf mich war. Ich erinnere mich an Feste im Mondenschein und daran, wie ich im Grase saß und Blumengirlanden flocht.«
    »Würdest du den Elfenhügel gern noch einmal besuchen?«
    Dhrun schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Sie würden denken, ich wäre gekommen, um sie um Gefälligkeiten zu bitten, und mir ein Dutzend üble Streiche spielen.«
    »Der Elfenhügel ist nicht weit von hier entfernt?«
    »Er ist nördlich von Klein-Saffeld an der Alten Straße. Ein Pfad führt nach Tawn Timble und Glymwode und weiter in den Wald, und schließlich nach Thripsey Shee auf der Madling-Wiese.«
    »Das dürfte nicht allzu schwer zu finden sein.«
    Dhrun sah Madouc sichtlich überrascht an. »Du hast doch nicht etwa vor, den Elfenhügel selbst zu besuchen?«
    Madouc antworte ausweichend: »Ich habe keine konkreten Pläne.«
    »Ich würde dir von allen derartigen Plänen, ob konkret oder vage, dringend abraten. Die Wege sind gefährlich. Der Wald ist fremd und unheimlich. Elfen darf man nicht trauen.«
    Madouc schien unbesorgt. »Meine Mutter würde mich schon vor Schaden behüten.«
    »Sei dir da nicht zu sicher! Wenn sie verstimmt wäre und einen schlechten Tag hätte, würde sie dir

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