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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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sind kleine Fische in einer großen Pfanne. Weder Milo noch Brezante brauchen davon zu wissen! Überhaupt: wer sollte sie ihnen zutragen?«
    »Diese Aufgabe würde mir zufallen«, sagte Madouc. »Es wäre meine Pflicht und Schuldigkeit.«
    »Das ist schieres Geschwätz!«
    Madouc sprudelte so hastig hervor, daß sich ihre Zunge beinahe verhaspelte: »O nein, Eure Hoheit! Ich benütze lediglich jene Redlichkeit und Aufrichtigkeit, die ich von Eurem noblen Beispiel gelernt habe! Die gebührende Hochachtung vor der Ehre beider Königshäuser würde mich dazu zwingen, meinen Familienstand zu offenbaren, ohne Rücksicht auf mögliche Folgen!«
    Casmir versetzte barsch: »Es hat nichts zu bedeuten; das versichere ich dir! Von Ehre zu reden ist leichtfertig und töricht! Wenn es ein Stammbaum ist, woran es dir gebricht, dann werden die Herolde sich einen passenden ausdenken, und ich werde ihn dir per Verordnung anheften!«
    Madouc schüttelte lächelnd den Kopf. »Verdorbener Käse stinkt, gleich wie dünn man ihn auch schneidet. Ein solcher Stammbaum wäre eine lachhafte Täuschung. Die Leute würden Euch ein bösartiges Monstrum schimpfen, falsch wie ein Hermelin, bereit zu jeder Lüge oder Doppelzüngigkeit. Alle würden sich über Euch lustig machen, und ich würde doppelt verlacht und doppelt erniedrigt, weil ich eine solch schamlose Lüge zugelassen hätte! Sie würden Euch ferner einen Intriganten schimpfen und einen ...«
    Casmir machte eine schroffe Geste. »Halt ein! Das reicht!«
    Madouc sagte demutsvoll: »Ich habe nur erläutert, warum mein wahrer und ureigener Stammbaum so wichtig für mich ist.«
    Casmirs Geduld neigte sich dem Ende zu. »Das ist Unsinn und geht völlig an der Sache vorbei! Ich denke nicht daran, meine Pläne von solch kleinlichen Spitzfindigkeiten zunichte machen zu lassen! Nun denn ...«
    Madouc schrie mit wehklagender Stimme: »Die Tatsachen lassen sich nicht ableugnen, Eure Hoheit! Mir mangelt es an jeglichem Stammbaum.«
    »Dann bastle dir einen Stammbaum oder suche dir einen, den du für angemessen erachtest, und er wird dir per Ermächtigung zugeordnet! Nur spute dich damit! Sag Spargoy, dem Obersten Herold, er soll dir dabei helfen.«
    »Mir wäre lieber, wenn jemand anderes mir hülfe.«
    »Nimm, wen immer du willst! Faktum oder Phantasie, es ist vollkommen einerlei; deine Grillen sind mir schnuppe. Nur schnell muß es gehen!«
    »Jawohl, Eure Majestät. Ich werde tun, wie Ihr befehlt.«
    Ein schmeichelnder Unterton in Madoucs Stimme machte Casmir stutzen: warum war sie plötzlich so fügsam? »In der Zwischenzeit werde ich den Meinungsaustausch bezüglich deiner Verlobung in Gang setzen. Die Sache muß zügig vonstatten gehen!«
    Madouc stieß einen gequälten kleinen Protestschrei aus. »Eure Hoheit, habe ich nicht gerade dargelegt, daß das nicht gehen kann?«
    Casmirs Oberkörper schien anzuschwellen. Madouc tat einen langsamen Schritt um den Tisch herum, um seinen größtmöglichen Umfang zwischen sich und König Casmir zu bringen. Sie schrie: »Nichts hat sich geändert, Eure Hoheit! Ich werde überall nach meinem Stammbaum fahnden, doch selbst wenn ich entdecken sollte, daß der König von Byzanz mein Erzeuger ist, würde das nichts daran ändern, daß ich Prinz Brezante so widerwärtig wie eh und je finde! Wenn er nur ein einziges Wort zu mir sagt, werde ich erklären, daß ich ein verwaister Bastard bin, den König Casmir ihm aus Gründen der Staatsraison andrehen will. Und ist er dann immer noch nicht abgeschreckt, werde ich ihm den ›Zinkelzeh-Kobolz‹ zeigen, auf daß er sechs Fuß hoch in die Luft springt.«
    König Casmirs Wangen waren rot angelaufen, und die Augen quollen ihm blau aus dem Gesicht. Er tat drei Schritte um den Tisch herum, um Madouc zu ergreifen und gehörig zu vertrimmen. Madouc huschte wachsam weiter um den Tisch herum, so daß der Abstand zwischen ihr und dem Monarchen gewahrt blieb. Casmir setzte ihr schwerfällig nach, aber Madouc entzog sich abermals mit flinken Schritten seinem Zugriff, stets darauf bedacht, die volle Breite des Tisches zwischen sich und König Casmir zu haben.
    Casmir hielt schließlich inne, schweratmend vor Erregung und Anstrengung. Madouc stieß atemlos hervor: »Ihr müßt verzeihen, Hoheit, daß ich Euch ausweiche, aber ich habe keine Lust auf eine erneute Tracht Prügel.«
    »Ich werde die Lakaien rufen«, sprach der König.
    »Sie werden dich in eine dunkle Kammer bringen, und ich werde dich mit Muße nach Strich und

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